Papst Franziskus

Fünf Jahre Enzyklika „Fratelli tutti“

Nach wie vor von großer Bedeutung


Rom / Regensburg, 7. Oktober 2025

Vor fünf Jahren, Anfang Oktober 2020, hat Papst Franziskus seine Enzyklika „Fratelli tutti“ veröffentlicht. Sie war damals ein prophetisches Wort – und sie ist es noch immer. Denn vieles von dem, was der damalige Pontifex anmahnte, wird bis heute weltweit als drängendes Problem wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund behält „Fratelli tutti“ als päpstliches Rundschreiben seine besondere, anhaltende Bedeutung.

In der Enzyklika heißt es: „Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hält weiter an. Das ist der Skandal unserer Zeit.“ Mit dieser Klarheit hat Franziskus die Welt aufgerüttelt – und auch nach einem halben Jahrzehnt bleibt seine Botschaft eine offene Wunde, zumal er ausdrücklich Nationalismus, Egoismus und politischer Kurzsichtigkeit warnte und zu Brüderlichkeit, Solidarität und Frieden aufrief. Fünf Jahre später sehen wir: seine Diagnose war richtig, seine Therapie bleibt nötig. 

„Nationalismus spaltet, Brüderlichkeit heilt.“ Dieser Satz von Papst Franziskus ist nicht leiser geworden, er ist eher noch lauter als vor fünf Jahren, denn: „Die Menschheit überlebt nicht mit verschlossenen Grenzen, sondern mit offenen Herzen.“ Diese Mahnung gilt im Angesicht von Kriegen, Fluchtbewegungen und globalen Krisen. „Der barmherzige Samariter sieht nicht den Fremden, sondern den Bruder.“ Dieses Bild ist der Prüfstein für Glauben und Politik zugleich. „Fratelli tutti“ ist damit weitaus mehr als frommer Text – es ist ein weltweiter Friedensappell.

Papst Franziskus hat insgesamt vier Enzykliken veröffentlicht: Am 29. Juni 2013 erschien die Enzyklika „Lumen fidei – Über den Glauben“, am 24. Mai 2015 die Enzyklika „Laudato si᾿– Über die Sorge für das gemeinsame Haus“, am 3. Oktober 2020 die Enzyklika „Fratelli tutti – Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ und am 24. Oktober 2024 die Enzyklika „Dilexit nos – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“.

Mit Papst Leo XIV. ist nun ein Nachfolger angetreten, der diese Linie weiterführt. Auch er betont, dass die Kirche nur dann glaubwürdig bleibt, wenn sie an der Seite der Schwachen steht, wenn sie Brücken baut und nicht Grenzen verstärkt. Papst Franziskus hat uns vor Augen gestellt: Der Prüfstein unserer Menschlichkeit ist der Blick auf die Verwundeten, auf die Ausgegrenzten, auf die Opfer von Gewalt. Wer hinsieht, verändert die Welt. Wer wegsieht, verlängert das Leid. Auch fünf Jahre nach Veröffentlichung gilt: Fratelli tutti ist nicht überholt, sondern aktueller denn je. Die Enzyklika bleibt ein Weckruf – für Deutschland, für Europa, für die ganze Welt.“

Eine Enzyklika ist ein päpstliches Rundschreiben an einen Teil oder an alle Bischöfe sowie an alle Gläubigen. Einige Enzykliken sollen auch über die katholische Kirche hinaus wirken, sozusagen an „alle Menschen guten Willens“. Die Schreiben befassen sich mit Gegenständen der Glaubens- und Sittenlehre, der Philosophie, der Sozial-, Staats- und Wirtschaftslehre sowie der Disziplin und der Kirchenpolitik. Päpstliche Rundschreiben sind Ausdruck oberster Lehrgewalt des Papstes, aber keine „unfehlbaren“ Lehräußerungen. Sie wurden von Papst Benedikt XIV. (1740 – 1758) eingeführt. Die meist lateinischen Anfangsworte bilden traditionsgemäß zugleich den Titel der Enzyklika. Etymologisch leitet sich der Begriff Enzyklika vom griechischen κύκλος ab – das bedeutet: Kreis oder auch Zyklus, was dann in Richtung eines Kreisschlusses sowohl im Sinne der Gemeinschaft der Gläubigen als auch der thematischen Abrundung interpretierbar ist.

mit Material der DBK

(sig)



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