Pater RUPERT MAYER SJ: Apostel Münchens
Der Jesuit Rupert Mayer wurde 1876 in Stuttgart geboren. Er studierte in Fribourg in der Schweiz und Tübingen, trat den CV-Verbindungen Teutonia Fribourg und Guestfalia Tübingen bei. Für die Diözese Stuttgart wurde er zum Priester geweiht, danach entschied sich zum Eintritt in den Jesuitenorden. Nach dem Noviziat kam Pater Mayer 1912 nach München. Damals strömten geradezu Menschenmassen in die oberbayerische Stadt: 23.000 Zuwanderer pro Jahr ließen sich in München nieder. Rupert Mayer kümmerte sich um ihre Anliegen und Nöte, wurde auch Mitglied der CV-Verbindung Aenania. Als Kämpfer für die Caritas stand Mayer an der Seite derer, die kaum etwas oder gar nichts hatten. Zudem wurde er Präses der Marianischen Männerkongregation, um die er sich kümmerte und an die er immer wieder in begeisternden Predigten das Wort richtete.
Als der erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich Pater Rupert Mayer freiwillig für den Dienst als Priester an der Front. Er spendete das Sakrament der Buße, feierte Messe, stand Maiandachten an der Kriegsfront vor. Durch eine Verletzung musste ihm ein Bein amputiert werden. Nach dem Ende des Kriegs begann Pater Rupert Mayer, politische Veranstaltungen zu besuchen, und dort für das Evangelium das Wort zu erheben. In seinem seelsorgerlichen Umfeld kämpfte er gegen den Kommunismus und Nationalsozialismus gleichermaßen, er lehnte sie beide strikt ab. Als er 1923 eine Versammlung der NSDAP im Münchner Bürgerbräukeller besuchte, ergriff er das Wort: „Ein deutscher Katholik kann niemals Nationalsozialist sein.“ Schon damals eine höchst gefährliche Äußerung in der mit Nationalsozialisten gefüllten Halle. Doch Parter Rupert Mayer kannte keine Angst, wenn es um seinen Glauben ging.
Liebe für die Verfolger
Als Hitler und seine Schergen am 9. November 1923 die Macht an sich reißen wollten, was aber verhindert werden konnte, erfuhr der Jesuitenpater Mayer, es gebe viele Verletzte und Sterbende vor der Feldherrenhalle. Er eilte zu den niedergeschossenen Nationalsozialisten, auch wenn sie seine Gegner waren, und spendete ihnen die Sterbesakramente und geistlichen Beistand. Der Pater blieb jedoch ein unbeugsamer Kritiker des Nationalsozialismus, und er verstummte auch nach der Machtergreifung Hitlers nicht.
in das Gefängnis Landsberg kommt, muss er einen Fragebogen ausfüllen, der den nationalsozialistischen Machthabern helfen soll, ihren neuen Häftling besser einzuschätzen. Eine der Fragen lautet: „Was versteht man unter Ehrlichkeit?“ Der Jesuit antwortet: „Ehrlich nennt man den, der fremdes Eigentum unter keinen Umständen und niemals antastet; ehrlich nennt man auch den, der so spricht und sich äußerlich so benimmt wie er denkt.“ Diese Antwort trifft auf ihn, den seligen Pater Rupert Mayer, in höchstem Maße zu. Umso mehr wurde er, 1937 war das, mit Rede- und Predigtverbot belegt. Dreimal saß der unermüdliche Kämpfer für das Evangelium im Gefängnis, zuletzt im Konzentrationslager Oranienburg-Sachsenhausen.
Inmitten der Entbehrungen und Gräuel der Haft empfand Mayer eine tiefe Freude, für seinen Glauben leiden zu dürfen. Einmal träumte er gar, erschossen zu werden – und freute sich nach dem Erwachen darüber, als Märtyrer ausersehen zu sein. An seine Mutter schrieb Rupert Mayer 1940 aus der Haft: „Jetzt habe ich wirklich nichts und niemanden mehr als den lieben Gott. Und das ist genug, ja übergenug…“ Im selben Jahr wurde er jedoch aus dem KZ in das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal gebracht. Dort sollte er fortan innerhalb der Klostermauern leben – so die Weisung der Nationalsozialisten. Predigen durfte er nicht. Es war ihm auch verboten, die Beichte zu hören. Rupert Mayer leidet unter dieser Isolation beinahe mehr als unter den vorausgegangenen Haftmonaten.
Aufrecht bis zum Tod
Als die Amerikaner Ende April in Ettal einmarschieren, ist Mayer wieder ein freier Mann. Nur wenige Tage später kehrt er bereits nach München zurück und widmet sich wieder seinen Tätigkeiten als Seelsorger. Haftzeit und die Qual der erzwungenen Isolation haben ihn jedoch gezeichnet. Aus der zuerst im Konzentrationslager erlittenen Entkräftung, von der er sich, wohl durch große innere Anspannung, auch hinter den für ihn geschlossenen Klostermauern von Ettal nicht erholt hat, muss er das Amt als Präses der Marianischen Männerkongregation abgeben. Am 1. November 1945 feiert der Pater in der Münchner Michaelskirche das Hochfest Allerheiligen. Ein letztes Mal soll es sein, dass er predigt: Am Ende seiner Ausführung ereilt ihn eine Gehirnblutung. Er spricht stammelnd seine letzten Worte: „Der Herr, der Herr, der Herr…“ Aufrecht steht er da noch immer am Altar, gestützt durch seine Beinprothese. Nur wenige Stunden später stirbt er im Krankenhaus.
Nur drei Jahre nach seinem Tod wird die Leiche des hochverehrten Mannes in die Krypta der Bürgersaalkirche gebracht – in einem Triumphzug, an dem 300.000 Menschen teilgenommen haben sollen. Rupert Mayer wird verehrt und in vielen Notlagen als Fürsprecher angerufen. Als Papst Joannes Paul II. auf Deutschlandreise ist, spricht er den Apostel Münchens am 3. Mai 1987 selig. Unablässig beten auch heute zahlreiche Menschen um die Heiligsprechung Pater Rupert Mayers.
Titelcollage © Portraitbild um 1920, gemeinfrei / Stahlstich um 1850, gemeinfrei