Der heilige Franz Xaver – Missionar in Asien und Afrika
Wer hätte gedacht, dass Francisco de Yasu y Xavier eines Tages Missionar werden würde? Noch dazu einer der bekanntesten Missionare aller Zeiten - und einer der erfolgreichsten? Er selbst wohl am wenigsten. Was ihm vorschwebte, war eine glanzvolle Karriere.
Franz Xaver wurde 1506 auf dem Stammsitz seiner Familie nahe Navarra in Spanien geboren. Dort erhielt er auch seine Schulausbildung, zu einem großen Teil durch die Mutter. Das Hauptaugenmerk lag auf der religiösen Erziehung des Jungen. Franz Xaver wollte als erwachsener Mann Karriere machen, eine akademische Laufbahn einschlagen und zu Ruhm und Ehre kommen. Die Laufbahn, die er zu diesem Zweck anstrebte, war die eines Klerikers. 1523 schreb er sich deswegen an der Sorbonne in Paris ein.
Folgenreiche Bekanntschaften
Anstrengend war sein Tagesablauf in Paris, der Unterricht dauerte vom frühen Morgen bis in den Abend hinein. Franz Xaver war ein eifriger und begabter Student. Als er schon Magister war, wurde er Teil einer legendären Studenten-Burse, heutzutage wäre das eine Wohngemeinschaft. In seinem Zimmer lebte Petrus Faber, später kam ein weiterer Kommilitone hinzu, den wir heute als den heilige Ignatius von Loyola kennen. Alle drei gehörten zu den ersten Mitgliedern der "Gesellschaft Jesu", dem Jesuitenorden. Die Begegnung mit Ignatius blieb für Franz Xaver nicht ohne Folgen: Er kam in ein tiefes Nachdenken. Immer noch wollte er eine große Karriere mit hohen Ämtern einschlagen, Ignatius aber hatte das in Frage gestellt. Immer wieder hielt ihm der Ordensgründer einen Satz aus dem Matthäusevangelium entgegen: "Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?"
Andrea Pozzo um 1701: Franz Xaver tauft die indische Königin Neachile.
Gemälde, erstellt nach Franz Xavers Tod, heute in der Kirche Il Gesù in Rom
Jesuit, Priester, Missionar
Franz Xaver wandelte sich und schloss sich dem Ignatius an. 1534 versprach er mit den anderen Mitstreitern ein Leben in Armut und Ehelosigkeit, 1537 wurde er zum Priester geweiht. Das war eine dramatische Wendung, denn aus dem aufstrebenden Akademiker war ein armer Priester geworden. Noch unglublicher aber war, dass Franz Xaver dann auch noch zum Missionar wurde. Eigentlich nämlich war er der Sekretär des Ignatius. Der portugiesische König bat den Papst um zwei Missionare für Indien, diese Aufgabe sollte von den Jesuiten übernommen werden. Ein Kollege von Franz Xaver war vorgesehen, erkrankte aber so schwer, dass die Reise unmöglich wurde – also musste der heilige Franz Xaver einspringen.
Franz Xavers Reiseroute: Mozambique, Indien, Japan und China
Schon auf der Überfahrt hielt Franz Xaver, obwohl schwer erkrankt, Katechesen und kümmerte sich um die anderen Kranken auf seinem Schiff. Zunächst in Mozambique als Seelsorger tätig, kam er nach Goa in Indien und hielt auch dort Katechesen, fuhr später in den Süden Indiens und verkündete dort das Evangelium. Von dort aus kam er auf die Molukken und später zurück nach Goa. Schließlich fuhr er sogar nach Japan, um dort das Evangelium zu verkünden. Seine nächste Etappe sollte China werden, ein schwieriges Unterfangen, da Fremden dort die Einreise untersagt war. Er fand niemanden, der ihn ins Land bringen wollte und musste auf der vorgelagerten Insel Sancian warten. Dort wurde er krank und starb im Alter von nur 46 Jahren.
Kämpfer für das Evangelium
Franz Xaver war ein unermüdlicher Kämpfer für das Evangelium. In einigen Teilen mutet seine Mission beinahe modern an: Franz Xaver hatte verstanden, dass Zwang niemals ein Mittel zur Evangelisierung sein sollte. Wer getauft wurde, musste wissen und wollen, welchen Glauben er da annahm. Das war nun für den heiligen Missionar nicht immer einfach. Er sprach weder die Sprachen Indiens noch japanisch. Also ließ er sich einzelne kurze Texte, Predigten und Gebete in die jeweilige Landessprache übersetzen. Die lernte er auswendig und nutzte sie bei seinen Katechesen. Erstaunlich, dass dieser Mann eine so große Wirkung hatte, konnte er doch nur auswendig gelernte Sätze wiedergeben. Sein Erfolg aber war immens: Allein in Goa soll er 30.000 Menschen getauft haben. Auch wenn man mit dieser Zahl etwas vorsichtig sein sollte, wird in der Wissenschaft die große Anziehungskraft des Heiligen nicht bestritten.
Beinahe "moderner" Missionar
Franz Xaver wusste, dass das Evangelium in die jeweilige Kultur hinein übersetzt werden muss. In Japan musste er das erst mühsam lernen. Er trat wie gewohnt in einer einfachen Kutte auf. Dieses ärmliche Aussehen hatte ihm anderswo Sympathie eingebracht, in Japan empfand man es aber als geradezu abstoßend. Franz Xaver lernte daraus und kleidete sich fortan in schöne Gewänder. Natürlich, er war auch Sohn seiner Zeit. Respekt und Achtung vor fremden Religionen - heute eine Selbstverständlichkeit, normiert durch das Zweite Vatikanische Konzil - waren ihm fremd. Und doch hat Franz vieles verstanden, was in der Kirche teilweise noch Jahrhunderte dauern sollte. Der Mensch muss das Evangelium frei annehmen, es muss ihm in einer für ihn verständlichen Sprache verkündet werden. Aus diesem Grund ist der heilige Franz Xaver Patron aller Missionen.
Titelfoto © Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon: Altarbild im Liebfrauenmünster in Ingolstadt: Franz Xaver tauft Inder
Stefano Maderna: Statue in der Kirche San Lorenzo in Damaso in Rom