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Alte Bräuche im Advent – Teil II

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Überall in den Häusern werden in der Adventszeit die Kerzen am Adventskranz angezündet. Vier Kerzen steckt man auf diesen Kranz, der uralte Symbole benutzt: Den Kreis als Symbol der Hoffnung und des Lebenskreises, frisches Grün als Symbol der Fruchtbarkeit mitten im Winter und die ursprüngliche Kerzenfarbe Rot als Symbol für das Blut Christi. An jedem Adventsonntag wird eine weitere Kerze entzündet, bis an Weihnachten mit der Geburt Christi das „Licht der Welt“ die Erde erhellt. Bevor im ausgehenden 19. Jahrhundert Adventskranz und Christbaum in bayerische Bürger- und Bauernstuben eingezogen sind, war das Paradeisl der Schmuck der Vorweihnachtszeit. Es besteht aus vier rotbackigen Äpfeln, von denen drei mit drei Holzstäbchen zu einem Dreieck zusammengesteckt werden. Dann baut man auf diesem Sockel mit weiteren drei Hölzern eine Pyramide, die von dem vierten Apfel gekrönt wird. Die Hölzchen können mit Goldpapier umwickelt und mit grünen Zweigen, wie Buchs oder Tannengrün, geschmückt werden. Schließlich wird in jeden Apfel eine Kerze gesteckt, und an jedem Sonntag im Advent kann eine Kerze angezündet werden.                        

Ein Strohhalm für jede gute Tat

Weil es wohl zu allen Zeiten schwierig war, kleinen Kindern den Advent zu erklären, als Zeit der Besinnung und Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, haben wohl Mütter vor ein-, zweihundert Jahren einen schönen Brauch ersonnen: Einen Strohhalm für jede gute Tat. Dazu wurde schon im Advent – und nicht erst wie heute üblich am Heiligen Abend – das Kripperl aufgestellt. Manchmal war es auch nur die Futterkrippe, in der das Jesuskind später liegen sollte, die man vom Dachboden in die Stube holte, wo es im Herrgottswinkel oder an einem anderen „besonderen“ Platz aufgestellt wurde. Hier stand nun die leere Futterkrippe und wartete auf die Strohhalme, die an Weihnachten das Jesuskind weich betten sollten. Nun gab es während der ganzen Adventszeit für jede gute Tat, und für jeden Tag, an dem das Kind besonders brav gewesen war, einen Strohhalm. Und je mehr gute Taten und brave Tage, desto weicher lag das Jesuskind. Die Volkskundlerin Dorothea Steinbacher berichtet von einer älteren Bäuerin, die das „Strohhalmstecken“ noch aus ihrer Kindheit kennt. Für jedes gebetete Vaterunser habe die Mutter damals zu ihren vier Kinder gesagt, gäbe es einen Strohhalm für die Krippe, erzählte ihr die Frau: „Wir Dirndl haben wie die Wilden für das Christkindl Vaterunser gebetet, aber die Buben haben nur alle paar Tag einem einen Strohhalm „derbet“ (erbetet).

Die heilige Luzia

Der Luzientag am 13. Dezember galt bis zur Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 als Tag der Wintersonnenwende. Dieser Tag, der die bedrohliche winterliche Dunkelheit in die Hoffnung auf Licht umkehren sollte, wurde vermutlich schon in heidnischer Zeit von den Menschen gefeiert. Die katholische Kirche legte dann den Tag der heiligen Luzia, der „Lichtbringerin“ (vom lateinischen lux = das Licht) auf dieses Datum. Der Legende nach starb Luzia um das Jahr 305 einen grausamen Märtyrertod. Um der Hochzeit mit einem heidnischen Jüngling zu entgehen, habe sie sich selbst beide Augen ausgerissen und sei ihm so entstellt gegenübergetreten. Deshalb wird Luzia auch als Patronin der Augenkranken und Blinden verehrt. In Italien, Spanien und Frankreich beten die Mütter zu Luzia um gute Augen für ihre Kinder. Vor allem in den nordischen Ländern begeht man am 13. Dezember das große Luziafest – mit der weiß gekleideten Luzienbraut, die eine Kerzenkrone trägt.

Die „schiache Luz“

Im Bayerischen Wald fürchteten die Menschen früher die „schiache Luz“, eine Schreckensgestallt, die die dunklen Seiten dieses alten Mittwintertages verkörpert. Immer auf der Suche nach unartigen Kindern oder faulen Mägden, soll sie in der Nacht zum 13. Dezember ihr Unwesen treiben. So wundert es nicht, dass die Frauen und Mädchen am Vorabend des Luzientages möglichst daheim blieben und betend Haus und Stall ausräucherten. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es den Brauch des Luzienumgangs in Sattelbogen bei Cham. Dort zogen am Vorabend des 13. Dezember junge Mädchen in Gruppen durch die Straßen. Mit Kopftuch und Masken betraten sie schweigend die Häuser und wetzten in den Stuben ihre Sicheln. Dann verließen sie das Haus wieder und zurück blieben nicht nur zutiefst verschreckte Kinder. In einigen Gegenden, vor allem im Dreieck Österreich, Bayern, Böhmen, findet man die heilige Luzia bis vor etwa 200 Jahren auch als Begleiterin des Nikolaus. Während der Nikolaus die Buben beschenkte, brachte sie den Mädchen die Geschenke. In Österreich kam das weiß gekleidete „Lutscher“ mit Kerze, Kreuz und Kochlöffel in die Häuser. Fand sie dort Schmutz vor, schlug sie mit dem Kochlöffel um sich, war es aber ordentlich, verteilte sie Geschenke.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text und Bild: Judith Kumpfmüller



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