Andra Gallersdörfer mit einer Mutter und ihrer Tochter in der Museumskirche St. Ulrich. Andrae Gallersdörfer hält das gebastelte "Glasfenster" von dem Mädchen Richtung Licht.

Museum für Kinder begeistert mit Kursprogramm

Kleine Glaskünstler ganz groß


Regensburg, 11. Juli 2025

Die Geschichte von farbenprächtigen Fenstern, Gemälden und anderen Kunstwerken interessiert nicht nur Erwachsene. Das Museum für Kinder der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg zeigt auch jüngeren Besuchern altersgerecht, was Kunst und Kunstgeschichte zu bieten hat. Die Veranstaltung „Werde ein Glaskünstler“ fand an einem Sonntag statt. Bei Temperaturen von über 30 Grad bot die Museumskirche St. Ulrich den jungen und älteren Teilnehmern eine angenehme Auszeit von der Hitzewelle.

„Welche Kirche ist älter, St. Ulrich oder der Regensburger Dom?“ fragte Andrea Gallersdörfer in die Runde. Gemeinsam stehen Kinder und ihre Omis, Patentanten und Mütter auf dem Platz vor St. Ulrich in der Mittagssonne. Die Kinder waren sich schnell einig - St. Ulrich ist älter. Bei der heutigen Kinderführung geht es um die Glasfenster von Markus Lüpertz, die sich in der Museumskirche befinden. Erst 2023 wurden die Glasfenster eingeweiht. Bei den vorherigen Fenstern handelte es sich um schlichte Glasfenster, die eingesetzt wurden, da die Originalfenster verloren gingen, erklärt Gallersdörfer. Sei acht Jahren ist sie Gästeführerin und gibt noch andere Führungen in der Stadt, so auch im Museum für Kinder. Gallersdörfer hat eine Ausbildung bei Kulttouren absolviert - über 170 Unterrichtseinheiten in sechs Monaten.

In St. Ulrich steht die Gruppe auf der Empore vor den Fenstern und bestaunt die farbenprächtigen, bunt leuchtenden Werke. Zu entdecken gibt es hier für Jung und Alt einiges, so wie die zahlreichen Fische, die in einem der Fenster zu sehen sind. Absteigend nach unten werden die Fische dunkler, stellen die Kinder fest. Das bestätigt Andrea Gallersdörfer und erklärt, dass es unten im Meer auch düsterer sei. Weiter erzählt sie den gespannten Zuhörern, dass der Fisch das Erkennungszeichen der Christen gewesen sei. Auch das Fenster in der Westfassade nimmt Bezug auf christliche Symbolsprache. Eine lachende Engelsfigur mit ausgestreckten Händen unterteilt eine Glasrosette in oben und unten. Das fällt auch den Kindern auf. Unten wird symbolisch die Unterwelt dargestellt, deshalb haben die Glasfenster nicht dieselbe Farbigkeit wie im oberen Teil, bekommen die interessierten Zuhörer erklärt. 

Aber wie entsteht Glas eigentlich?, fragte Gallersdörfer in die Runde. Sand schmilzt zu Glas, weiß die achtjährige Lara. Ausgesucht hat sich Lara die Führung selbst, erzählt ihre Mutter Jana. Besucht hatten sie schon einmal eine Glashütte im Bayerischen Wald und sind mit dem Handwerk bereits vertraut. Bei ihrer Führung hatte die Achtjährige selbst ein Glasherz geblasen, erzählt sie. Glas entsteht, wenn Sand auf 1.400 Grad Celsius erhitzt wird und schmilzt. Dem Sand wir noch eine Mischung aus Kalk und Soda beigefügt, ergänzt Gallersdörfer. Um farbiges Glas herzustellen, müssen verschiedene Metalle und Oxide hinzugefügt werden. So entsteht rotes Glas, wenn Gold beigefügt wird. Ansehen können sich die Kinder aus der Nähe bunt gestaltete Glasscheiben, die ausgebreitet auf einem Tisch liegen. Dort sind auch weiße Dosen mit Sand oder auch Kalk.

Fragen werden von den Kindern in der etwa einstündigen Veranstaltung noch häufiger gestellt. Dahingehend unterscheiden sich Kinder- und Erwachsenenführungen, weiß Gästeführerin Andrea Gallersdörfer. „Kinder stellen andere Fragen, sehen die Fenster ganz anders. Sie beurteilen die Fenster nicht. Sie haben einen ganz klaren Blick und erkennen sofort, dass das Fische sind und dass es nach unten, zum Beispiel bei dem einen Fenster nach Osten hin, grau wird und nicht mehr so farbig“, so Gallersdörfer. „Erwachsene gehen analytischer an die ganze Sache ran und kritisieren dann manchmal auch und sagen, ‚Das gefällt mir aber nicht. Das ist mir zu abstrakt.‘ Kinder sind unvoreingenommener. Insofern ist das fast angenehmer. Die sehen die Bilder einfach mit ihren Augen“, erklärt die Gästeführerin. Das gefällt Gallersdörfer auch an ihrer Arbeit. Keine Führung, trotz derselben Thematik, sei gleich. Die Reaktionen und Interaktionen mit den Gästen sei immer unterschiedlich, was das Spannende sei.

Obwohl die Führung für Kinder ist – mitgenommen haben auch die großen Gäste etwas. Frau Holzem besuchte die Kinderführung gemeinsam mit ihrer Enkelin und deren Freundin. Neu war für sie der Herstellungsvorgang von flachem Glas, vertraut war sie bisher bloß mit der Glasbläserei, die runde Formen und Vasen hervorbringt. Auch wusste sie nichts über die Herstellung von farbigem Glas. Die Führung sei zwar kindgerecht, aber nicht so kindgerecht gewesen, dass man sich langweile, stellt sie fest. „Überhaupt fand ich es sehr interessant, dass diese Führung so gestaltet wurde, dass die Kinder völlig konzentriert mitgelaufen sind und völlig konzentriert die Fragen beantwortet haben und das sie nicht unruhig waren“, so Frau Holzem.

Nach der Führung geht’s für die Kinder ans Basteln. „Ich sehe die Führung schon als Gesamtkunstwerk“, erklärt Gallersdörfer. „Erst befasse ich mich damit, wie wird sowas in echt gemacht und dann gestalte ich mein eigenes „Glasfenster“ aus buntem Papier.“ Die Kinder bekleben dabei eine Papierrosette mit bunt zusammengewürfelten Schnipseln. Jedes Kind kreiert hier sein ganz eigenes Werk, dass sie mit nach Hause nehmen dürfen. Gegen Licht gehalten leuchten ihre Arbeiten genauso schön wie die großen Glasfenster, die sie zuvor bestaunten. 

Der nächste Termin für die Führung „Glaswerkstatt in St. Ulrich“ ist am 20. Juli, einem Sonntag um 14 Uhr. Wer bis dahin eine Museumsführung für Kinder miterleben möchte, kann diesen Samstag an der Führung „Lasst die Blätter tanzen!“ oder auch die folgende Woche an „Molli, die kleine Orgelpfeife“ teilnehmen. Mehr über das ganzjährliche Programm des Museums für Kinder findet sich auf deren Homepage.

Text und Fotos: Lea Grosser

(lg)



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