(v.l.n.r.) Pfarrer Michael Hoch, Pfarrerin Dr. Bärbel Mayer-Schärtel, Dr. Herbert Specht und Lisbeth Schrettenbrunner stehen gemeinsam bei einer Lithographie von Dalí

Ausstellung „Biblia Sacra“ in Regensburg Burgweinting bis zum 30. Oktober

Salvador Dalí in der Kirche


Regensburg, 21. Juli 2025

Die Kirche St. Franziskus in Regensburg-Burgweinting ist mit seinem modernen Bau und den weißen Wänden von außen bereits ein Augenmerk. Im Inneren sorgt der Kunstkreis der Pfarrei mehrmals im Jahr mit Ausstellungen für Abwechslung, aktuell zeigen sie Lithographien der „Biblia Sacra“ des spanischen Künstlers Salvador Dalí. Das Projekt ist ökumenisch gestaltet, Bilder hängen sowohl in der katholischen Kirche St. Franziskus als auch in der evangelischen Kirche Maria Magdalena. Am Eröffnungsabend in St. Franziskus war der Sammler Dr. Herbert Specht anwesend und stand für ein Künstlergespräch zur Verfügung. 

Kerzenlicht und sanfte Beleuchtung hüllen den Kirchenraum ein. Dazu spielen Tina Eff und Lisbeth Schrettenbrunner auf Cajon und spanischer Gitarre. Die Besucher streifen gemeinsam oder allein durch die Kirche, um sich die Farblithographien des spanischen Künstlers ganz genau anzusehen. Insgesamt sind es 105 Lithographien, die zu dem Bildzyklus „Biblia Sacra“ gehören. Der spanische Maler interpretiert in seinen Werken Bibelstellen, geschaffen hat er die Werke innerhalb von eineinhalb Jahren. In der Kirche St. Franziskus sind im Raum der Stille neun Originale und im Kirchenraum 22 Kopien ausgestellt. Dr. Herbert Specht, promovierter Alttestamentler und Pfarrer im Ruhestand hat die Werke gesammelt. Als besonderes Highlight hat er am Vernissageabend eine der Originalbibeln mitgebracht. Ein solch prächtiges Werk würde sich in einem Museum normalerweise hinter Glasvitrinen verstecken und für Besucher unzugänglich sein. Der Sammler steht den interessierten Besuchern an dem Abend für ein ausführliches Künstlergespräch zur Verfügung. Anhand von drei Originalen erfolgt ein gemeinsamer Austausch über die Bilder, die Jona und der Wal, Maria Magdalena unter dem Kreuz sowie die Auferweckung Jesu zeigen. Die einleitenden Worte am Eröffnungsabend sprach die evangelische Pfarrerin Dr. Bärbel Mayer-Schärtel.

„Die Begeisterung für Dalí kam durch diese Bilder“, erzählte Dr. Herbert Specht. Durch die Werke sieht er Dalí geradezu als Theologen an. „Er hat nicht nur kleine Szenen dargestellt, sondern er hat die biblischen Texte in der Tiefe verstanden und umgesetzt“, so Specht. Daraus habe auch der Ruhestandspfarrer noch dazugelernt, erklärt er. Dabei sei die intensive Betrachtung der Bilder das Entscheidende, um sie zu verstehen. Diese Ansicht teilt Lisbeth Schrettenbrunner, Sprecherin und Hauptorganisatorin des Kunstkreises der Pfarrei St. Franziskus. „Jedes Bild gefällt mir inzwischen immer besser, weil sehr viele Dinge, die Dali gezeichnet hat, erst beim dritten, vierten hinschauen auftauchen und zu sehen sind“, erzählte die Kunstbegeisterte. Seit über zwei Jahren gehört sie dem Kunstkreis an, den es seit Bestehen der neuen Kirche, mittlerweile seit etwa 20 Jahren, gibt. Derzeit sind acht aktive Mitglieder im Kunstkreis tätig. Im Jahr finden zwei bis vier Ausstellungen, verbunden mit einem Künstlergespräch statt. 

Bilderauswahl in den Kirchen

In der Kirche St. Franziskus hängt nur ein Teil der vollständigen „Biblia Sacra“. Welche Bilder ausgestellt werden war eine Entscheidung, die aus dem Bauch hinaus getroffen wurde, so Schrettenbrunner. An der Entscheidung war auch Pfarrer Michael Hoch beteiligt, der sich sehr über den engagierten Kunstkreis freut. In der Ausstellung sind das Alte und das Neue Testament vertreten, Themen sind unter anderem die Erlösung, Auferstehung und die Frage nach einem Bild, dass die Menschen von Gott haben, so Pfarrer Hoch. „Ich finde, dass sind ganz existenzielle Fragen, die in den Bildern stecken“, erzählte er. „In verschiedene Bilder habe ich mich eingelesen: Es steckt wahnsinnig viel Theologie in den Bildern, in einer Sprache, die jeder versteht.“ Zur Bilderauswahl der Ausstellung ergänzt Dr. Herbert Specht an anderer Stelle „dass möglichst die verschiedenen Techniken von Dali auch sichtbar werden, aber natürlich am Ende geht es immer um die Theologie der Bilder und um die Theologie von Dali. Diese Theologie empfinde ich als unglaublich tiefgründig.“

Ökumenischer Gedanke

Das besondere an der Ausstellung ist, dass Bilder des spanischen Künstlers nicht nur in der katholischen Kirche St. Franziskus, sondern auch in der evangelischen Kirche Maria Magdalena der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde ausgestellt sind. In Maria Magdalena sind es zehn Originale, in St. Franziskus neun Originale und 22 Kopien. Pfarrer Hoch erklärt, dass es die erste Ausstellung sei, die die Kirchen gemeinsam ausrichten. Die Beziehung in Burgweinting untereinander sei sehr eng und die Zusammenarbeit sehr harmonisch, betont Pfarrer Hoch. Pfarrerin Dr. Bärbel Mayer-Schärtel und er verstünden sich gut. Thematischer Schwerpunkt der Bilder in Maria Magdalena sei die Frau in der Bibel, so Hoch. So würden auch Bibelgeschichten wie die von Susanna thematisiert, erklärt der Pfarrer, die weniger bekannt seien. In St. Franziskus hingegen sei die ganze Bibel vertreten. Der Rundgang durch die Ausstellung endet mit einem pfingstlichen Bild, dass Aufbruchsstimmung vermitteln soll, erklärt Hoch. „In der Hoffnung, dass man ein bisschen spürt, dass Kirche und Kunst neue Kraft, neues Leben schaffen kann.“ 

Den spanischen Künstler Salvador Dalí sowohl in einer katholischen als auch in einer evangelischen Kirche zu präsentieren hatte Dr. Herbert Specht bereits 2022 in Marburg gewagt. Er findet es gut, dass Projekt ökumenisch umzusetzen, wodurch Dalí in beiden Kirchen gesehen werden kann. In Regensburg-Burgweinting hat man sich dazu entschieden, gemeinsame Öffnungszeiten dreimal in der Woche zu haben. Ausstellungsbesucherin Maria Spitzenberger erklärt am Eröffnungsabend, dass sie sich auch die Bilder in der evangelischen Kirche ansehen wolle. Dass die Bilder in der Kirche zu sehen sind, findet sie gut. „Ich finde den Rahmen sehr passend. Bibel gehört in die Kirche.“

Die Ausstellung ist bis zum 30. Oktober in den beiden Kirchen zu sehen. Mehrere Aktionen und Abende sind bis zum Ausstellungsende geplant. So findet am heutigen Abend um 19 Uhr ein Vortrag von Dr. Mayer-Schärtel mit einem anschließenden gemütlichen Umtrunk in der evangelischen Kirche Maria Magdalena statt. 

Weiteres vom Kunstkreis St. Franziskus in Regensburg

Seit es in Regensburg-Burgweinting die Kirche St. Franziskus gibt, gibt es in der Pfarrei einen Kunstkreis. Der hatte sich gebildet, um in die schlicht gehaltene Kirche hochwertige Kunstwerke zu bringen – zum Teil auch nur für einen bestimmten Zeitraum. Mittlerweile stellt der Kunstkreis immer mehr auf die Beine.

Text und Fotos: Lea Grosser
Audio: Claudia Bresky
(lg)



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