Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Pontifikalamt mit den Religionslehrern im Bistum Regensburg
„Zeichen der großen Wertschätzung für Ihren Dienst“
Regensburg, 19. März 2024
„Ich möchte Ihnen ein herzliches Vergelt´s Gott sagen für Ihren Dienst. Für viele junge Menschen ist der Religionsunterricht oft das einzige Gesicht der Kirche“, so begrüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer vergangenen Samstagnachmittag die Teilnehmer des Religionslehrertages 2024 in der Hauskapelle Westmünster zum liturgischen Abschluss des Tages. Mit ihm feierten Domkapitular Msgr. Martin Priller, Leiter der Hauptabteilung Schule/Hochschule und Kaplan Leonard Skorczyk von der Pfarrei Herz Marien die Heilige Messe. Mit „Neuen Geistlichen Liedern“ gestaltete die Musikgruppe Querbeet aus Pettendorf das musikalische Programm. Ministrantinnen und Ministranten aus Herz Marien, in deren Pfarrgebiet die Hauskapelle liegt, taten den Dienst am Altar.
„Jesus-Ikone-Cyborg“
Dieses Werk von Daniel Frank lud auf dem Einladungsflyer zum Religionslehrertag ein und Bischof Rudolf griff es zu Beginn seiner Predigt auf. Die linke Seite zeigt eine klassische byzantinische Christusikone, die rechte Hand zum Segen erhoben. Die rechte Seite jedoch wirkt wie ein Blick in das Gehäuse eines Computers mit Kabeln und allerhand Technik – „Der Heiland uns mit Segen überschüttend oder ein künstliches Gebilde, menschliches Machwerk?“ Die Auswahl des Titelbildes war wohl im Vorfeld kontrovers diskutiert worden, und diese Diskussion passte in gewisser Weise auch zum Tagesevangelium (Johannes 7,40-53), in dessen Mitte die Frage steht: „Wer ist Jesus?“.
Ein angemaßter Messiasanwärter oder tatsächlich der Christus, der „Sohn“ des ewigen Vaters? Dies war das zentrale Bekenntnis der frühen Kirche. In diesem Zusammenhang spielt der Ratsherr Nikodemus eine beeindruckende Nebenrolle im Evangelium. Man kennt ihn als den Suchenden, der sich heimlich nachts mit Jesus traf und theologisch diskutierte. Hier pocht er zumindest schon auf eine gesetzeskonforme Befragung Jesu. Am Karfreitag wird er mit Joseph von Arimathäa Jesu Leichnam vom Kreuz abnehmen und ins Grab legen. Ausgehend von diesem klaren biblischen Befund stellte der Bischof die Frage:
„Was sagt uns das für den Religionsunterricht?“
Der Bischof Rudolf lenkte in seiner Predigt nun den Blick auf ein Ergebnis der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung aus dem Herbst 2023. Neben der steigenden Säkularisierung der Gesellschaft wurde hier auch der Anstieg des vollkommenen Desinteresses an religiösen Fragen und Themen in unserer Gesellschaft festgestellt. Viele der Befragten gaben an, dass ihnen auch ohne Gott und Jesus, Kirche und Glaube, nichts im Leben fehle. Einem Grundsatz der Religionspädagogik, „Der Glaube gibt Antwort auf die dringenden Fragen des Menschen“, sei damit die Daseinsberechtigung genommen. Dem entgegnete Bischof Rudolf, dass er glaube, „dass sich diese prinzipielle Gottoffenheit des Menschen nicht empirisch wiederlegen lässt“. Bereits Karl Rahner habe davon gesprochen, dass die wirklich wesentlichen Fragen des Menschseins oft durch Vordergründigkeiten verschüttet seien. Diese müssten im Religionsunterricht wieder freigelegt werden. „Gerade bei den Kindern zeigt sich demgegenüber oft die ganz natürliche Gott-Offenheit“.
„Der Herr braucht Dich“
Dankbar erinnerte sich Bischof Rudolf an seinen Religionsunterricht am Gymnasium und an seinen Religionslehrer, einen Kapuzinerpater, mit dem sie sich, auch im Kontext der Literatur, mit philosophischen Fragen auseinandergesetzt hätten. Ohne diesen Unterricht wäre er sicher nicht den Weg gegangen, den er gegangen ist. Darin bestehe auch die Aufgabe der anwesenden Religionslehrerinnen und Religionslehrer, junge Menschen dazu einzuladen, in Jesus „die große Sinn- und Hoffnungsperspektive des Lebens“ zu erkennen. In der ausgesuchten Kommunionmeditation des französischen Dichters Paul Claudel komme das wunderbar zum Ausdruck: „Der Herr braucht Dich. […] Der Herr will durch unsere Herzen und durch unsere Hände die Welt menschlicher machen; er will durch unsere Vernunft und unsere Arbeit das Himmelreich kommen lassen, denn es geht ihm um diese Welt und um diese Menschen.“
„Glauben(s)gestalten“
Unter diesem Motto fand am Samstag, 16. März 2024, in der Bischof-Manfred-Müller-Schule der Religionslehrertag 2024 statt, ein Tag für staatliche und kirchliche Religionslehrkräfte. „Sehr gerne bin ich der Einladung gefolgt, mit Ihnen allen heute die Heilige Messe zu feiern, das Programm begeisterte mich mit seiner Bandbreite an Themen und Workshops.“ „Einige der Themen hätten mich persönlich auch sehr interessiert“, so Bischof Rudolf. Am Vormittag bildete der Vortrag „Als Religionslehrer Glauben gestalten im Jahr 2024 – eine Spurensuche zwischen religionssoziologischen, professionstheoretischen und digitalen Kontexten“ von Professor Dr. Johannes Heger, Religionspädagoge der Universität Würzburg, den Auftakt. Hauptabteilungsleiter Msgr. Martin Priller freute sich, nach der langen Pause, seit 2018 wieder zu einem Tag der Fortbildung und Begegnung einladen zu dürfen. 19 Workshops und Gesprächsforen boten die Möglichkeit in die verschiedenen Glaubensgestalten von Kirche, Kunst, Schule und Politik Einblick zu nehmen.
Text und Fotos: Carl B. Prämaßing
(SG)