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Aquarell: Die Heiligen 3 Könige

Adventsmoment: Ein Impuls von Ursula Silber

„Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“ (Röm 5,5)


Regensburg/Aschaffenburg, 18. Dezember 2025

Vielleicht erinnern Sie sich an diesen Moment im September: Während der höchsten jüdischen Feiertage wurden bei einer Messerattacke vor einer Synagoge in Manchester mehrere Menschen getötet und verletzt. Wer in der näheren Umgebung schon einmal eine solche Messerattacke erlebt hat, weiß, wie schrecklich das ist: Wie verstört, wie wütend und hilflos sich viele Menschen fühlen. Und wie viel Kraft und Geduld es kostet, um wieder zu einem normalen, guten Alltag und Miteinander zu finden.

Die Rabbinerin Robyn Ashworth, die ich auf einer jüdisch-christlichen Bibelwoche kennenlernte, lebt in Manchester und gehört zu dieser jüdischen Gemeinde. Sie hat einige Tage danach ein Video veröffentlicht und darin gesagt: „Wir lassen uns nicht kaputt machen. Wir lassen uns nicht in den Hass treiben. Wir lassen uns nicht lähmen von der Angst.“ Und dann hat sie einen Satz über die Hoffnung formuliert, der mich tief berührt hat: „We don't have hope - we need to create hope.“ - „Wir haben die Hoffnung nicht - wir müssen Hoffnung schaffen.“ Hoffnung ist nichts, was man hat oder eben nicht hat. Das kann man sich auch nicht einfach so vornehmen. Aber wir können Hoffnung wachsen lassen: in uns, aber vor allem für andere.

Wie macht man das, Hoffnung wachsen lassen?

Ich denke daran, wie viele Leute jetzt, wenn sie ihren Garten winterfertig machen, Blumenzwiebeln in die Erde stecken. Das ist ein kleiner Akt des Widerstands gegen die kommende Kälte. Wenn alles erfriert und abstirbt, stecken wir Krokusse, Tulpen und  Osterglocken. Wir setzen ein Zeichen - gegen den Winter, gegen den Tod. Ein Zeichen dafür, dass neues Leben möglich ist. Und ich weiß, wie sehr mir dann im Frühjahr das Herz aufgeht, wenn ich die ersten Knospen sehe und wenn dann die Krokusse aufblühen, genau in dem Park, in dem bei uns in Aschaffenburg ein Messerangriff geschah! Das gibt mir Zuversicht und die Kraft, auch anderswo daran zu glauben, dass neues Leben möglich ist.

Hoffnung wachsen lassen, das kann auch heißen: Mutmach-Geschichten weitererzählen, damit der Mut bei anderen wachsen kann. Anna und Kerstin Meinhardt sind nach Sizilien und Lampedusa gereist, um zu sehen, wie die Städte und Gemeinden dort mit den vielen Geflüchteten umgehen, was dort gut klappt, was wir davon lernen können. Jetzt halten sie Vorträge und erzählen Mutmach-Geschichten: z.B. von Beratungsstellen und Cafés, die nicht nur für Geflüchtete da sind, sondern für alle - und wo sich Einheimische und Fremde erst einmal als Menschen begegnen, nicht als „Problem im Stadtbild“. Solche Geschichten zu erzählen und zu teilen, das macht Mut und lässt Hoffnung wachsen.

Vielleicht fallen Ihnen noch andere Dinge ein, die ganz klein und unscheinbar im Alltag die Hoffnung nähren und wachsen lassen: „micro-doses of hope“, Hoffnung in Spurenelementen, sagt meine Freundin Robyn. Die wirken wirklich!

Der Advent ist eine Zeit, in der wir „guter Hoffnung“ sind. Auch, wenn uns die Zuversicht manchmal schwer wird: Wir arbeiten daran, für uns und für andere, für alle Menschen. Der Glaube an einen Gott, der uns nicht aufgegeben hat, sondern immer wieder zur Welt kommt, gibt uns die Kraft dazu.

Text: Ursula Silber, Pastoraltheologin und Rektorin des  Martinushauses in Aschaffenburg


Die größte Aufgabe: Das Hören

Wie gelingt es, Schwerstkranken Hoffnung, Licht und Freude zu bringen? Sie hören heute Erfahrungen aus der Krankenseelsorge.

(SSC)

Weitere Infos

Der 18. Impuls stammt aus den Adventsmomenten, dem gemeinsamen Online-Adventskalender der Bayerischen Diözesen.

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Die Audio-Impulse für einen akustischen Advents- und Weihnachtskalender für sehbeeinträchtigte und lesebeeinträchtigte Menschen sind organisiert und zusammengetragen vom Katholischen Blindenwerk Ost (KBW Ost).



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