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Libanon: Ordensfrauen beherbergen über 800 Kriegsflüchtlinge

Klöster und Schulen als Leuchttürme der Hoffnung

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München / Regensburg, 28. Oktober 2024

Ordensschwestern im Nordosten des Libanon haben ihr Kloster für hunderte Flüchtlinge geöffnet. Nach Informationen des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ suchen aktuell über 800 Menschen Schutz auf dem Klostergelände in Jabboulé in der Bekaa-Ebene im Nordosten des Libanon. Auch an der Südgrenze des vom Krieg heimgesuchten Landes sind christliche Einrichtungen ein Hoffnungsschimmer.

Seit 23. September gehen israelische Streitkräfte auch im Norden des Libanon gegen die Terrormiliz Hisbollah vor. Die Region gilt neben dem Südlibanon und der Hauptstadt Beirut als Hochburg der Terroristen. Die Militäroperation treffe neben militärischen Zielen zumindest indirekt auch die Zivilbevölkerung, wie Schwester Joselyne Jumaa, die Generaloberin der Schwestern „Notre Dame du Bon Service“, berichtet: „In der ersten Nacht der Angriffe strömten bereits dutzende Menschen zu uns.“ Ein paar Tage später seien es bereits über 800 Flüchtlinge gewesen. „Wir sind am Limit und können keine weiteren Personen mehr aufnehmen.“

„Euer Kreuz wird uns schützen“

Die 15 Ordensfrauen, die der unierten melkitischen griechisch-katholischen Kirche angehören, betreiben in Jabboulé eine Schule und ein Waisenhaus. Beide Einrichtungen stehen Christen wie Muslimen offen. So hätten auch jetzt zahlreiche muslimische Nachbarn um Obdach gebeten, berichtet Schwester Joselyne: „Sie haben so viel Vertrauen zu uns, dass wir häufig von ihnen hören: ,Euer Kreuz wird uns schützen’.“ Die päpstliche Stiftung „Kirche in Not“ hat der Schwesterngemeinschaft Soforthilfen zur Verfügung gestellt, um Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel und Unterkünfte für die Schutzbedürftigen zu finanzieren.

Mittlerweile sind die ersten Hilfslieferungen angekommen. Die Schwestern verteilen diese nicht nur, sondern bereiten jeden Tag das Frühstück und eine warme Mahlzeit für die Flüchtlinge zu. Für die zahlreichen Kinder organisieren sie zweimal pro Woche Spielgruppen, um ihnen ein Stück Normalität zu bieten. „Wenn die Eltern selbst in Panik sind und ihre Kinder nicht mehr beruhigen können, nehmen wir Schwestern sie in die Arme. Wir sagen ihnen: Ihr seid sicher, weil ihr euch im Haus Gottes befindet“, sagt Schwester Joselyne.

Angst vor dem Winter

Viele Menschen suchten das Gespräch mit den Ordensfrauen, so Schester Joeslyne: „Die Menschen vertrauen uns ihre Ängste und ihre Angst vor dem nächsten Tag an. Wir sind immer ansprechbar, wenn es irgendwo ein Problem gibt.“ Die Flüchtlinge packten in der Unterkunft auch selbst mit an, betonen die Ordensfrauen: Die Männer hacken Holz und helfen beim Verteilen der Hilfsgüter, die Frauen helfen in der Küche. Die Solidarität sei hoch. Auch würden viele Menschen darum bitten, in der Kirche beten oder sich einfach nur dort aufhalten zu dürfen. So sammelten sie Kraft für die täglichen Herausforderungen.

Im Süden des Landes kümmert sich die internationale Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) ebenfalls um Kinder, die in Lebensgefahr sind. Im Süden des Libanon hielt bis vor Kurzem Ordensschwester Maya mit 400 christlichen Familien in der Ortschaft Ain Ebel aus. Mittlerweile entschied sie sich, mit den verbliebenen Bewohnern ihres Dorfes Schutz im Nachbarort Rmeich zu suchen, der sich auch ganz in der Nähe der israelisch-libanesischen Grenze befindet. Pfarrer Peter Fuchs, CSI Deutschland, berichtet: „Schwester Maya versorgt in Rmeich alle Kinder, die dort bei ihren Eltern ausharren. Sie hält auch Schulunterricht, wenn es die Kampfhandlungen zulassen – von Tag zu Tag wird neu entschieden, und täglich kommen weitere Flüchtlingskinder hinzu.“

Im Süden wie im Norden des Libanon steigt jedoch die Alltagslast, wächst die Not. Diese würden nicht weniger, und Schwester Joselyne Jumaa mahnt: „Der Winter steht vor der Tür. Wie sollen wir Strom, Heizung und Warmwasser sicherstellen und finanzieren? Wir bitten dringend um Gebet und Hilfe.“

Text: Kirche in Not

(sig)



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