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Agatha von Catania

Die Hüterin des Brotes

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Regensburg, 5. Februar 2024

Kaum noch jemand weiß heute noch etwas über die heilige Agatha. Ganz anders ist das in Catania, der zweitgrößten Stadt Siziliens. Der Legende nach wurde Agatha, eine Sizilianerin aus vornehmer Familie, hier um das Jahr 250 mit Fackeln und glühenden Kohlen zu Tode gemartert.

Und alljährlich vom 3. bis 5. Februar feiern die Bewohner ein Fest zu Ehren der Heiligen, das bis heute Hunderttausende von Besuchern anzieht. Sie säumen die Straßen, wenn Dutzende Freiwillige bis zu sechs Meter große Holzgestelle mit brennenden Kerzen auf ihren Schultern tragen oder der Reliquienchrein der Heiligen Agatha auf einer silbernen Sänfte durch die historische Altstadt gezogen wird.

Vielseitige Patronin

Die heilige Agatha zählt zu den 14 Nothelfern. Ihr wurde früher gleich eine vielfache Rolle als Fürbitterin zugesprochen: Bei Brustkrankheiten, Fieber, Brandgefahr, Hungersnot, Viehseuchen und Unwetter. Sie war Patronin der Ammen, Hebammen, Hirtinnen, Weber, Bergarbeiter, Hochofenarbeiter, Goldschmiede, Glockengießer, Glaser. Die Menschen vertrauten auf ihre Hilfe gegen Hungerleidenden, bei Kinderlosigkeit, Krankheiten der Brüste, Erdbeben und Unglücken – und in ihrer Heimat bis heute gegen den Ausbruch des Ätna.

Die Brotheilige

Zur „Brotheiligen“ wurde Agatha eher aufgrund eines Missverständnisses: Der Legende nach waren ihr in der Folter die Brüste abgeschnitten worden. In den ältesten Darstellungen hält sie diese Brüste in einer Schale in der Hand. Spätere Betrachter haben die Brüste als kleine Brote gedeutet, und so wurde die Heilige zur Helferin bei Brustkrankheiten und zugleich zur Hüterin des Brotes.

Geweihte Agathabrote

An ihrem Gedenktag wurde in vielen Gegenden Altbayerns das Agathabrot gebacken, das dann in der Kirche geweiht und an Kinder, Alte und Kranke verteilt wurde. Agathabrote fütterte man auch dem Vieh vor dem Almauftrieb, Ochsen vor dem Anspannen und Kühen vor dem Kalben. Brotkrümel in den Ecken der Häuser sollten vor Feuer bewahren. Zum Schutz vor Saat- oder Rostbrand wurden die Brote auf die Felder gelegt. Sogar in den Städten trug man am 5. Februar Lichter, Wasser und Agathabrote zum Weihen in die Kirche und vielerorts kam der Pfarrer in die Bäckereien, um das Brot zu segnen. Und in einigen Pfarreien werden noch heute in den Gottesdiensten Agathabrote gesegnet.

Agathazettel zum Schutz vor Feuer und Unheil

Der Glaube an die Segenswirkung des Brotes ging sogar so weit, dass die bei der Weihe auf dem Brot liegenden Agathazettel Böses abwenden sollten. So brachte man sie z.B. als Schutz vor Feuer und Unheil an Stall- und Stubentüren an. Denn Agatha gilt auch – vor allem in ihrer Heimat Sizilien – als Beschützerin vor Feuersgefahr. Ein Jahr nach ihrem Tod soll sich die Grabplatte ihres Grabes in Catania auf wundersame Weise erhoben und so den Lavastrom des Ätna, der die Stadt bedrohte, abgelenkt haben.

St. Agatha, die Gottesbraut

Für die Dienstboten war ihr Gedenktag, der 5. Februar, ein wichtiges Datum, denn an Sankt Agatha war die kurze Ruhezeit nach Lichtmess, die Tage des Schlenkelns, vorbei. Es war Zeit, die neue Stelle anzutreten. Auch zahlreiche Bauernregeln sind mit dem Gedenktag der Heiligen verbunden: „St. Agatha, die Gottesbraut, macht dass Schnee und Eis gern taut“ oder „Ist Agathe klar und hell, kommt der Frühling nicht so schnell.

Text: Judith Kumpfmüller

Foto Joachim Schäfer - Ök. Heiligenlexikon: Giovanni Battista Tiepolo: Das Martyrium der heiligen Agatha mit den abgeschnittenen Brüsten, 1756. Gemäldegalerie, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz in Berlin



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