News Bild Auch in der Corona-Zeit pilgern die Menschen zur heiligen Anna Schäffer nach Mindelstetten

Auch in der Corona-Zeit pilgern die Menschen zur heiligen Anna Schäffer nach Mindelstetten

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Nicht nur der Anna Schäffer-Gebetstag am vergangenen Sonntag bzw. Wochenende, auch die Wallfahrt zu der beliebten Heiligen aus der Region gestaltet sich zu Corona-Zeiten anders. Wie die Pfarrei Mindelstetten und insbesondere Ortspfarrer Johann Bauer damit umgeht, ja welche Erfahrungen er bisher gemacht hat - diesen Fragen wollten wir im Interview mit ihm nachgehen.

 

Wie hat die Corona-Krise, der damit einhergehende Lockdown und die Beschränkungen die Wallfahrt zur und die Verehrung der Heiligen Anna Schäffer Mitte März Sie bzw. die Pfarrei getroffen?

Pfarrer Bauer: Natürlich hat uns hier in Mindelstetten hinsichtlich der Wallfahrt die ganze Corona-Epidemie sehr stark betroffen. Die Rahmenbedingung für die Wallfahrten sind ja durch die allgemeinen politischen und kirchlichen Regularien vorgegeben - Beschränkung der Besucherzahlen bei Gottesdiensten, Beschränkung der Versammlungsmöglichkeiten. Wir haben uns daran gehalten, und das bedeutet, dass das, was vorher an Aktivitäten und Besucherzahlen da war, auf ein Minimum zusammengeschrumpft ist. Am Anna Schäffer-Gebetstag war sonst ja der große Tag, die Versammlung der Wallfahrer in Mindelstetten. Wir sind gewöhnt gewesen, abends auch den großen Gottesdienst im Freien zu halten, zusammen mit dem Bischof oder einem der Weihbischöfe und in der Regel 20 bis 25 Konzelebranten auf einem Freialtar draußen vor der Kirche mit mehreren Tausend Gottesdienstbesuchern.

 

Inwieweit haben sich die Lockerungen in den vergangenen Monaten ausgewirkt?

Pfarrer Bauer: Nun, seit Mai/Juni, ist es wieder möglich, Gottesdienste zu halten. Aber die gerade beschriebenen Gottesdienste und Wallfahrten gehören für eine bestimmte Zeit der Vergangenheit an. Die Gottesdienste heute mussten in der Kirche gefeiert werden unter den Bedingungen, die möglich sind, d.h. den Abstandsregel, so dass wir innerhalb der Kirche etwa 100 Personen Platz geben können. Wenn Familien da sind, ist das vielleicht auf 120 zu steigern - mehr nicht!

 

Wie kann man sich die Wallfahrten unter Corona-Bedingungen vorstellen?

Pfarrer Bauer: In den ersten Monaten, von März bis in den Mai hinein, war sie sehr stark zurückgedrängt. Aber Einzelwallfahrer bzw. -pilger waren immer da - natürlich auch etwas eingeschränkt. Aber alle Gruppenwallfahrten und Busgruppen, die geplant waren, haben abgesagt, und dies gilt bis zum heutigen Tag. Seit etwa Anfang Juli, seitdem es etwas lockerer wird, kommen Einzelpilger, Radfahrer- und Kleingruppen wieder - und in der Anzahl, wie sie früher auch da waren.

Worin sehen Sie den Grund, dass zumindest diese Einzelpersonen und Kleingruppen sich trotzdem auf den Weg nach Mindelstetten zur Heiligen Anna Schäffer machen?

Pfarrer Bauer: Es wird uns schon bewusst, dass uns diese Epidemie vor ein großes Problem stellt und sie bei den Menschen viele Ängste hervorruft. Wenn der Mensch in Sorge und Angst ist, dann braucht er Hilfe. Und in diesem Sinne haben Anna Schäffer und der Wallfahrtsort hier nochmals eine größere Aufgabe und Bedeutung bekommen. Das spürt man auch an den Pilgern: man klammert sich wieder fest an Anna Schäffer und vertraut auf ihre Fürbitte. Es ist ganz normal, dass der Mensch nicht nur nach den medizinischen Hilfsmitteln greift, sondern auch nach den übernatürlichen, geistlichen. Es ist für einen Christen ja auch völlig normal und an der Tagesordnung, dass man das tut.

 

Wie gestalteten sich die Fußwallfahrergruppen ganz konkret in den vergangenen Wochen und Monaten? Es stehen oft ja auch lange Traditionen dahinter?

Pfarrer Bauer: Die größeren Fußwallfahrergruppen haben unbedingt die Tradition weiter aufrechterhalten wollen und sind dann mit einer Hand voll oder einem Dutzend Leuten gekommen. Die Wege sind dann zum Teil auch etwas anders verlaufen, um den Abstand einzuhalten. In der Kirche sind die Plätze ja markiert. Vom Charakter unterscheidet sich unsere Wallfahrt in Mindelstetten ja von anderen Wallfahrten. Hier sind auch jetzt immer Pilger da - jeden Tag von früh bis spät. Das ist wie vorher.

 

Wirkt sich die Corona-Krise auch finanziell aus? Die Kollekten laufen ja jetzt anders ab - mit den stehenden Körbchen. Und es fehlen beim Anna Schäffer-Gebetstag ja auch viele Leute.

Pfarrer Bauer: Natürlich, die Kollektengelder sind massiv zurückgegangen. Und man kann diese fehlenden Finanzmittel auch nicht durch andere Einkünfte auffangen. Man kann nur das ausgeben, was man hat. Im Moment ist es zwar noch nicht akut, wir haben auch noch Rücklagen. Aber die Besucherzahl der Pfarrgottesdienste hat ja stark eingebüßt und damit auch die Kollekten. Maximal - mit Familien und bei Übertragung nach außen - bringen wir ungefähr 150 Personen unter. Normal am Sonntagvormittag sind hingegen 220 + x Gottesdienstbesucher. Das spüren wir sehr stark. Und da die Kollektenkörbchen ja nicht mehr durch die Bank gegeben werden, sondern hinten stehen, gehen sehr viele daran vorbei. Die Kollekten sind sehr klein geworden.

 

Das Interview führte Markus Bauer

 

 



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