650 Paare feiern Pontifikalamt anlässlich des diözesanen Tages der Ehejubilare - Bischof Rudolf Voderholzer: „Ihr Zeugnis ist ein wichtiger Dienst am Glauben der Kirche“
Der Regensburger Dom St. Peter platze am Sonntagmorgen sprichwörtlich aus allen Nähten, als rund 650 Ehepaare mit Bischof Rudolf Voderholzer ein Pontifikalamt anlässlich des diözesanen Tages der Ehejubilare feierten. Auch in den Seitenschiffen der ehrwürdigen Kathedrale hatten die Organisatoren Bänke aufgestellt, um den mehr als 1.500 Gläubigen einen Sitzplatz anbieten zu können. „Es ist gut, dass die Feier von 25, 40, 50, 60, ja sogar 70 gemeinsamen Ehejahren die Raumkapazität unseres Regensburger Domes wieder einmal an ihre Grenzen bringt“, sagte Bischof Rudolf zu Beginn des Gottesdienstes und dankte den Jubelpaaren für dieses überaus ermutigende Zeichen. Am Ende des Pontifikalamtes segnete der Regensburger Oberhirte zusammen mit Weihbischof Reinhard Pappenberger alle Ehepaare einzeln. Dabei wurden ihnen geschnitzte Erinnerungskreuze aus Olivenholz überreicht, die Christen aus dem Raum Bethlehem gefertigt hatten. Im Anschluss an die heilige Messe waren alle Paare zu einem Mittagessen in das Kolpinghaus eingeladen. Am Nachmittag hatten die Gäste die Möglichkeit aus einem bunten Rahmenprogramm von Besichtigungen, Führungen und Vorträgen auszuwählen. Herbert und Frieda Richter aus Bernried bei Deggendorf können heuer ihr 70-jähriges Ehejubiläum feiern. Bischof Voderholzer bedachte das Paar dafür mit der Wolfgangsmedaille. Aus organisatorischen Gründen konnte die Auszeichnung an diesem Tag aber leider nicht persönlich überreicht werden. Die Wolfgangsmedaille ist die höchste Auszeichnung für Laien im Bistum Regensburg und wird vom Bischof für besondere Leistungen verliehen.
In seiner Predigt bezog sich Bischof Rudolf auf die Lesung und das Tagesevangelium. In der Lesung stand David, der bedeutendste König in der Geschichte Israels, im Mittelpunkt. Dieser wurde aus Begierde zu einer Frau zum Mörder. Er unterwarf seinen Feind und schloss dessen Frau in die Arme. So weit könnten Liebe und Leidenschaft sich verrennen, erklärte der Bischof, dass sie sogar über Leichen gingen. Erst nachdem der Prophet David mit einer Geschichte den Spiegel vorhielt, sei der König unter der Last seiner Schuld in Tränen ausgebrochen und dichtete den Psalm 51: „Gott sei mir gnädig nach deiner Huld, wasch mich rein von meinen Sünden.“ Hier zeige sich die unglaubliche Barmherzigkeit Gottes, hob Bischof Rudolf hervor: Gott vergibt David seine Sünde. Aus der Perspektive der Opfer erscheine dies geradezu unerträglich. Vergleichbar, und doch ganz anders stelle sich die Situation im Evangelium des Tages dar, erklärte Bischof Rudolf Voderholzer. Im Evangelium nach Lukas 7,36 besucht Jesus das Haus eines Pharisäers. Dort begegnet er einer Frau, die in Sünde lebt. Sie salbt Jesus die Füße mit wohlriechendem Öl, wäscht sie mit ihren Tränen, trocknet sie mit ihren Haaren und küsst sie. Der Pharisäer zeigt sich verwundert, dass der Prophet diese Handlungen von einer Sünderin ausüben zulässt. Vieles spräche dafür, erläuterte Bischof Rudolf, dass es der Beruf der Frau gewesen sei, das für Geld anzubieten, was es nur als Geschenk wirklich gäbe: Liebe, und die körperliche Liebe als Ausdruck der Herzenszuneigung. Aber wenn sie auch eine verkehrt und sündig Liebende gewesen sei, so war sie eben doch immer auch eine Liebende. In Jesus sei diese Frau wohl jemanden begegnet, der es verstand, an der wahren Sehnsucht ihres Herzens anzuknüpfen, so dass sie nicht nur die Verirrung ihres Weges einsehen konnte, sondern auch noch Kraft schöpfte, umzukehren, auszusteigen und neu anzufangen, so der Regensburger Oberhirte. Dem Ganzen stehe der Pharisäer gegenüber, ein korrekter und frommer Mann, dem die Situation peinlich sei. Durch das Zutun Jesu müsse aber auch er einsehen, dass es die wichtigsten Dinge im Leben nur geschenkt gäbe, aus Gnade. Die wichtigsten Dinge im Leben seien Liebe und Vergebung und dass Gott nicht gefürchtet, sondern geliebt werden wolle:
„Denn nur wer lieben und sich lieben lassen kann, nur wer verzeihen und sich vergeben lassen kann, der wird eine echte Beziehung leben können und letztlich auch Gott auf die Spur kommen können!“, sagte der Bischof und verwies darauf, dass sich das Evangelium nicht so weit entfernt von dem festlichen Anlass sei, den die Gläubigen an diesem Tag im Regensburger Dom feierten. An die Jubelpaare gerichtet, die sich vor vielen Jahrzehnten vor Gott Liebe und Treue für ein ganzes Leben versprochen hatten, sagte Bischof Rudolf: „Es ist gut, dass man zu Beginn des Weges nicht schon alles weiß, was kommen wird. Man kann das Leben ja nur beherzt nach vorne leben, und rückwärts dann, in der Rückschau, zu verstehen versuchen. Das Geheimnis einer guten und dauerhaften Beziehung ist die Gnade, auch vergeben und Vergebung annehmen zu können. Gemeinsam auch vor Gott hinzutreten und neu um diese Gnade zu ringen.“
Liebe, so Bischof Voderholzer, sei mehr und gehe tiefer als ein erstes und noch ganz emotionales Verliebtsein. Liebe könne reifen, gerade auch in den schweren Herausforderungen des Lebens, wenn diese gemeinsam bestanden und bewältigt werden: „Was könnte es in diesen stürmischen Tagen, in denen auf so vielfältige Weise an den Grundfesten des christlichen Eheverständnisses gerüttelt wird, und wo oft auch in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass das Scheitern unsausweichlich ist, was könnte es da Wichtigeres und Ermutigenderes geben, gerade auch für die jungen Menschen, als ein bis auf den letzten Platz gefüllter Dom mit Ehejubilaren? Ihr Zeugnis ist ein wichtiger Dienst am Glauben der Kirche und für die Zukunft unseres ganzen Landes!“, so würdigte Bischof Rudolf abschließend die Jubelpaare.