Bistum
Der Regensburger Dom – ein gotisches Bauwerk
Schon wenn Sie den Regensburger Dom St. Peter von außen betrachten, werden Sie feststellen: An dem gotischen Bauwerk gibt es viel zu entdecken: Heilige, Löwen, Affen, Dämonen, eine Sonnenuhr und vieles mehr. Und das ist erst der Anfang, denn Innen gibt es mindestens genau so viel zu bestaunen. Ein Besuch lohnt sich!
Die meisten der sehr wertvollen Farbfenster sind zwischen 1220/1230 und 1320/1370 entstanden. Die bunten Fenster des Regensburger Doms erzählen viele Geschichten. Sie stammen aus unterschiedlichen Zeiten:
- Die Fenster in der Westfassade sind erst vor 150 Jahren hinzugekommen.
- Aus jüngerer Zeit (1967/1968) sind die farbigen Glasfenster im linken Nebenchor. Sie stammen von Professor Josef Oberberger, der auch zum Abschluss der Domrenovierung 1988 das Pfingstfenster im Westen des nördlichen Querschiffes schuf.
- Ebenfalls von Professor Josef Oberberger gefertigt wurden die neuen Obergadenfenster, die ganz im Sinne der Gotik nur gedämpftes Licht einlassen.
Kreuzigungsszene in einem Farbfenster des Doms
Im Regensburger Dom sind viele Steinfiguren zu sehen. Besonders ins Auge sticht die Verkündigungsszene: Maria und der „Lachende Engel“ an den westlichen Vierungspfeilern (von Meister Ludwig, um 1280).
An den östlichen Vierungspfeilern befinden sich die Steinfiguren des hl. Petrus (links) und Paulus (rechts), entstanden um 1320 bzw. 1360/1370. Hervorzuheben sind auch die beiden Reiterstatuen beim Westportal (Martin und Georg).
Steinfigur heiliger Petrus mit großem Schlüssel
Beim Rundgang fallen besonders die fünf gotischen Ziboriumsaltäre auf, die sich als Besonderheit im Regensburger Dom erhalten haben. Vor dem Hochchor geht der Blick nach vorne zum prunkvollen silbernen Hochaltar, der von Augsburger Künstlern stammt und im Laufe von knapp 100 Jahren zwischen 1695 und 1785 zusammengewachsen ist.
2009 erhielt der Regensburger Dom seine erste große Orgel. Diese wurde von der Orgelbaufirma Rieger aus Vorarlberg gebaut. Hinter dem barocken Hochaltar steht die 1989 durch die schweizerische Firma Mathis geschaffene Chororgel.
Regensburger Domorgel
Hinter dem 1976 entstandenen Hauptaltar und vor dem silbernen Hochaltar steht die Kathedra – der Lehrstuhl – des Bischofs. Sie soll den Besuchern die Stellung des Bischofs als Hirte und Lehrer der ganzen Diözese bewusst machen. Das Bischofsamt ist Zeichen und Garant der Einheit im Bistum und der verbindlichen Glaubenslehre, die die Kirche durch die Jahrhunderte überliefert und in die jeweilige Zeit hinein ausgefaltet hat.
Im Südchor schuf 2004 der Bildhauer Helmut Langhammer einen neuen Zelebrationsaltar aus Auer-Kalkstein, einen Ambo, Sedilien (Priestersitze) sowie ein zurückhaltendes Eisengitter, um die neue Kapelle als Sakramentskapelle dem Beter zu widmen und optisch abzugrenzen.
Sie ist benannt nach dem bedeutenden Regensburger Bischof Johann Michael von Sailer (1751–1832). Sein Grab befindet sich unmittelbar rechts vor dem neuen Altar. Die Kapelle gibt Raum, das Lebens- und Glaubensmotto Bischof Sailers zu bedenken und zu feiern: „Gott in Jesus Christus – das Heil der Welt“.
Wenn Sie den Regensburger Dom besuchen, wird Ihnen vielleicht auch die Steinkanzel im Mittelschiff (1482) auffallen. Auf ihr hat 1556/1557 der hl. Petrus Canisius gepredigt. Außerdem war sie die Wirkungsstätte von Domprediger Dr. Johann Maier, der kurz vor der Übergabe der Stadt an die Amerikaner am 24. April 1945 durch den Strang hingerichtet wurde, weil er sich für das Leben der Bürger dieser Stadt eingesetzt hatte. Sein Grab befindet sich seit April 2005 in der Bischofsgrablege des Doms. Eine Gedenktafel für ihn ist im südlichen Seitenschiff angebracht.
Johann Michael von Sailer (1829–1832), Denkmal und Grab im südlichen Nebenchor,Im Regensburger Dom haben bedeutende Bischöfe ihre letzte Ruhestätte gefunden, z.B.:
- Georg Michael Wittmann (1832–1833), Denkmal und Grab im nördlichen Nebenchor,
- Erzbischof Dr. Michael Buchberger (1927–1961), Grab im nördlichen Nebenchor.
Im rückwärtigen Teil des Mittelschiffes steht das große Bronzedenkmal für Fürstbischof Kardinal Philipp Wilhelm (gestorben 1598), Bruder des Herzogs Maximilian I. von Bayern, der dieses Grabmal 1611 durch Hans Krumper, München, errichten ließ.
Am 13. September 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. den Dom zu Regensburg und hielt dort ein ökumenisches Abendlob. An seinen Besuch erinnert im südlichen Seitenschiff eine Bronzetafel.
Eine erste „ecclesia sancti Petri“ lässt sich ab 788 nachweisen (erster Dom). Im späten 8. bzw. frühen 9. Jahrhundert wurde im Bereich der heutigen Dombauhütte eine dreischiffige Pfeilerbasilika gebaut (zweiter Dom), die Anfang des 11. Jahrhunderts großzügig nach Westen erweitert wurde. Von ihr ist heute noch der sogenannte Eselsturm erhalten. Ein Brand im Jahr 1273 und der damals aufkommende „moderne“ Stil der Gotik gaben den Ausschlag für einen kompletten Neubau ab 1275/76 – die heutige Kathedrale St. Peter im Stil der französischen Gotik (dritter Dom).
In einem ersten Bauabschnitt folgte der Baumeister noch sehr traditionellen und eher an der Romanik orientierten Formen (südlicher Nebenchor). Ab 1295 begann ein zweiter Bauabschnitt mit der Errichtung eines „Probefensters“ im Hauptchor. Die bis dahin geschlossenen Mauerflächen wurden zu diaphanen (durchscheinenden) Wänden aufgelöst. Es entstand ein überwältigendes Glashaus im Bereich des Hauptchores mit dem für die französische Gotik üblichen dreiteiligen Aufriss (Arkadenbögen, Triforium, Obergaden). Um 1310/15 erfolgte der Einbau der ersten Glasfenster. Nach und nach wurden der Chor, die Querschiffe, das Langhaus und die Westfassade mit dem Triangelportal fertiggestellt. Anfang des 16. Jahrhunderts, in einer Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs, des religiösen Umbruchs und sozialer Unruhen, kam auch der Dombau um 1520/30 zum Erliegen.
Markante Einschnitte in der Dombaugeschichte erfolgten im 19. Jahrhundert: 1810 fällt der Dom in Folge der Säkularisation an das Königreich Bayern und wird Staatsgebäude. Ab 1833 werden auf Anordnung König Ludwig I. alle nichtgotischen Einbauten im Dom entfernt. Im Bewusstsein der damaligen Zeit war die gotische Kathedrale Sinnbild des idealen Staatenwesens, „Denkmal“ einer starken Nation und einer starken Kirche. So wurden schließlich unter Bischof Ignatius von Senestrey und mit großzügiger finanzieller Unterstützung der bayerischen Könige Ludwig I. und Maximilian II. zwischen 1859–1872 der Regensburger Dom als ein bayerisches Nationaldenkmal vollendet.
In den 1930er Jahren legte Erzbischof Michael Buchberger das Bildprogramm der Baldachin- und Seitenaltäre neu fest, ab 1967 erfolgte unter Bischof Rudolf Graber der Einbau neuer Glasfenster und der neuen Altarinsel (1976) und unter Bischof Manfred Müller kam es zu einer umfassenden Sanierung zwischen 1984 und 1989 sowie dem Einbau der unterirdischen Grablege der Regensburger Bischöfe. In den Jahren 2004/5 wurde unter Bischof Gerhard Ludwig Müller der südliche Nebenchor zur Sailer-Kapelle umgebaut und die Rieger-Orgel errichtet (2009).
Der hl. Petrus am Regensburger Dom