News Bild 1016 Reiter mit Bischof Gerhard Ludwig beim 600. Kötztinger Pfingstritt – Papst Benedikt XVI. sendet Grußwort

1016 Reiter mit Bischof Gerhard Ludwig beim 600. Kötztinger Pfingstritt – Papst Benedikt XVI. sendet Grußwort

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Seit 600 Jahren erfüllen die Bad Kötztinger ihr Gelübde am Pfingstmontag. Der Pfingstritt in der Oberpfalz zählt zu den größten berittenen Bittprozessionen in Europa. Sehr zur Freude der Teilnehmer und Zuschauer ritt auch in diesem Jahr Bischof Gerhard Ludwig wieder mit dem Allerheiligsten Altarsakrament an der Spitze des Zuges mit. Eine Firmung, der apostolische Segen von Papst Benedikt XVI und der Vollkommene Ablass krönten den Jubiläumsritt.

Von der Kirche Sankt Veit, an der Bischof Gerhard Ludwig das Allerheiligste Altarsakrament überreicht bekam und in der Monstranz mitführte, startete die kilometerlange Reiterprozession auf. Angeführt vom Kreuzträger, dem die Laternenträger, Fanfarenbläser, eine große Schar von Ministranten, Mesner Franz Hackl, Bischof Gerhard Ludwig sowie der geistliche Offiziator Kaplan Josef Hausner und die ehemaligen Offiziatoren Pfarrer Josef Maier, Pfarrer Markus Ertl, Pfarrer Andreas Giehrl, Pfarrer Josef Drexler, Pfarrer Martin Besold, Pfarrer Stefan Prunhuber und der Rimbacher Pfarrer Karl-Heinz Seidl folgten. Hinter ihnen ritt der Pfingstbräutigam Bernd Huber mit den beiden Brautführern Patrick Aschenbrenner und Patrick Sperl. Die offizielle Spitze wurde abgeschlossen vom Pfingstbräutigam des Vorjahres, der die Marktfahne mitführte, mit seinen Brautführern und von der Vertretung der Burschenschaft. Die übrigen Reiter, meist in zünftiger Festtagstracht, schlossen sich betend an. Viele führten Erinnerungsfahnen mit, die sie für langjährige Rittteilnahme erhielten. Auch viele kleine Buben ritten auf dem Schoss des Papas oder des Opas den Weg hinaus aus der Stadt, über Feldwege und Straßen durch das Zellertal mit. Wie Kurdirektor Sepp Barth erklärte, waren 1.016 „Männerleut“ in alten Trachten beteiligt.

An vier Altären wurde das Evangelium vom Offiziator vorgetragen und durch Bischof Gerhard Ludwig die Felder, Fluren und Menschen gesegnet. Und obwohl am Pfingstmontag rund 50.000 Gläubige am Wegesrand stehen, ist der Ritt nicht zur bunten Touristen-Attraktion geworden. Vielmehr blieb er eine ernsthafte Demonstration es Glaubens, eine würdigte Veranstaltung, bei der man als Zuschauer nur die Gebete der Wallfahrer hört: „Gegrüssest seist Du, Maria, voll der Gnaden“. Während dieser Zeit feierten die Bad Kötztinger auf dem Stadtplatz beim Marienbrunnen vor der Kirche Sankt Veit eine Feldmesse mit Dompropst Dr. Wilhelm Gegenfurtner und Stadtpfarrer Herbert Mader, an der auch Ministerpräsident Horst Seehofer mit seiner Frau Karin teilnahm. Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Kirche Sankt Nikolaus in Steinbühl bei der Pfingstreiter-Wallfahrtsmesse, zu der Wallfahrtspfarrer Alfred Melchner begrüßte, den Grund des Pfingstrittes erläuterte und Vergelt`s Gott sagte für den Erlass des Dekretes, damit das Allerheiligste Altarsakrament wieder mitgeführt werden darf. Zum Bischof gewandt meinte er: „Der Pfingstritt hat es ihnen angetan, das merkt man und wir danken Ihnen sehr dafür“. In seiner Predigt betonte Bischof Gerhard Ludwig, dass dieses großartige Jubiläum mit einem tiefen Gefühl der Ergriffenheit zeige, dass sich Geschichte und Zeit wandeln, der Glaube aber gleich bleibe. Brauchtum und die Tradition seien tief im Glauben verwurzelt. Der eigentliche Anlass sei ja nicht besonders spektakulär: Ein Versehgang sei ja häufig gewesen, schließlich müsse jeder einmal sterben. Das menschlich betrachtete unscheinbare Ereignis beim Versehgang lasse aber aufscheinen: Gott wird denen, die ihn lieben, alles zum Guten gereichen lassen. Bei der Verkündung der vier Evangelien mit dem Segen über Fauna und Flora habe sich die Schöpfung Gottes in einem wunderbaren Glanz gezeigt, in deren Mittelpunkt der Mensch stehe. Gottes Sohn habe das Schicksal der Menschen im Leben und Tod geteilt. Bei der Eucharistiefeier hier am Ort des Versehganges vor 600 Jahren könne man aus vollem Herzen dankbar beten und singen. Beim Pfingstritt werde gezeigt, dass Religion keine Privatsache sei, sondern die Botschaft des Evangeliums in die Welt hinausgerufen werde. Bischof Gerhard Ludwig kündigte an, am Ende der Prozession ein Grußwort des Heiligen Vaters zu verlesen. Damit sei der Kötztinger Pfingstritt auf eine weltkirchliche Ebene gehoben worden. Der Diözesanbischof lobte die Tradition, die aus dem Versehgang heraus entstanden ist. Dabei dankte er allen, die sich in den langen Jahrhunderten für diese Wallfahrt eingesetzt haben.

Ein besonderes Ereignis war anschließend: die Firmung von Pfingstreiter Robert Nuslan, dem Hutmacher vom Dom in Regensburg, der seit 30 Jahren die Wallfahrt begleitet. Als Firmpate stand ihm sein langjähriger Freund Dekan Thomas Schmid zur Seite. Nach dem Gottesdienst ritten die Teilnehmer wiederum betend in der Reiterprozession zurück. Auf dem Stadtplatz von Bad Kötzting erhielt der Pfingstbräutigam sein „Tugendkränzchen“, eine Filigranarbeit aus Gold- und Silberdraht aus der Zisterzienserinnen-Abtei Seligenthal, das Bischof Gerhard Ludwig während des Rittes an der Monstranz mit dem Allerheiligsten trug. Vor der Kirche Sankt Veit hatte der Diözesanbischof noch eine Überraschung parat: Er verlas ein Schreiben von Papst Benedikt XVI. in dem dieser den traditionsreichen Ritt würdigte und von Herzen den Apostolischen Segen erteilte. Durch ein Dekret aus der apostolischen Pönitentiarie wurde ein Vollkommener Ablass nach Erfüllung der gewohnten Bedingungen (sakramentale Beichte, Eucharistieempfang und Gebt nach Meinung des Heiligen Vaters) erteilt. Das Te Deum schloss den Pfingstritt ab.

In der seit 1412 währenden Geschichte des Kötztinger Pfingstrittes nahm mit Bischof Gerhard Ludwig im Jahre 2004 erstmals ein Bischof am Pfingstritt teil. Sehr zur Freude der Gemeinde erließ er damals ein Dekret, dass der Pfingstritt nach 135 Jahren wieder zu einer Eucharistischen Prozession wurde und damit das Allerheiligste mitgeführt werden darf. Der Pfingstritt in Bad Kötzting geht auf ein Gelöbnis aus dem Jahre 1412 zurück. Im Dorfe Steinbühl, etwa sieben Kilometer von Bad Kötzting entfernt, lag ein Mann im Sterben und bat um die Sterbesakramente. Zum Schutz vor gefährlichen Räuberbanden begleiteten den Pfarrer die Burschen und sie alle gelobten nach glücklicher Rückkehr, den Ritt jedes Jahr zu wiederholen.

Eine Slideshow mit den schönsten Bildern finden Sie hier: glaube.me/KVWQlJ



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