Sulzdorf, 9. Dezember 2024
Hochinteressiert an der St. Jakobuskirche in Sulzdorf, in der der selige Liborius Wagner seine letzte Heilige Messe vor seinem Martyrium zelebriert hat, zeigte sich Bischof Dr. Rudolf Voderholzer beim Besuch des Liborius-Wagner-Tages in Sulzdorf im Bistum Würzburg. Der Regensburger Oberhirte hatte sich eingehend mit dem Leben und Wirken des Pfarrers von Altenmünster und Sulzdorf in der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges befasst und stellte in seiner beeindruckenden Predigt die Aktualität dieses Glaubenszeugens heraus.
Zu Beginn des festlichen Gottesdienstes begrüßte der Ortspfarrer Dr. Eugen Daigeler den Bischof und dankte für den Weg, den er von Regensburg nach Unterfranken auf sich genommen habe. Zehn Priester aus verschiedenen Pfarreien des Bistums Würzburg standen mit am Altar am Todestag des Seligen sowie zahlreiche Ministranten. Liturgisch richteten Gebete und Lesungen den Blick auch auf die Gottesmutter, da die Kirche das Fest Mariae Empfängnis in diesem Jahr wegen des Sonntags vom 8. auf den 9. Dezember verlegt hat. Kirchenmusikalisch bereicherten das Pontifikalamt Jakob Keller an der Orgel und Barbara Göpfert als Kantorin. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche erklangen aus kräftigen Stimmen adventliche Lieder.
In seiner Predigt sprach Bischof Dr. Voderholzer zunächst über die Biographie des Seligen. Gerade weil er aus freien Stücken zum katholischen Glauben übergetreten sei, habe er die Menschen unterschiedlicher Konfessionen verstehen können. Er hätte sie wohl auch auf einen Weg zur Einheit führen können, wenn nicht die Gewalt des Krieges sich schreckliche Bahn gebrochen hätte. Eindringlich stellte der Bischof die Standhaftigkeit des Märtyrerpriesters als Vorbild auch für Christen in der heutigen Zeit heraus. Das veranschaulichte er in zentralen Fragen des christlichen Glaubens, die im Laufe der Geschichte manchmal bestritten, aber von glaubwürdigen Zeugen treu bekräftigt wurden. Mit Hinweis auf das bevorstehende 1700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa 325 war zentraler Punkt der Ansprache die Frage: „Ist Jesus nur ein religiös begabter Mensch oder ist er wirklich Gottes Sohn, der uns erlöst hat?“ Der Bischof nahm Bezug auf die heiligen Athanasius und Ambrosius, die sich zu ihrer Zeit klar gegen die Thesen desArianismus wandten und unmissverständlich klarstellten, dass Jesus der menschgewordene, ewige Sohn Gottes ist. Der heilige Paulinus, Diözesanpatron des Bistums Trier, wurde gar wegen seiner Treue zum Konzil von Nizäa in die Verbannung geschickt, wo er als gebrochener Mann starb. Waren es im vierten Jahrhundert die Christologie und die Lehre von der göttlichen Dreifaltigkeit, die geklärt werden mussten, so steht nach Bischof Voderholzer gegenwärtig besonders das Menschenbild zur Diskussion: „Wer ist der Mensch als Geschöpf Gottes?“ Die Würde des Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Ende brauche heute mutige und überzeugende Verfechter.
Die zahlreichen Gläubigen nahmen von der diesjährigen Feier des Liborius-Wagner-Tages Freude und Bestärkung im Glauben mit nach Hause. Dieses Fest wird noch lange nachklingen, waren sich alle Beteiligten einig.
Seliger Liborius Wagner – Priester und Märtyrer
In die konfessionell äußerst angespannte Zeit der Gegenreformation wurde Liborius Wagner (1593-1631) hineingeboren. Anders als viele religiöse Eiferer bemühte sich der Sohn protestantischer Eltern, der zum katholischen Glauben konvertierte, stets um religiöse Toleranz und einen Ausgleich der Konfessionen. Der 1974 selig gesprochene Priester sah in Andersgläubigen keinen Feind, sondern „beeindruckte durch kritisches Denken, Zivilcourage und Respekt". Selbst nach seiner Gefangennahme durch protestantische Soldaten und unter schwerer Folter legte Liborius Wagner sein unbeirrbares Glaubenszeugnis ab und starb schließlich 1631 den Märtyrertod. Das Bistum Würzburg feiert 2024 den 50. Jahrestag seiner Seligsprechung.
Text: Pfr. Dr. Eugen Daigeler / jas, Fotos: Monika Erhard