News Bild „Nicht durch den Euro, sondern durch das Evangelium wird das christliche Abendland zusammengehalten!“ - Grußwort von Bischof Rudolf Voderholzer bei Studenten aus Pilsen und der Ukraine

„Nicht durch den Euro, sondern durch das Evangelium wird das christliche Abendland zusammengehalten!“ - Grußwort von Bischof Rudolf Voderholzer bei Studenten aus Pilsen und der Ukraine

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Im Rahmen einer Tagesexkursion stand für 28 Studenten der Westböhmischen Universität Pilsen und 14 Studierende aus der Ukraine am 29. Oktober neben einer Stadtführung in Regensburg das Thema "Deutsche Wirklichkeiten. Begegnung mit Menschen und Organisationen" im Mittelpunkt. Besonders ging es bei dieser Nachmittagsveranstaltung im Diözesanzentrum Obermünster um Einrichtungen, die sich mit dem Thema Flucht und Vertreibung beschäftigen, die Organisation lag in den Händen des Regensburger Diözesanverbandes der Ackermann-Gemeinde. Auch Bischof Rudolf Voderholzer stattete der Veranstaltung einen Besuch ab und sprach ein Grußwort.

Erinnerung an böhmisch-bayerische Beziehungen

Darin verwies er auf die Bezüge des Bistums Regensburg zum Bistum Pilsen, besonders aber auf die Herkunft seiner heuer verstorbenen Mutter aus Kladrau/Kladruby. Mit knapp 18 Jahren sei seine Mutter am Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat geflohen, der Rest der Familie dann im Frühjahr 1946 nach der Vertreibung in Bayern eingetroffen. "Ich weiß noch Vieles aus den Erzählungen meiner Familie. Daher beschäftigen mich die aktuellen Debatten sehr, die Entwicklung geht mir sehr nahe", stellte der Bischof einen Bezug zur momentanen Situation her.

Seiner Großmutter sei es damals schwer gefallen, der Landwirtsfamilie in Oberbayern, bei der sie einquartiert worden waren, zur Last zu fallen, ja auf diese Leute angewiesen zu sein. Eines Tages hatte der Bauer die Vertriebenenfamilie zum Essen eingeladen. Als dieser dann den Einwand der Großmutter Bischof Voderholzers "Wir sind aber zu viert!" mit dem Satz "Ich habe euch nicht gefragt, wie viele ihr seid" beantwortete, war das Eis gebrochen - "ein guter Auftakt", wie es der Oberhirte selbst beurteilte. Schließlich sei es in den Jahren danach gelungen, über zwei Millionen Menschen aus den Sudetengebieten erfolgreich zu integrieren.

Der Regensburger Oberhirte erinnerte auch an die freundschaftlichen Beziehungen zu seinem Pilsener Bischofskollegen Monsignore František Radkovský. In Kladrau ist heuer im Dezember erstmals eine gemeinsame Aussendung der Sternsinger geplant. Zudem erwähnte Bischof Voderholzer, dass er bei der Bayerischen Bischofskonferenz der Ansprechpartner für die Kontaktpflege zwischen den tschechischen und bayerischen Bistümern sei.

Sich der europäischen Wurzeln bewusst werden

Der Oberhirte zeigte aber auch die Unterschiede zwischen den Heimatvertriebenen und Flüchtlingen, die nach 1945 kamen, und denen von heute auf. "Damals stammten sie aus demselben Kulturraum, hatten dieselbe Sprache und haben mitgeholfen, ein zerstörtes Land wieder aufzubauen. Heute kommen Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund, anderer Religion und Sprache", erläuterte der Oberhirte und verwies auch darauf, dass viele Bürger "Angst vor einer Islamisierung unseres Landes" hätten.

Doch dem hielt er seine Beobachtungen entgegen. "Sorgen macht mir eher die eigene kulturelle Identitätsschwäche Europas. Die tragenden Säulen der christlich-abendländischen Kultur werden hinterfragt und sind am Wackeln", stellte Bischof Voderholzer kritisch fest. Als Beispiel nannte er die zunehmende Entheiligung des Sonntags etwa durch immer mehr verkaufsoffene Sonntage. "Die Menschen wissen nichts mehr mit dem Sonntag anzufangen. Wir müssen unsere eigene Identität kennen und diese stärken", forderte der Bistumschef.

Vor dem Hintergrund der Säulen Europas bzw. des Abendlandes (griechische Philosophie, römische Rechtsstaatlichkeit, jüdisch-christliche Lehre) rief der Bischof auf, sich wieder dieser europäischen Wurzeln bewusst zu werden. "Nicht durch den Euro, sondern durch das Evangelium wird das christliche Abendland zusammengehalten. Die Kirchtürme sind steinerne Zeigefinger, die auf den Himmel verweisen. Wir leben in einem einheitlichen, christlich geprägten Kulturraum - diesen müssen wir mit Leben füllen", appellierte Bischof Voderholzer an die Studierenden.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung präsentierten sich die Ackermann-Gemeinde, die Junge Aktion der Ackermann-Gemeinde, die Katholische Hochschulgemeinde, die Aktion CAMPUSAsyl Regensburg sowie die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Regensburg. Sprecher der Pilsener bzw. ukrainischen Studenten stellten ihre Gruppen und Fakultäten sowie die gegenseitige Bezüge vor. Aus ihrer Arbeit mit Flüchtlingen und Asylbewerbern berichteten zwei Frauen aus Regensburg und Neufahrn/Niederbayern. Mit einer Einführung in die derzeitige Ausstellung im Diözesanzentrum "Gott liebt die Fremden" durch Dr. Reinhold Then endete die Veranstaltung.



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