
MARKUS: Wer war der Evangelist?
Titelfoto von © Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon
Am 25. April feiern wir den Evangelisten Markus. Was wissen wir über ihn? Der Kirchenhistoriker Eusebius überliefert eine Notiz aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts. Dort heißt es, Markus sei der Dolmetscher des Apostels Petrus gewesen. Er selbst sei Jesus nie begegnet, habe aber durch seinen Dienst von vielen über Jesus von Nazareth gehört. Diese kurze Notiz ist historisch nicht gesichert. Klar erscheint heute aber den meisten Wissenschaftlern, dass der Evangelist Markus kein Jude war. Er war ein „Heidenchrist“, der sich mit den jüdischen Sitten und Gebräuchen zwar auskannte, aber in einer wie auch immer gearteten Distanz zum Tempel in Jerusalem stand.
Die Zeit
Das Evangelium des Markus entstand wahrscheinlich um das Jahr 70 nach Christus. Damit enthält es die älteste der heute im Neuen Testament enthaltenen Lebensbeschreibungen Jesu. Man geht heute davon aus, dass sich die Evangelisten Lukas und Matthäus in ihrer Darstellung des Lebens Jesu in großen Teilen auf Markus beziehen. Dazu kommen Erzählungen, die nicht bei Markus stehen, von den anderen beiden Synoptikern aber übernommen wurde. Sowohl Lukas als auch Matthäus berichten dann auch noch von Begebenheiten, die nur bei ihnen vorkommen. Damit bildet das Markusevangelium den Kern – und muss folglich das älteste der drei synoptischen Evangelien sein.
Im Johannesevangelium werden, was die Darstellung Jesu betrifft, eigene Akzente gesetzt. Der Autor kannte sicherlich die anderen Evangelien, zudem konnte er sich aber auch weitere Quellen stützen. Sein Text muss also der relativ jüngste unter den vier Evangelien sein, zugleich hat er die größte erzählerische Breite. Dem Markus-Text kommt im Vergleich ein anderer Vorzug zu: die zeitliche Nähe zum Geschehen. Als er sein Evangelium niederlegte, bestand noch die Möglichkeit, Zeitzeugen zu treffen. In römischer Zeit war der Mittelmeerraum indessen kulturell eng vernetzt, viel enger als heute, wo eine kulturelle und religiöse Barriere die nördlichen und südlichen Ufer zutiefst voneinander entfremdet haben. Nicht nur die Idee des Mönchtums stammt aus Nordafrike, sondern auch der Markus-Kult. Die später in Venedig anzutreffenden Reliquien gelangten aus Alexandria dorthin. Unter den vier alten Apostelsitzen, von denen allein Rom heute noch intakt und in chrstlicher Hand ist, war Alexandiria der, der dem Markus geweiht war.
Die Adressaten
Markus richtet sein Evangelium wahrscheinlich an die Gemeinde in Rom, dorther stammt er vermutlich auch. Seinen Text schrieb er im κοινὴ διάλεκτος, also dem im gesamten östlichen Mittelmeerraum verbreiteten, ab der hellenistischen Zeit gebräuclichen Griechisch. Daher benutzt er immer wieder lateinische Lehnwörter. Das legt nahe, dass das Griechische einerseits nicht seine Muttersprache ist, dass er andererseits aber auch nicht aramäisch oder hebräisch denkt. Aus Vergleichen mit den älteren Teilen des Talmud, vor allem der בוֹדָה זָרָה, also dem Abschnitt, der außerjüdische Kultusfragen behandelt, lässt sich vermuten, dass sich lateinische Lehnworte in allen religiösen Texten der Spätantike verbreitet haben. Die Adressaten des Markus dürfen damit von Rom aus im gesamten östlichen Mittelmeerraum vermutet werden, aber bald schon, spätestens mit der Ausbreitung des Christentums auch im westlichen Teil des Römische Reichs, wird das Markus-Evangelium im gesamten römischen Kulturraum rezipiert worden sein.
Die schönsten Stellen aus dem Markusevangelium
„Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (2,5)
„Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (2,17)
„Du bist der Sohn Gottes“ (3,11)
„Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (6,50)
„Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.“ (6,56)
„Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“ (8,35)
„Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ (9,7)
„Alles kann, wer glaubt.“ (9,23)
„Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“ (9,35)
„Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ (9,40)
„Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.“ (10,27)
„Er ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden.“ (12,27)
„Allen Völkern muss das Evangelium verkündet werden.“ (13,10)
„Jesus aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauche er den Geist aus.“ (15,37)
„Erschreckt nicht. Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier.“ (16,6)
Die Kirche feiert den heiligen Evangelisten Markus am 25. April.
Benedikt Bögle, Sebastian Sigler
(sig)
