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Augustinus: Gott suchen

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Gerade war der Weg des heiligen Augustinus nun sicher nicht. Alles andere als das. Wenn es einen Menschen gibt, der im Leben wirklich alles gesehen hat, dann war das Augustinus. Seine Biographie liest sich beinahe märchenhaft, sein Werk erscheint übermenschlich. Kaum ein Denker hat die christliche Theologie so geprägt wie der nordafrikanische Kirchenvater.

Augustinus wurde in eine gespaltene Familie geboren. Der Vater war Heide, die Mutter begeisterte Christin. Es muss schwer für Monika gewesen sein, zu sehen, wie der Sohn den Glauben nicht nur ablehnte, sondern sich sogar über ihn lächerlich machte. Augustinus hatte für das Christentum nichts übrig. Er wolle die weite Welt sehen und die beste Bildung genießen. Augustinus wurde zu einem begnadeten Redner, der sogar am Kaiserhof in Mailand sprechen durfte. Nebenbei führte er viele zügellose Partnerschaften – aus einer von ihnen ist sogar ein Kind entstanden: „Adeodatus“, der von Gott gegebene.

 

Suche bei den Gnostikern

All das genügte Augustinus aber nicht. Er war auf der Suche nach mehr und begeisterte sich für die antike Philosophie. Danach schloss er sich der vielleicht einflussreichsten Sekte der Christentumsgeschichte an: den Gnostikern. Die Gnostiker waren davon überzeugt, Leib und Seele müssten streng voneinander getrennt werden. Während die Seele von einem guten Schöpfergott stammt, ist der Leib wie alles Materielle das Werk eines bösen Gottes. Dieser strenge Dualismus durchzieht das Denken der Gnosis. Letztlich geht es darum, das Materielle hinter sich zu lassen. Die Seele soll aus dem „Kerker“ des Leibes befreit werden.

„Nimm und lies“

Augustinus war zunächst ein begeisterter Gnostiker. Doch auch dieses Feuer begann langsam zu verlöschen. Er lernte in Mailand Ambrosius kennen. Seine Predigten faszinieren ihn, er scheint nun endlich gefunden zu haben, was er suchte. Doch er ziert sich immer noch, will sich noch nicht taufen lassen. Dann kommt ein schlagartiges Berufungserlebnis: In einem Garten sitzend, hört er eine Stimme. „Nimm und lies“ – wohl ein Kinderreim. Augustinus nimmt die neben ihm liegende Bibel, schlägt sie auf und will Christ werden.

Was er so lange gesucht hatte, hat ihn letztlich gefunden. Er kehrt zurück nach Afrika und gründet dort eine Klostergemeinschaft. Eines Tages will das Volk, dass er Priester wird. Von jetzt auf gleich, so heißt es, habe ihm der Priester die Hände aufgelegt und ihn geweiht. Keine lange Vorbereitungszeit, keine große Möglichkeit zum Nachdenken. Augustinus fügt sich und wird Priester. Er predigt viel und diese Predigten begeistern die Menschen. Als der Bischof seiner Heimatstadt Thagaste stirbt, wird er selbst sein Nachfolger.

 

Der alte Mann und das Meer

Augustinus legt ein enormes theologisches Werk vor. Viele seiner Schriften haben die Theologie auf Jahrhunderte, teilweise bis heute geprägt. Und trotzdem kommt Augustinus nie an ein Ende. Es gibt eine schöne Legende: Augustinus habe eines Tages am Meer an seinem Werk über die Dreieinigkeit Gottes gearbeitet. Da sieht er ein kleines Kind, das immer wieder mit einer Muschel vom Meer zu einem Sandloch läuft. Augustinus fragt das Kind, was es da mache. Das Kind: „Ich will das Meer in das Sandloch füllen.“ Augustinus, der große Gelehrte, muss lachen. Wie soll das denn gehen – das weite, weite Meer in ein kleines, von Menschenhand gemachtes Loch zu füllen. Das Kind antwortet dem Kirchenlehrer: „Und du? Du willst die unermessliche Dreifaltigkeit Gottes in deinen Verstand füllen.“

Augustinus begreift, was das Kind sagen will. Gott ist wie das weite Meer, das unmöglich im Kopf des Menschen Platz finden kann. Diese Geschichte soll nicht etwa die Sinnlosigkeit christlichen Denkens herausstellen. Augustinus ist der Kronzeuge für die fruchtbare Verbindung von Glaube und Vernunft. Und doch war er sich Zeit seines Lebens bewusst, dass er in dieser Welt nicht an das Ende seiner Bemühungen kommen wird. Wer Gott sucht, steht vor einer lebenslangen Aufgabe.

 

Der Gedenktag des heiligen Augustinus ist am 28. August.



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