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Wie kann die Schutzpatronin Europas bei der Suche nach Identität helfen?

Katharina von Siena

  • 29.
    April
    2036

Jeder Mensch stellt sich Fragen zur eigenen Identität, fragt sich, woher er kommt und was ihn am Ende des Lebens erwartet. Wie kann die heilige Katharina von Siena bei der Suche nach Antworten helfen? Heute, am 29. April, feiern wir ihren Gedenktag.

Katharina von Siena, die von 1347 bis 1380 lebte, ist eine bedeutende Heilige der Kirche sowie eine herausragende Mystikerin und Kirchenlehrerin. Geboren als Caterina Benincasa, spielte sie eine zentrale Rolle in der Geschichte des 14. Jahrhunderts.

Frühzeitig klare Werte und Überzeugungen 

Bereits im Kindesalter zeigte Katharina eine bemerkenswerte Entschlossenheit. Mit nur sechs Jahren hatte sie ihre erste Vision und beschloss, Jesus in Armut und Keuschheit zu folgen – trotz des Widerstands ihrer Eltern. Mit 16 Jahren trat sie in den Dritten Orden des Heiligen Dominikus ein und legte ihr Gelübde ab, ohne jedoch ins Kloster zu gehen. Ähnlich wie der heilige Franziskus ließ sie alles hinter sich.

Schon als junge Frau zeichnete sich Katharina durch ihre starke Überzeugungskraft und ihren Ehrgeiz aus. Ihr fester Halt war Jesus, und auch heute kann der Glaube jungen Menschen Orientierung bieten – besonders in einer Gesellschaft, die sich ständig verändert und von wechselnden Trends geprägt ist. Katharina lehrt uns, klare Werte und Überzeugungen zu entwickeln und sie sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld zu vertreten.

Aus der Verbindung mit Jesus heraus leben und wirken

Eine ihrer bekanntesten Visionen war die sogenannte „mystische Vermählung“ mit Christus, bei der sie einen unsichtbaren Ring empfing, der für ihre tiefe Vereinigung mit Gott stand. Diese Verbindung gab ihr die Kraft, politisch und sozial aktiv zu werden. Mit leidenschaftlichen Appellen forderte sie Reformen innerhalb der Kirche. Sie schrieb Briefe an Päpste und Könige, forderte Einheit und Frieden und reiste nach Avignon und Rom, um zu vermitteln. Ihr Einsatz führte dazu, dass der Papst 1376 seinen Palast in Avignon verließ und nach Rom zurückkehrte, wodurch sie half, das Große Schisma der katholischen Kirche zu beenden.

Katharina hatte den Mut, ihre Überzeugungen laut und öffentlich zu vertreten. In einer Zeit, in der sich viele junge Menschen ohnmächtig fühlen und glauben, sie könnten das Weltgeschehen nicht beeinflussen, kann ihr Mut eine starke Inspiration sein.

Kirchenlehrerin und Schutzpatronin Europas

Katharina starb 1380 im Alter von 33 Jahren in Rom. 1461 sprach sie Papst Pius II. heilig, 1970 erhob Papst Paul VI. sie zusammen mit Teresa von Ávila zur Kirchenlehrerin und 1999 erklärte Papst Johannes Paul II. sie zur Mitpatronin Europas – neben Benedikt von Nursia, Kyrill und Methodius, Birgitta von Schweden und Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein). 

Andere durch innere Überzeugung inspirieren 

In einer Welt, in der wir oft dem Druck ausgesetzt sind, ständig erreichbar und aktiv zu sein, erinnert uns Katharina daran, wie wichtig es ist, Momente der inneren Einkehr und Selbstreflexion zu schaffen. Nur wer sich selbst versteht und in sich selbst ruht, kann verantwortungsbewusst in der Welt agieren. Diese Selbstkenntnis ermöglicht es, zur eigenen Berufung zu finden und andere zu inspirieren.

Identität durch den Glauben finden 

Das Leben und Wirken der heiligen Katharina von Siena bietet jungen Menschen wertvolle Orientierung: Sie zeigt, wie man einen eigenen Standpunkt entwickelt, sich selbst findet und sich selbst akzeptiert. Für diesen Weg braucht es innere Stabilität, die nicht von der Bestätigung durch andere abhängt. Katharina lehrt uns, auf das zu hören, was wir für richtig halten und dass wahre Stärke aus der Verbindung zu uns selbst und zu Gott kommt.

Text: Silke Schötz

(SSC)

Den „Glaubens-Kompass“ von Kirche in Not über die heilige Katharina von Siena ansehen