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JOHANNES: Evangelist und Apostel

  • 27.
    Dezember
    2034
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El Greco: Johannes, der Evangelist, um 1600, im Nationalmuseum del Prado in Madrid

Regensburg, 27. Dezember 2023

Der Apostel Johannes soll nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu als Missionar in Kleinasien gewirkt haben. Durch eine Christenverfolgung floh er mit Maria, der Mutter des Herrn, nach Ephesos. Unter Kaiser Domitian soll Johannes auf die Insel Patmos verbannt worden sein, wo er die „Offenbarung des Johannes“ verfasst habe. Später konnte er nach Ephesos zurückkehren und starb dort im hohen Alter. Während der Heilige im Osten, aber auch in Italien stark verehrt wurde, tat er sich in Deutschland lange schwer. Das könnte daran liegen, dass er nicht den Märtyrertod starb – im Gegensatz zu allen anderen Aposteln und beinahe allen Heiligen der ersten christlichen Jahrhunderte.

Der Johanneswein

Als Ersatz wurden zahlreiche Legenden um den heiligen Johannes gebildet: So sollte er einmal von einem heidnischen Priester vergiftet werden. Johannes machte das Kreuzzeichen über den vergifteten Becher und überlebte auf wundersame Weise. Daraus hat sich die Tradition des Johannesweins entwickelt: In vielen Pfarreien wird am 27. Dezember, dem Johannestag, Wein geweiht, mancherorts auch im Anschluss an den Gottesdienst gemeinsam getrunken.

Wer war Johannes?

Um 180 nach Christus entwickelte der Theologe Irenäus von Lyon seine These, Johannes sei der Verfasser des Johannesevangeliums, der dort genannte „geliebte Jünger“ Jesu und der Apostel Johannes, der bei den drei synoptischen Evangelien auftaucht. Zugleich habe er die Johannesbriefe und die Offenbarung des Johannes geschrieben.

Das dürfte zu viel der Ehre sein, die moderne Bibelwissenschaft ist davon überzeugt, Evangelist und Apostel Johannes seien zwei unterschiedliche Männer. Auch passt der sprachliche Stil des Johannesevangeliums nicht zur Wortwahl der Offenbarung – vermutlich handelt es sich hier also um zwei unterschiedliche Autoren.

Das Johannesevangelium

Das Evangelium des Johannes richtet sich an eine Gemeinde, die wohl hauptsächlich aus ehemaligen Heiden besteht. Im Text findet sich eine große Distanz zum Judentum, immer wieder erklärt der Evangelist bestimmte jüdisch Bräuche – das müsste er bei einer jüdischen Leserschaft kaum tun. Zudem grenzt er die christliche Gemeinde besonders heftig von den Pharisäern und Schriftgelehrten ab; das spricht für Konflikte der christlichen Gemeinde mit jüdischen Gruppen.

Lesen Sie hier die schönsten Stellen aus dem Johannesevangelium:

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ (Joh 1,1)

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14)

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ (Joh 3,17)

„Er ist wirklich der Retter der Welt.“ (Joh 4,42)

„Ich bin das Brot des Lebens.“ (Joh 6,48)

„Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,68)

„Ich bin das Licht der Welt.“ (Joh 8,12)

„Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ (Joh 10,11)

„Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ (Joh 11,25)

„Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.“ (Joh 13,1)

„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34)

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6)

„Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9)

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Joh 14,15)

„Nicht ihr habt mich erwählt, ich habe euch erwählt.“ (Joh 15,16)

„Alle sollen eins sein.“ (Joh 17,21)

 

Bild: Johannes schreibt sein Evangelium (aus dem Speyerer Evangeliar, um 1220, in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe)