Bild JOHANNES CASSIAN: Mönchsvater und Grenzgänger zwischen Ost und West

JOHANNES CASSIAN: Mönchsvater und Grenzgänger zwischen Ost und West

  • 23.
    Juli
    2035

der hl. Johannes Cassian

Einer der wichtigsten Heiligen der ungeteilten Christenheit: der hl. Johannes Cassian.

Dem westlichen Christentum gilt er als einer der Väter des abendländischen Mönchtums, dessen Einfluss auf die westliche Theologie und deren wichtigste Protagonisten kaum zu überschätzen ist. Und dem östlichen Christentum gilt er als bedeutender Mystiker, Gebetslehrer und großer „Vertreter der orientalischen Tradition“ - so der bedeutende russisch-orthodoxe Theologe Vladimir Lossky. So empfiehlt unter anderem niemand Geringeres als der hl. Benedikt von Nursia in seiner „Benediktregel“, dessen Schriften kontinuierlich zu lesen. Und in der orthodoxen Kirche ist er als einziger lateinischer Christ in zwei berühmten spirituellen Textsammlungen verewigt: Den „Apophtegmata Patrum“ (in denen die Aussprüche der Begründer des christlichen Mönchtums, der „Wüstenväter“, gesammelt wurden) sowie in der „Philokalie“ (der bedeutenden Anthologie der orthodoxen Kirche zum Herzens- und Jesusgebet).

Die Rede ist vom hl. Johannes Cassian (360 – 435), der in der katholischen Kirche am 23. Juli seinen Gedenktag hat und vor über 1580 Jahren verstarb. Er zählt zweifellos zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des ersten christlichen Jahrtausends – und bewegte sich in der damals noch ungeteilten Christenheit wie selbstverständlich zwischen Rom und Konstantinopel, zwischen westlichem und östlichem Christentum, um schließlich seinen Lebensabend als Klostergründer in Marseille zu beenden.

Wie kam es zu diesem außergewöhnlichen und so fruchtbaren Leben für die Kirche in Ost und West, welches nachweißlich sowohl theologische Giganten wie Benedikt von Nursia, Thomas von Kempen, Dominikus, Franz von Assisi, Thomas von Aquin, Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Ignatius von Loyola als auch die Mönche vom Berg Athos und die russischen Starzen beeinflussen sollte ?

 

Ein Wanderer zwischen östlichem und westlichem Christentum

Johannes Cassian wurde um das Jahr 360 geboren - möglicherweise in der römischen Provinz Scythia Minor (heutiges Rumänien) südlich der Donaumündung; andere Forschungen lassen jedoch Marsillia in Südostgallien (heutiges Marseille, Frankreich) wahrscheinlicher erscheinen. Als gesichert gilt jedoch, dass er als Sohn reicher christlicher Eltern zunächst eine klassische Bildung genoss und sowohl Latein als auch griechisch exzellent beherrschte. Einem angesehenen und geregelten Leben stand nichts im Wege - doch in vorgezeichnete Bahnen jeglicher Art wollte er sich partout nicht einfügen. Ebenso wie viele Menschen heute suchte er nach einem authentischen Leben - voller Weite, Emotionen und Erfahrungen. So machte sich Cassian mit seinem gleichgesinnten Freund Germanus auf den Weg nach Palästina, wo er als Zwanzigjähriger einem Kloster in Bethlehem beitrat. Enttäuscht von dem dort als mittelmäßig empfundenen Klosterleben zogen die beiden Freunde nach drei Jahren schließlich nach Ägypten, um bei den Einsiedlern in der ägyptischen Wüste das Einsiedler- und Mönchtum kennenzulernen. Sie bleiben schließlich fünfzehn Jahre.