ALLERHEILIGEN: Wer ist heilig?
Allerheiligen verbindet sich für viele Menschen mit niedergedrückter und trauriger Stimmung, mit Erinnerung an liebe Menschen die gingen, und mit der Furcht vor dem eigenen Tod. Schließlich erinnert auch die Kirche an diesem Tag daran, dass wir die verstorbenen Verwandten und Freunde bedenken mögen. Aber ist dieses Fest wirklich so abgrundtief traurig? Nein, im Gegenteil. Allerheiligen ist ein Hochfest, ein freudiges Fest!
Erst am darauffolgenden Tag, an Allerseelen, steht das Gedächtnis der Toten im Vordergrund. Lediglich aus praktischen Gründen finden vielerorts die Gräbersegnungen schon am 1. November statt – weil das ein gesetzlicher Feiertag ist und so möglichst viele Menschen die Gelegenheit haben, das Grab ihrer Familie zu besuchen.
Warum wird Allerheiligen gefeiert?
Allerheiligen ist ein freudiger Festtag, der alle Heiligen Gottes feiert. Das Hochfest entstand bereits in der Antike. In der Kirche des Ostens feierte man bereits im vierten Jahrhundert einen „Herrentag aller Heiligen“, am Tag nach Pfingsten. Anfang des siebten Jahrhunderts hielt das Fest dann Einzug in Rom: Papst Bonifatius IV. widmete das Pantheon, vorher Tempel aller Götter, Maria und allen Heiligen. Die Gebeine unzähliger Märtyrer wurden dazu in die Kirche gebracht. Diese Märtyrer wurden ab sofort einmal im Jahr gefeiert, am Freitag in der Osterwoche. Später wurde eine der Kapellen von St. Peter den Heiligen gewidmet und das entsprechende Fest auf den 1. November gelegt – die Geburtsstunde von Allerheiligen wie wir es heute kennen. Das Hochfest verbreitete sich schnell nach Frankreich, 839 dehnte der Papst den Feiertag auf die ganze Kirche aus.
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Welche Heiligen werden gefeiert?
Aber ist dieses Fest nicht eine Doppelung? Alle Heiligen der Kirche haben ja ihren eigenen, festen Gedenktag. Wieso sollte man alle zusammen feiern? Eine Spur findet sich im Ursprung des Fests: Zunächst wurden ja nicht alle Heiligen, sondern vor allem die Märtyrer gefeiert. Viele Christen mussten in den Wirren der Verfolgung ihr Leben lassen. Wer konnte da garantieren, dass man wirklich von jedem den Namen kannte? Konnte es nicht auch Märtyrer geben, um deren Glaubenszeugnis niemand wusste? So wurden schon von Beginn an auch die Märtyrer gefeiert, deren Namen nicht bekannt sind und die so auch nie offiziell für heilig erklärt, also „kanonisiert“ werden konnten.
Wer ist heilig?
So geht es auch heute an Allerheiligen darum, alle Heiligen zu feiern – auch diejenigen, von denen eigentlich keiner weiß. Heilige sind Menschen, die durch ihr Leben ein ganz besonderes Vorbild dafür gegeben haben, wie christliches Leben gelingt. Papst Franziskus nennt in seinem apostolischen Schreiben „Gaudete et Exsultate“ einen Leitfaden für die Heiligkeit: Er nennt die Seligpreisungen, „der Personalausweis des Christen“ (63). In diesen Preisungen zeigt Jesus, wie der Weg der Nachfolge gelingen kann. Selig sind die vor Gott Armen, die Trauernden, die Sanftmütigen. Selig sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, die Barmherzigen und die im Herzen Reinen. Selig nennt Jesus auch die Friedensstifter, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten und die, über die um Jesu willen schlecht gesprochen wird.
Wer soll heilig werden?
Es gab in der Geschichte immer und überall Menschen, die diese Merkmale erfüllt haben. Aber es gibt diese Menschen auch heute. In seinem apostolischen Schreiben weist Papst Franziskus darauf hin, dass jeder Christ zur Heiligkeit berufen ist: „Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet.“ (14) Dabei spielen natürlich die großen Heiligen eine große Rolle – sie sollen aber auch nicht entmutigen: „Es geht also nicht darum, den Mut zu verlieren, wenn man Modelle der Heiligkeit betrachtet, die einem unerreichbar erscheinen.“ (11)
Wo findet man Heilige?
Der heilige Vater legt großen Wert darauf, dass es die Heiligkeit auch „nebenan“ gibt: „Es gefällt mir, die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männer und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln.“ (7) Heiligkeit sei nicht nur etwas für Priester und Ordensleute – sondern für jeden Christen. Darum geht es auch an Allerheiligen. Es gab viele heilige Menschen, deren Heiligkeit vielleicht nicht bekannt wurde oder offiziell anerkannt wurde. Auch sie dürfen die Christen verehren. Gleichzeitig ist das Allerheiligenfest auch eine Aufforderung an jede Christin und jeden Christen: Heiligkeit ist nicht nur etwas für wenige, sondern für alle.
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