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Segensfeier für das neue Domgestühl

„… ein jeder achte darauf, wie er weiterbaut“

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Regensburg, 05. Dezember 2024

Nach nur zwei Monaten Bauzeit konnten die Maßnahmen zur Erneuerung des Laiengestühls im Regensburger Dom St. Peter termingerecht abgeschlossen werden. Dompropst Dr. Franz Frühmorgen segnete am Mittwoch, den 4. Dezember 2024, im Rahmen einer kleinen Segensfeier im Dom das neue Domgestühl im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern des Staatlichen Bauamtes, der beteiligten Handwerksbetriebe, des beauftragten Architekturbüros Berschneider + Berschneider, sowie des Landesamtes für Denkmalpflege.
Der Einbau des Neuen Gestühls erfolgte von Anfang September bis Ende Oktober 2024. Für den festlichen Gesang der Feierstunde sorgte eine Schola ehemaliger Domspatzen.

Die Baumaßnahme ging zurück auf den Wunsch, dass der Innenraum des Regensburger Domes St. Peter nach den Vorstellungen des Regensburger Domkapitels zum Jubiläum „750 Jahre Gotischer Dom St. Peter“ im Jahr 2026 eine Aufwertung durch die Aufstellung eines neuen Domgestühls erfahren sollte. Es sollte in keiner Konkurrenz zum barocken Gestühl stehen, aber den ergonomischen und technischen und modernen Standards der heutigen Zeit entsprechen. Hinzu kam, dass das ehemalige neuzeitliche Gestühl, das seit den 1980er Jahren neben dem Barockgestühl im Mittelgang und den Seiten im Dom stand, nach über 40 Jahren im Gebrauch deutliche Abnutzungserscheinungen aufwies und einer Erneuerung bedurfte. Zudem wurde in der Vergangenheit von Gottesdienstmitfeiernden immer wieder bemängelt, dass gerade die Plätze mit der besten Sicht auf den Altar im Winter nicht geheizt waren und keinen Wärmepuffer von unten boten.

Dompropst Dr. Franz Frühmorgen betonte in seiner Ansprache: „Man baut nicht alle Tage ein neues Gestühl in einen fast 750 Jahre alten Dom, der Welt­kulturerbe ist. Deshalb nimmt man es auch nicht einfach nur in Dienst – so nebenbei. Es wird gesegnet – wie alles, was für den Gottesdienst be­stimmt ist“. Er betonte, dass dieses Projekt für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes war und jedem Beteiligten auch ein Herzensanliegen war. Dompropst Frühmorgen nahm auf ein Zitat des Apostels Paulus Bezug, der sagte: „…ein jeder achte darauf, wie er weiterbaut…“. Dieses Wort machte deutlich, welche Bedeutung mit diesem Projekt verbunden war. Der Apostel Paulus sagt das in der Lesung im Blick auf die Gemeinde, die er in Korinth aufgebaut hat und bei dem es ihm ein Anliegen war, den Ursprung zu bewahren. Man kann etwas durch späteres Dazutun auch verunstalten, in seiner Wirkung beschneiden, ihm die Schönheit nehmen, so Dr. Franz Frühmorgen. Doch die positive Resonanz der Gläubigen zeigt: Alles richtig gemacht! Er bedankte sich bei allen Verantwortlichen mit einem „herzlichen Vergelt’s Gott“. Vor allem bei Herrn Karl Stock, Leiter des Staatlichen Bauamtes Regensburg und seinen Mitarbeitern, bei Frau Sophia Kirschsieper vom Landesamt für Denkmalpflege und in besonderer Weise bei Frau Gudrun Berschneider und ihrem gesamten Team des Architekturbüros Berschneider und Berschneider. Ebenso gebührt ein großer Anteil am Gelingen des Projektes den Mitarbeitern der Staatlichen Dombauhütte, Eveline Lobmeier, der neuen Administratorin des Domkapitels, sowie Dommesner Robert Feigl. Sie haben nicht nur ein Meisterstück ihres handwerklichen Könnens abgeliefert, sondern sich damit auch bleibend dem Dom eingeschrieben, sagte Dompropst Franz Frühmorgen in Richtung aller beteiligten Handwerker.


Gemeinsam mit Dommesner Robert Feigl segnete Dompropst Frühmorgen das neue Domgestühl noch mit Weihwasser und Weihrauch. Karl Stock, der Leiter des Staatlichen Bauamtes betonte in seinem Grußwort, dass sich das neue Domgestühl „nicht nur sehen lassen kann, sondern es besticht durch Einfachheit, durch Robustheit, durch Klarheit in der Architektursprache, in Feinheit und Farbe, aber auch in der Ausführung“. Für Gudrun Berschneider vom Architekturbüro Berschneider und Berschneider war es eine besondere Ehre an diesem Projekt mitwirken zu dürfen, denn „ein modernes Gestühl für den historischen Regensburger Dom zu entwickeln ist kein alltäglicher Auftrag“. Der Regensburger Dom ist ein einzigartiges Meisterwerk gotischer Architektur und somit war es auch für uns eine große Ehre an diesem Projekt mitwirken zu dürfen, so Sophia Kirschsieper vom Landesamt für Denkmalpflege in ihrem Grußwort.

Effizient und nachhaltig

Das Staatliche Bauamt Regensburg, als Eigentümer der Kathedrale, wurde vom Domkapitel Regensburg beauftragt, die Leistungen für die Planung beim neuen Domgestühl zu übernehmen. Das Architekturbüro Berschneider + Berschneider aus Pilsach bei Neumarkt in der Oberpfalz wurde bei der Entwurfsfindung hinzugezogen. Bei dem von Domkapitel und Bauamt gemeinsam gefundenen Konzept im Blick auf das Domgestühl, wurde das Büro Berschneider + Berschneider im Weiteren mit der Werk- und Detailplanung, sowie mit der Umsetzung des Bauprojektes beauftragt.

Als Schutz gegen die aufsteigende Kälte wurde auch das Gestühl auf ein Podest gesetzt. Im Zuge der Erneuerung wurde die veraltete und energieintensive Bankheizung im barocken Gestühl rückgebaut und durch energieeffiziente beheizbare Sitzpolster ersetzt, die auch auf dem neuen Gestühl für Wärme sorgen.

Für den Entwurf war klar, dass das barocke Bestandsgestühl weiterhin im Fokus steht, und sich das neue, ergänzende Gestühl zurücknehmen muss. Dafür entwickelte sich der Entwurf in einen bewussten Kontrast mit klaren, ruhigen Formen, die als Innenarchitektur unserer Zeit ablesbar sind. Die neue Bestuhlung nimmt sich sehr zurück, „verschwimmt“ optisch mit den Wand- und Bodenoberflächen im Innenraum des Domes, nimmt in ihrer Farbigkeit die changierende, matte Oberfläche des Natursteins auf. Im Fokus bleibt so das Raumerlebnis des Kirchenraumes mit seinen historischen Elementen. Das Material der neuen Sitzelemente ist robuste und langlebige Eiche.

Barrierefreiheit  

Für die Barrierefreiheit sind in den neuen Podesten, wie im Bestand schon vorhanden, Induktionsschleifen integriert, welche die drahtlose Übertragung von Gottesdiensten oder Konzerten für Hörgeschädigte an jeden Sitzplatz ermöglichen.

Insgesamt wurden 376 Sitzplätze durch das neue Domgestühl ersetzt, aufgeteilt auf das Mittelschiff mit 112 Plätzen, das Querhaus mit 80 Plätzen, sowie die Sailer-Kapelle mit 32 Sitzplätzen. Über eine lose Bestuhlung wurden 152 Sitzplätze im zweiten Joch von Westen um das Hochgrab für Kardinal Herzog Philipp Wilhelm von Bayern angeordnet. Überdies werden weitere 48 Stühle als Reserve für eine zusätzliche Bestuhlung bei großen Anlässen vorgehalten.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege war von der Erstellung der Planung bis zur Bemusterung mit 1:1 Modellen im Kirchenraum stets mit eingebunden, in der abschließenden Abstimmung auch der Generalkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Prof. Mathias Pfeil sowie der Stadtheimatpfleger Prof. Gerhard Waldherr.

Bereits jetzt findet das Neue Domgestühl einhellig positive Resonanz bei den Besucherinnen und Besuchern im Dom, die sich nicht nur wegen der optischen Aufwertung, sondern auch wegen des erhöhten Komforts begeistert zeigen. Auch ein Beitrag zum Umweltschutz konnte geleistet werden, da die Bankheizung jetzt auf alle Sitzbänke ausgeweitet und durch energieeffiziente beheizbare Sitzkissen ersetzt wurde.

Text: Christian Beirowski
Fotos: Dombauhüttenmeister Matthias Baumüller, Christian Beirowski

 



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