Bild HEILIGE GERTRUD VON HELFTA - Theologin und Mystikerin

HEILIGE GERTRUD VON HELFTA - Theologin und Mystikerin

  • 17.
    November
    2034
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Gertrud von Helfta wurde bald nach ihrem Tod 1302 verehrt, allerdings erst 1678 in das römische Verzeichnis der Heiligen aufgenommen. Besonders im Zeitalter der Reformation wurde ihr Werk rezipiert; es prägte auch die Entwicklung der Herz-Jesu-Frömmigkeit. Gertrud hat den Beinamen „die Große“ erhalten; bis heute gibt es Bestrebungen, sie zur Kirchenlehrerin zu ernennen.

Gertrud kam bereits im Alter von nur fünf Jahren in das Zisterzienserinnenkloster von Helfta bei Eisleben. 1256 in Thüringen geboren, gehen die Deutungen auseinander, weshalb das kleine Mädchen schon in jungem Alter in das Kloster gegeben wurde: Einige nehmen an, Gertrud sei ein Waisenkind gewesen. Auf der anderen Seite war es für adlige Familien im Mittelalter auch durchaus üblich, Mädchen bereits in sehr jungem Alter in ein Kloster zur Bildung und Erziehung zu schicken.

Gertrud wurde in Helfta nicht nur erzogen, sondern auch sehr umfassend gebildet. Sie lernte Latein und wurde in den sieben „freien Künsten“ ausgebildet. Sie entwickelte einen sehr großen Eifer in ihren Studien und sprach – für Frauen im Mittelalter eher ungewöhnlich – fließend Latein. Gertrud studierte zudem die Schriften der großen Kirchenlehrer und Theologen. Der Schwerpunkt ihres Lebens änderte sich jedoch 1281, als Gertrud 25 Jahre alt war: Sie sah in einer Vision Jesus Christus, der sie in seine Nachfolge rief. Gertrud schildert, von Jesus über eine Dornenhecke zu sich gehoben worden zu sein.

Gertrud wollte nun ein Leben in der engen Christusnachfolge führen. In einer Vision wurden ihr die Wundmale Christi in die Seele eingeprägt, in einer anderen Vision spürte sie, wie ein Pfeil göttlicher Liebe ihr Herz durchbohrte. Ihr geistliches Leben wurde stark auch von zwei weiteren großen Frauen begleitet, die im Kloster Helfta lebten: Mechthild von Hackeborn und Mechthild von Magdeburg. Mit ihnen stand sie in einem regen geistigen Austausch. Die tiefe Liebe zu Christus hatte auch Auswirkungen nach Außen: Gertrud hatte ein offenes Herz für ihre Mitmenschen und wurde immer mehr zu einer beliebten Ratgeberin und Gesprächspartnerin.

Zwei mystische Hauptwerke stammen aus der Feder der heiligen Gertrud: Einmal der „Legatus divinae pietatis“, der „Gesandter der göttlichen Liebe“. In diesem Werk schildert Getrud ihre Offenbarungen. Gertruds Gottesbild ist vom Begriff der Liebe geprägt, sie lebte auch eine stark an das liebende Herz Jesu orientierte Spiritualität. Christus nimmt den Menschen an und beruft ihn in seine Nachfolge, Gott erträgt auch die Fehler der Menschen – Christus ergänzt auf diese Weise den fehlerhaften Menschen. Aus dieser tiefen Gottesbeziehung heraus konnte Gertrud auch die Begegnungen mit ihren Mitmenschen in Liebe gestalten. Ihr zweites Werk sind die „Exercitia spiritualia“, die „geistlichen Übungen“. Vermutlich handelte es sich hierbei ursprünglich um private Aufzeichnungen, die die Ordensfrau dann aber auch Mitschwestern zur Verfügung stellte. Auch einige Teile der Heiligen Schrift hat Gertrud von Helfta übersetzt.

Diese Werke machten Gertrud bekannt. Es fällt nicht schwer, Parallelen zu einer anderen großen deutschen Mystikerin zu ziehen: Hildegard von Bingen. Auch diese Heilige trat früh in ein Kloster ein, war umfassend gebildet, lebte aber auch in einer tiefen, von mystischen Begegnungen geprägten Gottesbeziehung. Gertrud von Helfta wurde bald nach ihrem Tod 1302 verehrt, allerdings erst 1678 in das römische Verzeichnis der Heiligen aufgenommen. Besonders im Zeitalter der Reformation wurde ihr Werk rezipiert; es prägte auch die Entwicklung der Herz-Jesu-Frömmigkeit. Gertrud hat den Beinamen „die Große“ erhalten; bis heute gibt es Bestrebungen, sie zur Kirchenlehrerin zu ernennen.

Die Kirche feiert die heilige Gertrud von Helfta am 17. November.  

Text: Benedikt Bögle