Vincent de Paul – Sein Herz erstrahlte in verschiedenen Farben
Statue des heiligen Vincent de Paul vor der Mutterhauskapelle der Filles de la Charité in Paris.
Die Kirche gedenkt des heiligen Vincent de Paul am 27. September. Vincent de Paul, geboren in der Gascogne in Frankreich, war Priester und gründete die Congrégation de la Mission und die Filles de la Charité – heute bekannt als Lazaristen und Vinzentinerinnen. Er missionierte in Algier, Tunis und Madagaskar und hat sich stets der Caritas verschrieben. Zeitlebens verband ihn eine enge Freundschaft mit Franz von Sales.
Vincent wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. selig- und 1737 von Papst Clemens XII. heiliggesprochen. Seine Gebeine ruhen in der Kapelle der Lazaristen in der Pariser rue de Sèvres. Unweit davon entfernt befindet sich die Mutterhauskapelle der Filles de la Charité in der rue du Bac. Sie beherbergt das Herz des Heiligen.
Bekannt ist die Mutterhauskapelle in der rue du Bac vor allem durch die Ereignisse von 1830, als dort die Jungfrau Maria der jungen Seminarschwester Catherine Labouré erschien. Weniger bekannt ist, dass Catherine eben in jener Kapelle auch das Herz des heiligen Vincent de Paul sah. Es erschien ihr an mehreren Tagen über einem Reliquienschrein und erstrahlte je in einer anderen Farbe. Zunächst in Weiß, der Farbe des Friedens und der Eintracht, sodann in Rot, wie die Liebe und das Feuer, am dritten Tag in einem tief dunklen Rot, beinahe in Schwarz, was Catherine mit großer Besorgnis und Trauer erfüllte. Eine innere Stimme eröffnete ihr, das Herz des Vincent de Paul sei wegen des politischen Unheils tief betroffen, das über Paris und ganz Frankreich kommen werde.
Und in der Tat war die Zeit dieser Visionen eine Zeit menschlicher Nöte und politischer Unruhen in Frankreich. Bald kam es zur Julirevolution von 1830. Auch in den darauffolgenden Jahren brachten Pariser Straßenkämpfe und Bürgerkriege tausende Verletzte und Tote hervor. 1832 forderte eine in Paris ausgebrochene Cholera-Epidemie mehr als 20.000 Opfer.
In einer vierten Vision sah Catherine das Herz des Vincent wieder in rötlicher Farbe. Es sei etwas getröstet, da Gott durch die Fürbitte Marias die von Vincent de Paul gegründete Congrégation de la Mission und die Filles de la Charité nicht in den Drangsalen der Zeit untergehen lassen werde, sondern sich vielmehr ihrer bediene, um den Glauben wiederzubeleben.
Am 31. Dezember 1876 stirbt die Seherin Catherine. Auf die Frage, ob sie Angst vor dem Tod habe, hatte sie geantwortet: „Weshalb sollte ich mich fürchten, unseren Herrn, seine Mutter und den heiligen Vincent zu besuchen?“
Text und Fotos: Julia Wächter