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Arbeitskreis „Ethik und Soziale Marktwirtschaft“ mit Diskussionsrunde

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Regensburg, 8. Mai 2023

Anlässlich der Tagung des wissenschaftlichen Arbeitskreises „Ethik und Soziale Marktwirtschaft“ hat Bischof Rudolf Voderholzer am Freitagnachmittag, 5. Mai, an einer etwa zweistündigen Diskussionsrunde teilgenommen. Die insgesamt zweitägige Tagung am 5. und 6. Mai mit Gesprächsimpulsen, gemeinsamem Essen und der Feier der Heiligen Messe findet jedes Jahr an wechselnden Orten statt – dieses Jahr in der Katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Bayern in der Ostengasse 27 in Regensburg.

Ziel: Vernetzung christlicher Wissenschaftler

Der wissenschaftliche Arbeitskreis „Ethik und Soziale Marktwirtschaft“ wird von zwei Lehrstühlen gemeinsam organisiert und geleitet: vom Institut für ökonomische Bildung an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof. Dr. Christian Müller) und vom Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaften und gesellschaftlichen Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (Prof. Dr. Dr. Elmar Nass). Der Arbeitskreis ist vor fast 20 Jahren entstanden. Inzwischen gehören ihm etwa 40 Mitglieder an.

Der ökumenische interdisziplinäre Kreis besteht aus christlichen Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen, die ein Bekenntnis zu Jesus Christus sowie eine an der Botschaft Jesu ausgerichtete Wirtschafts- und Sozialethik teilen. Ziel ist die Vernetzung gläubiger christlicher Wissenschaftler, Wissenschaftlerinnen und Forscher im Bereich „Ethik und Soziale Marktwirtschaft“ sowie der fachliche Austausch.

Glaubensgemeinschaft statt Wertegesellschaft

In der Katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Bayern versammelten sich insgesamt 22 Teilnehmer um den langen Tisch im Gäste- und Tagungshaus. Nach einem kleinen Imbiss ging es am Freitagnachmittag weiter mit der Gesprächsrunde.

Bischof Dr. Voderholzer sprach mehrere Themen an und wies auch auf Probleme hin. „Wir sind keine Wertegesellschaft, sondern eine Glaubensgemeinschaft, aus der sich Werte entwickeln“, sagte Bischof Rudolf. Zudem müsse man das katholische Subsidiaritätsprinzip bewahren. Denn viele gehen ihren Weg ohne dieses Prinzip.

„Wir haben streckenweise noch eine Volkskirche“, sagte Bischof Rudolf. Diese müsse man vertiefen. Die meisten Menschen würden einer Mehrheit angehören wollen. Man wolle sich nicht ständig rechtfertigen müssen, weil man einer Minderheit angehört. Früher gehörte man als Kirchgänger dazu. Heute müsse man sich rechtfertigen, wenn man in die Kirche geht. Allerdings werde es auch immer „Alpha-Typen“ geben, die auch bei Gegenwind stark bleiben.

Soziallehre sorgt für ethischen Anschluss

Die neuscholastische Soziallehre verzichte möglichst auf theologische Argumente, um ethischen Anschluss zu finden. Dabei berufe man sich erst zuletzt auf theologische Argumente, denn für viele, die nicht gläubig sind, sei diese Art von Argumenten nicht relevant. Der Kirche würde man oft vorhalten, dass sie in einer demokratischen Gesellschaft nur einen Beitrag leisten könne, wenn sie selbst absolut demokratisch aufgestellt sei. Aber man werde sicher nicht z.B. über das Glaubensbekenntnis abstimmen oder Bischöfe in freier demokratischer Wahl wählen, erklärte Bischof Rudolf. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Kirche keinen Beitrag leisten könne. Unter anderem sei die Kirche im Motivationsbereich wichtig: Menschen seien einsatzbereiter im Leben, wenn sie an ein Leben nach dem Tod glauben würden.

Kein Monopol auf Schulen

Auch auf Schulen und Kindergärten kam Bischof Rudolf zu sprechen. Die Kirche wolle sich nicht aus Schulträgerschaften zurückziehen, doch die Finanzierung sei ein Problem. In manchen Ortschaften seien Schulen oder Kindergärten immer noch in rein kirchlicher Hand. „Wir wollen kein Monopol“, sagte Bischof Rudolf. Denn nicht jeder wolle sein Kind in eine Schule schicken, die in der Hand der Kirche liegt. Die Kirche brauche auch mehr Formen der Spiritualität für Männer. Katechese, spirituelle Beratung oder Seelsorge seien Gebiete, auf denen im Schnitt mehr Frauen als Männer zu finden seien.

Text: Lexa Wessel

Bilder: Lexa Wessel

(ven)



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