Bild Petrus und Paulus: Zwei wahre Väter der Kirche

Petrus und Paulus: Zwei wahre Väter der Kirche

  • 29.
    Juni
    2036

Regensburg, 29. Juni 2025

Gleich zwei der sehr bedeutenden Heiligen der katholischen Kirche haben am 29. Juni ihren Gedenktag: Petrus und Paulus. Viele Kirchpatrozinien in ganz Bayern und natürlich auch im Bistum Regensburg zeugen davon.

Petrus

Der Fischer Simon, nach mancher Überlieferung aus dem israelischen Stamm der Naphtali, lebte mit seiner Frau in Kafarnaum. Dass er Kinder hatte, weiß die Legende von Petronilla. Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder Andreas, der zuvor schon Jünger von Johannes dem Täufer war, von Jesus in dessen Jüngergruppe berufen (Markusevangelium 1, 16 – 18).

Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus vom Fieber war eine der ersten Wundertaten Jesu (Matthäusevangelium 8, 14 – 15). Beim Wandel auf dem See Gennesaret zeigte sich Petrus' Glaube als zögerlich: er wollte dem auf dem Wasser gehenden Jesus folgen, bekam aber Angst zu versinken; nach seiner Rettung bekannte er mit einem Kniefall: "Du bist in Wahrheit Gottes Sohn" (Matthäusevangelium 14, 28 – 32).

Mit Johannes und Jakobus war Petrus bei der Verklärung Jesu zugegen (Matthäusevangelium 17, 1 - 8). Hervorgehoben wird Petrus auch bei der Fußwaschung, als er sich nicht würdig fühlte, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen (Johannesevangelium 13, 5 – 10). Bei der Gefangennahme Jesu schlug er in seinem Eifer Malchus, dem Diener des Hohenpriesters, das rechte Ohr ab (Johannesevangelium 18, 10). Petrus verleugnete Jesus nach dessen Gefangennahme drei Mal, noch ehe der Hahn krähte (Markusevangelium 14, 66 – 72). Petrus war aber auch der erste männliche Zeuge der Auferstehung Jesu (1. Korintherbrief 15, 5; Lukasevangelium 24, 34). 

Petrus' zukünftige Aufgabe wurde ihm beim Fischzug angekündigt: von nun an Menschenfischer zu sein (Lukasevangelium 5, 10). Nach seinem Bekenntnis in Cäsarea Philippi - heute Ruinen bei Ein Kinya auf den Golan-Höhen - wurden Petrus die Schlüssel des Reichs der Himmel übergeben, auch in der Volksüberlieferung bewacht er deshalb die Himmelstür. Jesus bezeichnete ihn als Fels – griechisch: pétros – auf dem er seine Kirche bauen wolle (Matthäusevangelium 16, 16 – 19) und erteilte ihm am Abend vor seiner Kreuzigung einen besonderen Auftrag im Apostelkreis: stärke deine Brüder (Lukasevangelium 22, 32). 

Petrus hatte zusammen mit dem „Herrenbruder“ Jakobus die Führung der Gemeinden in Jerusalem inne und begründete die christliche Mission, er wird in allen neutestamentlichen Apostelkatalogen an erster Stelle genannt. Nach der Enthauptung Jakobus' des Älteren, ließ König Herodes Agrippa I. Petrus ins Gefängnis werfen. Ein Engel erschien, die Ketten fielen, Petrus ging ungehindert an den Wächtern vorbei.

Nach katholischer Lehre reiste Petrus später nach Rom; der Überlieferung zufolge kam er in Santa Maria di Leuca an Land, bekehrte die Menschen dort vom Minerva-Kult zu Christus und widmete den Namen der Stadt der Jungfrau Maria; aus dem Minerva-Tempel wurde demnach schon im Jahr 43 die älteste christliche Kirche in Italien und damit in ganz Europa. Nach legendarischer Überlieferung feierte Petrus in Forum Novum – heute Ruinen in Torri in Sabina bei Rieti - im Haus eines Adligen die Messe; an der Stelle dieses Hauses steht demnach die spätere Kathedrale Santa Maria in Vescovìo. Dort wirkte er dann als Leiter der Gemeinde, unter Kaiser Nero starb er den Märtyrertod. Schon anfangs des 2. Jahrhunderts gehen kirchliche Schriftsteller von seiner Anwesenheit in Rom aus. Herausragende Bedeutung hat Petrus' angenommenes Grab unter dem Petersdom, das schon früh auf dem vatikanischen Hügel verehrt wurde.

Paulus

Paulus – hebräisch: Saulus – war Sohn vermögender jüdischer Eltern mit römischem Bürgerrecht, war aber in einer griechisch-bürgerlichen Umgebung aufgewachsen und beherrschte die griechische Sprache. Saulus erlernte den Beruf seines Vaters als Zeltteppichweber und folgte ihm auch als Anhänger der glaubenstreuen jüdischen Gruppe der Pharisäer, als jüdischer Theologe im Laienstand. Zu seiner weiteren theologischen Ausbildung ging er nach Jerusalem zu dem hoch angesehenen jüdischen Lehrer Gamaliel (Apostelgeschichte 22, 3). Saulus' Glaubenseifer hatte zur Folge, dass er die aufkommende christliche Kirche verfolgte, die er für eine jüdische Sekte hielt, die vom Gesetz abwich und deshalb zerstört werden müsse (Galaterbrief 1, 13). Die Apostelgeschichte erzählt, er habe bei der Steinigung des Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers, die Kleider der Peiniger bewacht (7, 58).

Saulus erhielt den Auftrag, in Damaskus weitere Christenverfolgungen zu leiten, aber eine wunderbare Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor Damaskus veränderte sein Leben radikal (Apostelgeschichte 22, 5 – 16; 26, 12 – 18). Paulus selbst bezeichnete dieses Ereignis - wohl im Jahr 35 - nicht als Bekehrung, sondern als Offenbarung von Jesus Christus (Galaterbrief 1, 12). Von der übermächtigen Erscheinung Christi getroffen, fiel Saulus zu Boden und war erblindet. Er wurde nach Damaskus geführt.

Die kontrovers verlaufende Versammlung der konkurrierenden Parteien der jungen Kirche – wohl im Jahre 48 –, gewährte Paulus die Freiheit zu Missionsreisen zu nichtjüdischen Menschen; sein Gegenspieler war Petrus als Vertreter der Position, wonach das Christentum nicht die jüdischen Wurzeln verleugnen dürfe; die vermittelnde Position nahm der Leiter der Urgemeinde in Jerusalem, der Herrenbruder Jakobus ein. Vor allem Paulus' Drängen brachte also die junge Kirche dazu, die geistigen und räumlichen Grenzen zu sprengen und das Wurzelland Israel, in dem die junge Kirche theologisch und mentalitätsmäßig zuhause war, zu verlassen und die Heidenmission voranzutreiben.

Die zweite Missionsreise, führte ihn nun zusammen mit Silas als Begleiter nach Galatien in Kleinasien, dann wohl im Jahr 50 übers Meer nach Europa, zuerst nach Philippi – heute Ruinen bei Krinides in Griechenland –, wo er an der heute noch gezeigten Taufstelle Lydia von Philippi als ersten Menschen von Europa taufte und kurze Zeit im Gefängnis saß. Die Reise ging weiter über Amphipolis, wovon heute die Ruinen bei Amfipoli nahe Serres zeugen, und weiter nach Apollonia, heutige Ruinen sind bei Nea Apollonia zu finden; dann ging es nach Thessaloniki und von dort aus in Richtung Süden durch Beröa, das heutige Veroia / Veria. Schließlich kam Paulus nach Korinth, der damaligen Hauptstadt der römischen Provinz, wo er sich etwa in den Jahren 50 bis 52 für 18 Monate aufhielt (Apostelgeschichte 15, 35 – 18, 22), bei Prisca und Aquila wohnte und eifrig in der Synagoge predigte. Vertreter der jüdischen Gemeinde bezichtigten ihn öffentlich auf der "Bema" bei Statthalter Gallio deshalb, falsche Lehren zu verbreiten; der wollte sich aber nicht in innerreligiöse Streitigkeiten einmischen (Apostelgeschichte 18, 12 – 16). In dieser Zeit verfasste Paulus auch den 1. Thessalonicherbrief, den ältesten der Paulusbriefe. Schwierig für Paulus war, dass in den neuen Gemeinden zunehmend andere Missionare sein Wirken – teilweise erfolgreich – in Frage stellten.

Die dritte Missionsreise wird in der Regel auf die Jahre 53 bis 58 datiert und führte wieder nach Kleinasien mit einem Gefängnisaufenthalt in Ephesus – heute Ruinen bei Selçuk –, dann wieder durch Makedonien und nach Korinth (Apostelgeschichte 18, 23 – 21, 14). Dann brachte er die beim Apostelkonzil vereinbarte Kollekte aus den Gemeinden der „Heidenchristen“ als Zeichen der Verbundenheit mit der judenchristlichen Urgemeinde nach Jerusalem, wobei er sich selbst nicht sicher war, ob diese das vereinbarte Zeichen akzeptieren wird (Römerbrief 15, 31); die Apostelgeschichte berichtet nichts von einer erfolgreichen Übergabe.

Paulus starb nach verbreiteter Auffassung um das Jahr 67 in Rom und wahrscheinlich eines natürlichen Todes. Verbreitete, aber eher unwahrscheinliche Legenden lassen ihn im Sommer des Jahres 64 als Märtyrer unter Kaiser => Nero im Rahmen von dessen Christenverfolgung nach dem Stadtbrand sterben an der Stelle der heutigen Kirche San Paolo alle Tre Fontane. Manche Indizien sprechen wie manche Legenden dafür, dass er nach vier Jahren in Rom nochmals eine Missionsreise, möglicherweise nach Spanien, unternahm: Nach dem von Clemens I. verfassten ersten seiner Briefe kam Paulus „bis ans Ende der Welt“, Paulus selbst nannte Rom nur als Station auf seiner geplanten Reise nach Spanien (Römerbrief 15, 24). Über Paulus in Spanien gibt es aber - abgesehen von der legendarischen Überlieferung über Xanthippe und Polyxena - keinerlei Nachrichten; entweder blieb er dort völlig erfolglos oder er starb schon auf dem Weg dorthin.

Ende des 2. Jahrhunderts entstanden Legenden von Paulus' Martyrium. Bei der legendären Enthauptung des Paulus spritzte demnach Milch auf die Henker; nach anderer Überlieferung sprang sein abgeschlagener Kopf dreimal auf dem Boden auf und an allen drei Stellen entstanden dann Quellen aus seinem Blut; an dieser Stelle wurde im 6. Jahrhundert eine Kirche und 1599 bis 1601 die heutige Kirche San Paolo alle Tre Fontane errichtet.

Wallfahrten zu Paulus-Stätten in Rom gab es schon in frühchristlicher Zeit – immer zusammen mit Besuchen am angeblichen Petrusgrab: beide zusammen wurden mit rituellem Mahl in den Katakomben des Sebastian geehrt. Paulus' Hinrichtungsort bei San Paolo alle Tre Fontane und sein Grab in San Paolo fuori le Mura waren weitere Ziele, dazu die Orte seiner Gefangenschaft: der eine wurde ein frühchristliches Oratorium, daneben wurde von Papst Silvester I. eine Kirche erbaut, beide zusammen sind heute die Kirche San Paolo alla Regola; der andere wurde um 700 zur Kirche Santa Maria in Via Lata umgebaut. Paulus' Kopfreliquie soll seit dem 9. Jahrhundert in der damaligen Papstbasilika San Giovanni in Laterano verwahrt werden. Vielfache Wünsche nach Körperreliquien wurden von den Päpsten immer abgelehnt, es gibt nur einige als Reliquie verehrte Gegenstände, die Berührung mit dem Grab hatten, sowie die angeblichen Ketten seiner Gefangenschaft, die früher in Jerusalem, seit dem 6. Jahrhundert über dem Grab in San Paolo fuori le Mura in Rom zu sehen sind.

Petrus und Paulus

Der Überlieferung im 1. Brief des Clemens I. zufolge begegneten sich Petrus und Paulus in Rom, zusammen überführten sie den Magier Simon, der mit seiner Flugkunst zu Tode stürzte. Nero verlor mit Simon seinen Hofkünstler und ließ Petrus und Paulus ins Gefängnis – den Carcere Mamertino – werfen; vor der Hinrichtung erreichten Freunde, dass Petrus sich entziehen konnte. Der Fliehende begegnete vor den Toren der Stadt Christus - an der Abzweigung der Via Ardeatina von der Via Appia, an der Stelle, an der heute die Kirche Santa Maria in Palmis steht, und fragte ihn: „Quo vadis, Domine?“ – „Wohin gehst du, Herr?“

Als Christus antwortete, er gehe nach Rom, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen, beschloss Petrus, mit ihm zu gehen und dieses Schicksal zu teilen; gleich danach sah er den Auferstandenen in den Wolken entschwinden. Petrus wurde dann auf eigenen Wunsch im Zirkus des Nero, wo heute der Petersdom steht, nach anderer Überlieferung am Ort der heutigen Kirche San Pietro in Montorio ans Kreuz geschlagen: mit dem Kopf nach unten, da er nicht würdig sei, denselben Tod wie Jesus Christus zu sterben. Paulus war es, der das Werk fortsetzte und so dem durch Petrus gesetzten Grundstein für eine christliche Kirche in Rom eine Struktur hinzufügte.

Text: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon

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