„Außergewöhnlicher Schatz in St. Kassian“ – Maria als die Mutter der schönen Liebe, vorgebildet im Alten Testament
Die Stiftspfarrkirche St. Kassian ist nach der über acht Jahre dauernden Renovierung wiedereröffnet. In diesen Tagen findet die Festwoche zur Wiedereröffnung statt. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gratulierte dem Stiftskapitel zur gelungenen Renovierung. Die Fresken im Hauptschiff, die ein ganzes marianisches Programm umfassen, „strahlen vielleicht erstmals so schön seit ihrer Erschaffung“, sagte der Regensburger Oberhirte. Der Bischof hielt einen Vortrag über die spezielle Mariensymbolik in St. Kassian Regensburg: „Maria – die lebendige Bundeslade Gottes. Zum marianischen Programm der Stiftspfarrkirche St. Kassian.“
Ein und derselbe Gott offenbart sich im Alten und im Neuen Testament
Am vergangenen Sonntag hatte der Regensburger Oberhirte den Altar in der Kirche geweiht. 1749 hatte die Neuausstattung von St. Kassian unter Johann Anton Götz begonnen. Damals war die älteste Pfarrkirche Regensburgs barockisiert worden. Auf den beiden Seiten des Hauptschiffs sind insgesamt sechs Zuordnungen Mariens zu Frauen im Alten Testament zu sehen. Das Bildprogramm ist typologisch. „Gott handelt in einer für ihn typischen Weise. Er ist ein und derselbe Gott, der sich im Alten und im Neuen Testament offenbart“, sagte Dr. Voderholzer. Das Bild Marias im Neuen Testament ist im Alten Bund vorgebildet, sagte der Bischof: „Es ist gewoben aus den Fäden des Alten Testaments und überbietet es in seiner neutestamentlichen Erfüllung.“ Die auf dem typologischen Prinzip fußenden und nun überhaupt erst wieder erkennbaren Darstellungen in St. Kassian nannte Bischof Voderholzer „kunstvolle und gleichzeitig tiefe theologische Reflexionen“.
Die Weisheit aus dem Alten Testament als der Typus der Gottesmutter
Konkret zeigen die Fresken den Zusammenhang zwischen einzelnen Szenen im Alten Testament (AT) und im Neuen Testament. Die Bilder aus dem AT sind demgegenüber verschattet. Die Zyklen sind außerdem unterschiedlich koloriert. Sarah, Judith, Bathseba, Esther, Abigail und Rebecca sind die Typen oder auch Figuren, auf die sich die in der Erfüllung überbietenden Mariendarstellungen beziehen. Insgesamt erscheint die im AT auftretende Weisheit als Typus und somit Urprägung der Gottesmutter, die als die „Mutter der schönen Liebe“ vorgestellt wird. „Dieser außergewöhnliche Schatz in St. Kassian erschließt ein ganzes Universum“, erklärte der Bischof weiter: „Es ist die Einladung an die Gläubigen zum vertrauensvollen Gebet.“