Stille Nacht & CO
Was wäre Weihnachten ohne die beliebten Lieder? Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet in vielen Haushalten jedes Jahr das gemeinsam gesungene „Stille Nacht“. Viele unserer Weihnachtslieder haben eine lange Geschichte und mehr zu sagen, als man auf den ersten Blick denkt. Ein Überblick:
Joseph, lieber Joseph, mein
Seinen Ursprung hat dieses Weihnachtslied in einem ganz besonderen Brauch: Im Spätmittelalter war es üblich, an Weihnachten eine Figur des Jesuskindes zu wiegen – wie es eine Mutter mit einem Neugeborenen tun würde. Vor allem in Frauenklöstern haben sich viele dieser Figuren bis heute erhalten. „Joseph, lieber Joseph, mein“ stammt aus diesem Kontext. Das Jesuskind wurde von den Gläubigen gewiegt, dazu wurden teilweise auch Lieder angestimmt, die diesen Brauch aufgriffen und begleiteten. So soll die Geburt Jesu sichtbar, in diesem Fall sogar greifbar, werden.
In dulci jubilo
Gemischt lateinisch und deutsch ist dieses Lied eines der Klassiker unter den Weihnachtsliedern. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und unterstreicht eine Aussage ganz besonders: Weihnachten ist nicht nur ein Fest der Vergangenheit, sondern vor allem der Zukunft. Als „Alpha und Omega“ wird das Jesuskind im Schoße seiner Mutter dort genannt. Dieser Gedanke stammt aus der Offenbarung des Johannes, in der es um die Endzeit, das erneute Kommen Jesu und das Gericht über die Menschheit geht. Weihnachten soll nicht nur an ein singuläres Ereignis vor 2000 Jahren erinnern, sondern die Geburt Jesu Christi vergegenwärtigen, ihm auch heute Raum geben in unserem Leben und in dieser Welt.
Herbei, o ihr Gläubigen
Das Stundengebet der Kirche beginnt an jedem Tag mit einem eröffnenden Psalm, dem sogenannten „Invitatorium“. Dabei handelt es sich um Psalm 95, in dessen lateinischer Fassung es heißt: „Venite, adoremus“ – „kommt, wir wollen anbeten.“ Früher wurde oft vor dem Beginn des eigentlichen Weihnachtsgottesdienstes die Matutin gebetet, eröffnet durch dieses Invitatoriumspsalm. Die Worte „Venite, adoremus“ haben sich verselbstständigt und bilden den Refrain dieses beliebten Weihnachtsliedes: „Kommt, lasset uns anbeten.“ Die Ursprünge des Liedes sind etwas unklar; es stammt aber wohl aus dem 18. Jahrhundert und kommt aus England oder Frankreich. Heute existiert das Lied in vielen verschiedenen Versionen und zählt zu den beliebtesten Weihnachtsliedern überhaupt.
Stille Nacht, heilige Nacht
Vor genau zweihundert Jahren wurde das erfolgreichste Weihnachtslied der Welt zum ersten Mal aufgeführt. Der Hilfspfarrer Joseph Mohr hatte es vermutlich zwei Jahre zuvor komponiert. Damals war er in Mariapfarr nahe Salzburg tätig – in einer Kirche, wo es eine Darstellung Jesu „im lockigen Haar“ gibt. Mitten in die dunkle Nacht und die beschriebene Einsamkeit kommt mit Jesus Christus die Hoffnung der Menschen auf die Welt. In dieser Geburt schlägt uns „die rettende Stund“. Melodie und Text dieses Liedes begeistern die Menschheit seither und verkünden in unzähligen Kirchen weltweit die Geburt Jesu Christi, des Retters der Welt.
O du fröhliche
Dieses Weihnachtslied ist vermutlich genauso alt wie „Stille Nacht“. Der evangelische Theologe Johannes Daniel Falk lernte 1816 die Melodie eines sizilianischen Marienliedes kennen und dichtete dazu drei deutsche Strophen, die sich mit Weihnachten, Ostern und Pfingsten beschäftigten. Wenige Jahre später wurde daraus ein reines Weihnachtslied. „Christus ist erschienen, uns zu versühnen“ – ist das nicht eine Botschaft, über die man nur fröhlich sein kann?
Ihr Kinderlein kommet
Der Ursprung dieses Liedes liegt wohl in einer ganz besonders schönen und reich ausgeschmückten Krippe in Dinkelsbühl: Das Szenario regte den beliebten Autor und Priester Christoph von Schmid 1795 zur Dichtung seines Weihnachtsliedes an. Die ersten Strophen des Liedes beschreiben die Krippenlandschaft, wiederholen die Szenerie von Bethlehem: Da liegt das Kind im Stall, umgeben von Maria und Joseph, den Hirten und Engeln. Die folgenden Strophen wollen das Geschehen von Weihnachten dann aktualisieren: Wie die Hirten sollen die angesprochenen Kinder die Knie beugen und beten.
Quelle: Guido Fuchs, Unsere Weihnachtslieder und ihre Geschichte, Herder 2018.