Suche
Kategorien
Seiten
Nachrichten
Bilder
Videos
{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Seite{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Neuigkeit
Elisabeth von Thüringen: Alles für die Armen
Elisabeth, die „Mutter“ des Landes Thüringen, wurde wahrscheinlich am 7. Juli 1207 in Sárospatak im Norden Ungarns geboren, sie starb am 17. November 1231 in Marburg an der Lahn. Ihr Vater war König Andreas II. von Ungarn, die Mutter die Gräfin Gertrud von Kärnten-Andechs-Meran. Sie war, soweit wir es wissen, glücklich verheiratet, wurde dann aber nach dem frühen Kreuzzugstod ihres Mannes zur wohltäterin der Armen. Vielfach wird sie bei heute verehrt.
In Elisabeths Geburtsjahr fand der berühmte Sängerkrieg auf der Wartburg bei Eisenach statt; Dichtung und Legende erzählen von der Anwesenheit des zauberkundigen Klingsor aus Ungarn und seinem prophetischen Hinweis auf die Königstochter, die spätere Regentin des Landes und Kämpferin für die Armen. Als Vierjährige wurde Elisabeth – unter Einfluss der politischen Interessen von Papst Innozenz III. und einer Fürstenkoalition gegen Kaiser Otto IV. – mit dem damals elf Jahre alten Thüringer Landgrafensohn Hermann verlobt und zur Erziehung in deutscher Umgebung und durch ihre Schwiegermutter Sophie nach Eisenach in Thüringen geschickt. Als Vorbild diente dabei Hedwig von Schlesien, die Schwester ihrer Mutter. Doch Hermann starb 1216, ein Jahr darauf auch sein Vater, als Herrscher stand nun der jüngere Ludwig an, der, nachdem er volljährig geworden war, 1218 als Ludwig IV. Landgraf wurde. Elisabeth, die am Hof auf der Wartburg durch Frömmigkeit, Schönheit und Sittsamkeit aufgefallen war, für die aber nach Hermanns frühen Tod ein ebenbürtiger Ehekandidat fehlte, sollte nach Ungarn zurückgeschickt werden; aber inzwischen hatte sich Ludwig in sie verliebt, 1221 – Elisabeth hatte mit 14 Jahren die damalige Volljährigkeit erreicht – wurde in Eisenach die Hochzeit gefeiert.
Es kam zu einer glücklichen Ehe, aus der schnell drei Kinder hervorgingen, als jüngstes die Tochter Gertrude. Als 1225 die ersten Franziskaner nach Eisenach kamen, unterstützte sie die Gründung des Klosters St. Paul, vom dem nur der Glockenturm erhalten ist. Das franziskanische Ideal befreiender Besitzlosigkeit übte großen Einfluss auf Elisabeth aus. Sie kümmerte sich nun selbst um Bedürftige und besuchte Armenviertel. Um 1225 ließ Elisabeth unterhalb der Wartburg ein kleines Hospital zur Pflege von Kranken und Bedürftigen errichten, das sie wohl zunächst auch leitete. Trotz der Unterstützung, die Elisabeth darin von ihrem Mann erhielt, wurden ihre barmherzigen Werke von der Familie mehr als skeptisch betrachtet. Ausführlich berichten die Legenden, wie sie dennoch unerschüttert den Verleumdungen und Vorwürfen ihrer Umgebung standhielt. Und immer wieder wurde ihr Wirken durch wundersame Ereignisse begleitet. Als Elisabeth zum Beispiel im Hungerjahr 1226 alles verfügbare Korn austeilen ließ und auch Geld aus der Staatskasse zur Hilfe verwandte, wurden heftige Vorwürfe erhoben – da bedeckte sich plötzlich der Boden des Saales mit Korn und Korn füllte alle Kammern.
Ihr Mann Ludwig trat dem Deutschen Orden bei und empfing von Konrad von Hildesheim das Kreuz, um nach Aufforderung durch den Kaiser am 5. Kreuzzug teilzunehmen. Er erkrankte dabei im italienischen Brindisi, wurde – schon eingeschifft – in Otranto wieder an Land gebracht und starb dort 1226 an einer Seuche. Elisabeth war tief traurig. Sie äußerte: „Mit ihm ist mir die Welt gestorben.“
Nach dem Tod ihres Mannes wurde Elisabeth mit ihren drei Kindern von ihrem Schwager Heinrich Raspe von der Wartburg vertrieben mit der Begründung, sie verschwende öffentliche Gelder für Almosen. In Eisenach fand sie keine Unterkunft, und es heißt, sie habe zunächst in einem Schweinestall gehaust. Bei ihrem Onkel mütterlicherseits, dem Bischof von Bamberg, fand Elisabeth dann mit ihren drei Kindern Aufnahme; der wollte sie wieder vermählen, aber Elisabeth lehnte selbst die Werbung von Kaiser Friedrich ab. Rückkehrende Kreuzfahrer brachten ihr Ring und Gebeine Ludwigs; nach seiner feierlicher Bestattung musste man ihr auf Betreiben von Papst Gregor IX. ihr Witwengut herausgegeben. 1229 zog Elisabeth nach Marburg, an den Wohnort ihres Seelenführers und Beichtvaters Konrad von Marburg, der sie schon seit 1226 begleitet hatte. Elisabeth lebte hier in der Überzeugung, ganz arm sein zu wollen, ging von Tür zu Tür, um für Andere zu betteln.
Schließlich wollte Elisabeth öffentlich auf allen ihr juristisch zustehenden Reichtum verzichten; ihr Beichtvater Konrad hinderte sie am Verzicht, so wurde das Vermögen gerettet. Sie nutzte es, um im Jahre 1229 in Marburg ein Spital zu errichten, das im übrigen erst 1887 abgerissen werden sollte und dessen letzte Reste in der Ruine der Marburger Franziskuskapelle erhalten sind. Ihr Spital benannte sie indessen nach Franziskus – es ist das erste seiner Patrozinien nördlich der Alpen. Sie arbeitete dort selbst als Pflegerin bis zu ihrem Tod. Sie ließ nun auch ihre Kinder zurück und trat in die von Konrad geleitete Hospitalitergemeinschaft ein.
Im November 1231 wurde Elisabeth krank; es heißt, dass ihre letzten Tage von kindlicher Heiterkeit überstrahlt waren. Wenige Tage vor ihrem Tod hatte sie eine Vision von einem Vogel, der zwischen ihr und der Wand fröhlich sang und sie dazu bewog mitzusingen. Sie verschenkte ihre letzte Habe und soll sogar noch ihre Gefährtinnen getröstet haben. Elisabeth starb im Alter von 24 Jahren, aufgezehrt in der Fürsorge für andere, und wurde in ihrem Franziskushospital in Marburg bestattet. Unmittelbar nach ihrem Tod setzte ihre Verehrung ein, und sowohl ihre weitreichenden Kontakte als auch ihre gesellschaftliche Stellung trugen zu einer vergleichsweise sehr schnellen Heiligsprechung bei – schon vier Jahre nach ihrem Tod! Mechthild von Helfta erklärt dies in einer Vision in „Das fließende Licht der Gottheit“, V, 34, in der die Gott selbst wie folgt sprechen hörte: „Es gehört sich für einen Boten, schnell zu sein. Elisabeth ist und war ein Bote, den ich zu den Frauen gesandt habe, die, ohne an ihr Seelenheil zu denken, auf den Burgen saßen, von der Unkeuschheit so tief durchdrungen und vom Hochmut ganz bedeckt und von der Eitelkeit so beständig umhüllt, dass sie von Rechts wegen für den Abgrund bestimmt gewesen wären.“
Elisabeths Vorbild sind viele edle Frauen gefolgt, so weit ihr Wille und ihre Kraft eben reichten. Besonders die Bettelorden förderten Elisabeths Verehrung als einer Frau königlicher Herkunft, die sich dennoch um Arme kümmerte, und sie breiteten die Verehrung in ganz Europa, besonders in Belgien, Frankreich, Italien und Ungarn aus. Im 14./15. Jahrhundert wurden ihr viele Spitäler geweiht.
Seit dem frühen 19. Jahrhundert erlebte Elisabeths Verehrung neuen Aufschwung mit romantischer Verklärung ihres Tuns und der von ihr gewirkten Wunder; besonders das Rosenwunder 1 fand nun weithin Beachtung. 1907 erfuhr ihre Verehrung in Deutschland und Österreich neue Impulse durch große Feiern zu ihrem 700. Geburtstag. Auch die Stadt Košice – etwas nördlich ihres Geburtsortes, heute in der Slowakei gelegen – ist ein Zentrum ihres Kultes; 2019 wurde sie zur Patronin der Stadt erklärt. Bis in die Gegenwart hinein unterstehen viele kirchliche und karitative Werke ihrem Patrozinium. Und dass der 2016 von Papst Franziskus ins Leben gerufene Welttag der Armen fast exakt auf ihren Todestag fällt, ist ganz sicher kein Zufall.
Text: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon
(sig)