News Bild Antrittsbesuch des neuen Leiters des Katholischen Büros Bayern Dr. Matthias Belafi im Regensburger Ordinariat
Antrittsbesuch des neuen Leiters des Katholischen Büros Bayern Dr. Matthias Belafi im Regensburger Ordinariat

„Der Staat hat eine Verantwortung für unsere Schulen“

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Regensburg, 28. April 2023

Seit dem 1. März 2023 ist Dr. Matthias Belafi der Leiter des „Katholischen Büros Bayern“. Einer seiner ersten Antrittsbesuche galt dem Regensburger Bischof Dr. Voderholzer. Neben Generalvikar Dr. Batz war auch Dr. Gabriel Weiten beim Gespräch zugegen. Im eigentlichen Sinne war es ein erstes Kennenlernen – doch die Vertreter des Bistums äußerten auch ganz konkrete Sorgen. Gerade beim Thema Schule wünsche man sich mehr Unterstützung seitens des Staates.

Schnittstellen zwischen Politik, Gesellschaft und der katholischen Kirche zu schaffen, Probleme der Kirchen in den Diskurs mit politisch Verantwortlichen einzubringen, ist eine der Aufgaben des Leiters des Katholischen Büros Bayern. Er hält den Draht zur Staatskanzlei, zum Bayerischen Landtag, zu den Ministerien, den Parteien und politischen Akteuren sowie zu den Medien. Aufgrund dieser guten Vernetzung in die politische Welt hinein, war es ein Anliegen der Regensburger Bistumsleitung auch das derzeit brennende Thema „Schule“ in das Gespräch mit einfließen zu lassen. Viele der Schulen im Bistum sind sanierungsbedürftig. Allein die Sanierung der Gebäude verschlinge Millionenbeträge, die die Kirche in Zeiten zurückgehender Kirchensteuern vor große Probleme stellt.

Generalvikar Dr. Batz: „Die Situation unserer Schulen wird immer dramatischer“

Wie Generalvikar Dr. Batz betonte, stellt das Bistum Regensburg bei der Finanzierung, dem Aus- und Aufbau von Schulen seit vielen Jahren Millionenbeiträge zur Verfügung. Doch jetzt sei der Punkt erreicht, wo eine Neuregelung zur finanziellen Unterstützung der Schulen notwendig sei. „Die staatlichen Zuschüsse reichen nicht aus“. „Die Situation unserer Schulen wird immer dramatischer. Wir kommen an einen Punkt, wo neue Regelungen zum Erhalt, zur finanziellen Unterstützung unserer Schulen notwendig sind.“ Wie der Generalvikar hervorhob, brenne buchstäblich der „Dachstuhl“ – und mehr Hilfe seitens des Staates sei unbedingt geboten. „Wir wollen uns als Kirche nicht aus diesem Bereich zurückziehen. Es geht darum, jungen Menschen eine Bildungschance zu geben.“ Was Regensburg auf keinen Fall will, sind Schulschließungen, denn das wäre das Schlimmste, was passieren könnte. Die katholische Kirche hat einen Bildungsauftrag, so Batz, und jede Schulschließung hätte negative Auswirkungen, die es um jeden Preis zu vermeiden gelte. Was im Bistum Eichstätt angekündigt wurde, gilt es in der Diözese Regensburg zu vermeiden.

Bischof Dr. Voderholzer erinnert den Staat an seine Verpflichtung

Auch Bischof Dr. Voderholzer erinnerte im Gespräch mit Dr. Belafi an den Bildungsauftrag des Staates. „Wir stehen zu unseren Bildungsaufgaben – auch der Orden. Aber es gibt unterschiedliche Ordenscharismen. Und insbesondere die kontemplativen Orden sind nicht für die Trägerschaft einer Schule geschaffen worden.“ Bischof Voderholzer bezog sich auf die Ursprünge des Schulbetriebes in Bayern. Er zitierte König Ludwig den I., der die Wiedereröffnung des Klosters Seligenthal beispielsweise nur unter der Verpflichtung genehmigt hatte, dass die Schwestern sich weiterhin um die Ausbildung der weiblichen Jugend kümmern. Wie Bischof Rudolf betonte, sei der Staat ja nun der „Rechtsnachfolger von König Ludwig I. Eine gewisse Verpflichtung ist dadurch auch schon gegeben“. Für ihren Bildungsauftrag haben die Schwestern in Seligenthal auch Opfer gebracht. Diese historische Reminiszenz sollte man auch mit bedenken, so der Bischof.

Dr. Matthias Belafi bei Bischof Dr. Voderholzer, mit Generalvikar Dr. Batz und Dr. Weiten

Mehr Objektivität bei den Medien

Auch im Blick auf die mediale Berichterstattung wünscht man sich mehr Unterstützung. Man hat den Eindruck, so die Bistumsleitung, dass die katholische Kirche immer wieder zum Buhmann erklärt – und jede negative Schlagzeile medial ausgezerrt wird, bloß um der Reputation der Institution zu schaden. Anstatt miteinander zu reden, verhärte sich der Verdacht, dass oft Spekulationen die Grundlage der Berichterstattung bilden, nicht recherchierte Vorwürfe in den Raum gestellt werden, anstatt sachliche Argumente. Was aus Verkürzungen von Zitaten und Annahmen letztendlich in der Öffentlichkeit und bei den Gläubigen ankommt, ist ein verzerrtes Bild, das der Wirklichkeit und der Wahrheit nicht entspricht. Hier einen Weg des Vermittelns einzuschlagen, daran liegt auch dem Bistum Regensburg viel. Derzeit gewänne man den Eindruck, dass nicht über, sondern gegen die Kirche publiziert werde, was nicht nur einer Instrumentalisierung gleichkomme, sondern auch Züge einer Skandalisierung mit sich führt, die dem gesellschaftlichen Diskurs und der seelsorgerlichen Aufgabe der Kirche schadet.

Schulbuchkommission Süd muss wieder auf feste Beine gestellt werden

Wie Gabriel Weiten, theologischer Referent des Bischofs von Regensburg und promovierter Theologe, betonte, dass die Schulbuchkommission-Süd, die bislang in Regensburg angesiedelt war, wieder auf ein festes Fundament gestellt werden sollte, um in Zukunft ihrer wichtigen Aufgabe wieder gerecht werden zu können. Derzeit ist der Vorsitzender der emeritierte Weihbischof von Würzburg Ulrich Boom und die Geschäftsführerin Dr. Margaretha Hackermeier im katholischen Büro München zuständig. Ein Großteil der Arbeit wird aber nach wie vor von einem Mitarbeiter in Regensburg geleistet. Um die Arbeit effektiver zu gestalten, gilt es hier neue Strukturen zu finden, um die derzeitigen Zustände zu verbessern.

Zur Person

Mit Dr. Matthias Belafi hat erstmals ein Nicht-Priester die Leitung des Katholischen Büros Bayern übernommen. In seiner Funktion folgt der promovierte Politologe, den die bayerischen Bischöfe an die Spitze der Verbindungsstelle der katholischen Kirche zu Politik und Gesellschaft berufen hatten, auf den Münchner Prälaten Lorenz Wolf. Von 1998 bis 2000 studierte Belafi an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn die Fächer Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Neuere Geschichte. Von 2000 bis 2003 setzte er das Studium erweitert um das Europarecht an der Ludwig-Maximilians-Universität in München fort. Von 2003 bis 2007 war der bekennende Europäer Forschungsassistent am Centrum für angewandte Politikforschung in München und bis 2009 Junior Fellow am Zentrum für Europäische Integrationsforschung in Bonn. Ab 2018 leitete er in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf das Referat „Kontakte zu Kirchen, jüdischen Kultusgemeinden und sonstigen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, Religionsverfassungsrecht“. Zuvor war Belafi über zehn Jahre lang im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn als Geschäftsführer der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen tätig und mit der bundes- und europapolitischen Positionierung der deutschen Bischöfe befasst. Belafi ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und der Synodalversammlung des Synodalen Wegs. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

 

Text und Bilder: Stefan Groß

Weitere Infos

Das Katholische Büro Bayern nimmt im Auftrag der Bischöfe die Kontakte zur Staatsregierung, zum Landtag, zu kommunalen Spitzenverbänden, Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften, Repräsentanten der Gerichtsbarkeit, zu Landesbehörden und überregionalen Körperschaften, zu Verbänden und zu Organen der öffentlichen Meinungsbildung wahr. Es behandelt grundsätzliche Fragestellungen landesweiter Art, die über die Belange eines einzelnen Bistums hinausgehen.



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