Regensburg, 8. September 2024
„Gerne habe ich die Einladung angenommen, mit ihnen einen Gottesdienst im Rahmen ihres Gedenkens an die Opfer des Widerstandes gegen die NS-Diktatur zu feiern“, so begrüßte Weihbischof Dr. Josef Graf am Sonntagmittag die Messbesucher in der Regensburger Karmelitenkirche St. Josef. Die Genossenschaft katholischer Edelleute in Bayern e.V. (GkE) hatte zu diesem Gedenken eingeladen, da sich die Hinrichtung von Max Ulrich Graf von Drechsel (1911-1944) und Ludwig Freiherr von Leonrod (1906-1944) heuer zum 80. Male jährte.
Beide Offiziere waren Mitglieder der GkE, von Drechsel auf Burg Karlstein in der Oberpfalz zu Hause, von Leonrod in München. Mit dem Lied „Von guten Mächten“, dessen Text aus der Feder des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) stammte, der zwar nicht katholisch, adlig und aus Bayern kam, wurde sozusagen ein Bogen über aller Männer und Frauen christlichen Glaubens gespannt, die aus dem Glauben heraus in den Widerstand gegen das Unrechtssystem gegangen waren.
„Der Widerstand hatte viele Gesichter“
Franz Josef Freiherr von der Heydte gab zu Beginn des Podiumsgespräches einen Überblick über die unterschiedlichen Gruppierungen und Richtungen im Widerstand gegen das NS-Regime. Neben dem militärischen, gewerkschaftlichen und monarchistischen Widerstand richte er auch den Blick auf den medialen und kirchlichen. Der Münchener Journalist Fritz Gerlich (1883-1934) hatte mit seiner Zeitschrift „Der gerade Weg“ schon frühzeitig auf den Nationalsozialismus und seine Unvereinbarkeit mit dem Christentum hingewiesen, was ihn bereits ein Jahr nach der Machtergreifung das Leben kostete. Fürst Erich von Waldburg-Zeil (1899-1953) hatte schon vorher Gerlichs publizistische Tätigkeit finanziell unterstützt. Der kirchliche Widerstand hatte in Bayern mit Konrad Graf von Preysing, erst Bischof von Eichstätt, dann von Berlin, das „schärfste intellektuelle Schwert des kirchlichen Widerstandes, schärfer als Bischof Clemens August Graf von Galen in Münster“. Im Podiumsgespräch kamen nicht nur die drei erwähnten Podiumsteilnehmer zu Wort, sondern auch aus dem zahlreich erschienen Publikum kamen interessante Gedanken oder auch historische Details aus der eigenen Familiengeschichte.
Will man die Gedanken dieses Sonntagsnachmittages zusammenfassen, auch im Blick darauf, was uns heute das Gedenken an die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 lehrt, dann kann man dies so formulieren: Wir sind berufen zur Freiheit, den Ruf des Gewissens ernst zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen. Wichtig ist es, bereits in der Erziehung dem jungen Menschen einen Wertekanon und Herzensbildung zu vermitteln.
Text und Fotos: Carl Prämaßing
(SG)