ALBERTUS MAGNUS: Bischof „Bundschuh“ von Regensburg
Weil er auch als Bischof noch einfache Schnürschuhe trug und seine Wege weiterhin zu Fuß zurücklegte, wurde er in Regensburg auch „Bischof Bundschuh“ genannt: Der heilige Albertus Magnus, dessen Gedenktag wir am 15. November feiern. Doch „Bundschuh“ ist nur eine Beschreibung von vielen, die man mit dem heiligen Bischof in Verbindung bringen kann. Albertus Magnus war ein „Universalgenie“. Er gilt als einer der ersten Naturwissenschaftler des Mittelalters, gleichzeitig war er maßgebend im Diskurs von Theologie und Philosophie seiner Zeit.
In der Geschichte gab es immer wieder „Genies“: Menschen, die eine außergewöhnliche Begabung haben. Mozart zum Beispiel, oder Goethe. Aber auch die Heiligenwelt der katholischen Kirche hat ein Universalgenie zu bieten: Den heiligen Albertus Magnus.
Um das Jahr 1200 in Lauingen an der Donau geboren, beschäftigte sich der heilige Albertus mit den meisten Wissenschaften seiner Zeit. Er wurde Magister der Theologie in Paris, beschäftigte sich mit der Philosophie und den Lehren des Aristoteles und gilt als einer der ersten Naturwissenschaftler des Mittelalters. Albertus Magnus war aber auch Bischof von Regensburg und Oberer des Dominikanerordens in Deutschland.
Begeben Sie sich auf die Spuren des Hl. Albertus Magnus von Regensburg nach Donaustauf: Bischof-Bundschuh-Weg.
Der Theologe und Philosoph
Theologisch und philosophisch war die Zeit des Albert besonders spannend. Durch das beginnende Mittelalter hindurch kannte man den Philosophen Aristoteles und seine Lehren wenigstens in groben Zügen, hatte aber kaum Zugang zu den originalen Schriften. Die Werke des Aristoteles waren verschollen. In der ausgehenden Antike wurden bei vielen Schriften, besonders wenn es sich um heidnische Autoren handelte, die Tinte vom Papyrus oder Papier gekratzt, um neue Texte auf das kostbare Papier schreiben zu können. Dieser Technik fielen auch viele der philosophischen Schriften der Antike zum Opfer – etwa die Texte des Aristoteles. Erst durch den Kontakt mit der arabischen Welt konnte man langsam diese Texte wieder einsehen. Dort nämlich hatte man die antike Philosophie immer bewahrt.
Aristoteles und die Eucharistie
Für die Theologie stellte das aber eine Herausforderung dar. Die Lehren des Aristoteles waren interessant und konnten dazu dienen, christliche Theologie zu begründen – etwa die Lehre der Transsubstantiation. Der Glaube der Kirche sagt: Unter den Gestalten von Brot und Wein ist Jesus Christus gegenwärtig. Die Philosophie des Aristoteles sagt: Jedes Wesen, auch der Mensch, hat eine Substanz, die es zu dem macht, was es ist, und hat sogenannte „Akzidentien“ – Eigenschaften, die diesem Ding zufälligerweise zukommen, etwa Aussehen, Größe, Farbe oder auch Geruch. Brot etwa hat die Substanz „Brot“. Diesem Brot kommen bestimmte Akzidentien zu: Brot ist braun oder weiß, es hat einen bestimmten Geschmack und einen bestimmten Geruch. Diese Lehre machten sich die Theologen zunutze: In der Eucharistie findet ein Substanztausch statt. Das Brot behält seine Akzidentien, also seine Farbe, sein Aussehen. Die Substanz jedoch wandelt sich und ist nicht mehr die des Brotes, sondern die Jesu Christi. So konnte erklärt werden, wie Brot und Wein ihre Gestalt behalten und Jesus doch ganz gegenwärtig sein soll. Gleichzeitig ist Aristoteles aber natürlich kein christlicher Denker gewesen, viele seiner Ansichten bereiten dem christlichen Glauben auch Probleme. In diesem Diskurs betätigte sich Albertus Magnus aktiv.
Der heilige Naturforscher
Von Aristoteles ließ sich Albertus Magnus auch für seine Beobachtungen der Natur inspirieren. Albert interessierte sich für seine Umwelt. Er beobachtete Mineralien, Tiere und Pflanzen und sammelte verschiedene in Europa auftauchende Arten. Neben diesen Studien ließ sich Albertus aber auch für den damals relativ neuen Orden der Dominikaner begeistern. Er trat in den Orden ein, wurde Priester. Seine Mitbrüder wählten ihn 1254 zum Provinzial der deutschen Ordensprovinz Teutonia. Seine Aufgabe bestand vor allem in der Visitation der vielen Ordensniederlassungen. Als Dominikaner und damit Angehöriger eines Bettelordens, musste er all diese Wege zu Fuß zurücklegen, quer durch halb Europa.
Bischof von Regensburg
1260 ernannte der Papst den Dominikaner zum Bischof von Regensburg. Die Diözese hatte damals enorme Probleme. Mehrere Jahre der Misswirtschaft hatten zu einem desolaten Zustand des Bistums geführt. Albertus Magnus wollte nicht Bischof werden, beugte sich aus Gehorsam aber dem Willen des Papstes. Er reformierte das Bistum Regensburg und konnte nach nur zwei Jahren zurücktreten und ein konsolidiertes Bistum in die Hände seines Nachfolgers legen. Er kehrte zurück nach Köln und starb dort 1280. Zeit seines Lebens wurde die Demut und Einfachheit des Theologen, Philosophen und Bischofs bewundert. In Regensburg trug er den Namen „Bischof Bundschuh“, da er auch als Bischof noch einfache Schnürschuhe trug und seine Wege weiterhin zu Fuß zurücklegte. Der heilige Albertus Magnus hinterließ ein umfangreiches Werk. Erst 1622 wurde er seliggesprochen, die Heiligsprechung folgte sogar erst 1931.
Leben und Werk des großen Heiligen stellt jetzt eine Reportage multimedial vor. Der Augsburger Sankt Ulrich Verlag beleuchtet in Texten, Fotos, bewegten Bildern, Audiodateien und kurzen Filmen das Leben des Heiligen von der Kindheit im schwäbischen Lauingen bis zum Tod in der späteren Wahlheimat Köln.
Weitere Informationen:
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Bischof-Bundschuh-Weg als Wanderweg im und durch den Landkreis Regensburg.
Text: Benedikt Bögle
(mk)