Heilige LUCIA: Braut Christi
Francesco del Cossa: Lucia, 1435-1477, National Gallery of Art in Washington
Eigentlich war Lucia aus Syrakus verlobt. Zur Hochzeit aber sollte es nicht kommen – mit dramatischen Folgen.
Die heilige Lucia soll 286 in Syrakus auf Sizilien geboren worden sein, wobei sich historisch gesicherte Daten kaum mehr ausmachen lassen. Sie war Christin. Ihr Vater starb früh, ihre Mutter erkrankte schwer an Blutfluss. Gemeinsam mit ihr machte sich das junge Mädchen auf den Weg zum Grab der heiligen Agatha von Catania, deren Legende auffällig viele Parallelen zum Leben und Martyrium Lucias aufweist. Dort betete Lucia und die Mutter konnte von ihrer Krankheit geheilt werden. Doch damit nicht genug: Die Mutter wurde Christin und die heilige Agatha erschien der Jungfrau Lucia und sagte ihr das Martyrium, den Tod um des Glaubens willen, voraus.
Mitgift für die Armen
Lucia wollte weiter als Jungfrau leben. Das Problem: Sie war eigentlich schon verlobt. Ihr Bräutigam war Heide und hatte für den Wunsch Lucias kein Verständnis. Davon ließ sich die Heilige nicht beirren. Sie verschenkte die ganze Mitgift an die Armen und löste die Verlobung. Daraufhin wurde ihr Verlobter so zornig, dass er die Christin an den Präfekten verriet und damit mitten während der diokletianischen Verfolgung ihren Tod verursachte. Lucia musste unvorstellbare Qualen erleiden. Zunächst sollte sie in ein Bordell gebracht werden, um ihre Jungfräulichkeit auf grausamste Weise zu brechen – es gelang den Freiern jedoch wie durch ein Wunder nicht. Lucia wurde schwer wie ein Stein, konnte nicht mehr bewegt werden. Das sei nicht einem Ochsenkarren und tausend Soldaten möglich gewesen.
Unvorstellbare Schmerzen
Nun sollte Lucia durch heißes Öl sterben. Ihre Folterer gossen das heiße Öl über die Jungfrau, sie blieb aber unversehrt. Deshalb beschloss man, ihr die Augen aus dem Kopf zu reißen – doch auch das überlebte die Heilige, die Jungfrau Maria soll ihr neue Augen gegeben haben. Schließlich wollte man Lucia verbrennen. Die Holzscheite wurden angezündet, die Flammen breiteten sich aus, Lucia aber verbrannte nicht. Deshalb stach man ihr ein Schwert durch den Hals. Schon verwundet konnte Lucia noch weiter beten. Sie sei erst gestorben, nachdem sie ein letztes Mal die heilige Kommunion empfangen haben soll.
Reiches Brauchtum zum Luciatag
Viele Legenden sind es, die sich um das Leben der Märtyrerin ranken. Bis heute wird die Heilige stark verehrt, vor allem in ihrer Heimat Italien, aber auch in Schweden. Das hängt mit ihrem Gedenktag zusammen: Vor der gregorianischen Kalenderreform war ihr Todestag, der 13. Dezember, der kürzeste Tag im Laufe des Jahres – ein bedeutendes Datum, zumal in Schweden. Dort hat sich eine besondere Tradition gehalten: In jedem Haus trägt die älteste Tochter einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf. Den Grund hat dieser Brauch in einer weiteren Legende um die heilige Lucia: Sie soll Christen, die sich in den Katakomben vor der Verfolgung versteckten, mit Nahrungsmittel versorgt haben. Die beiden Hände hatte sie voll, brauchte aber Licht, um sich in den finsteren Kelleranlagen zurechtfinden zu können; also trug sie die Kerzen kurzerhand auf dem Kopf. Diese Legende spielt auch auf den Namen der Heiligen an: Lucia kommt vom lateinischen Lux und bedeutet Licht.
Eine von vielen
Die Heilige steht für viele Christen, die während der Christenverfolgungen ihr Leben lassen mussten. Das zeigt auch die große Ähnlichkeit zur Legende der heiligen Agatha. Diese Märtyrerin lebte etwa 50 Jahre vor Lucia und soll ebenfalls in ein Bordell verschleppt worden sein. Danach versuchte man sie mit vielen Foltermethoden zu töten, die zunächst alle scheiterten, bevor Agatha doch starb. Diese verschiedenen Qualen stehen sicherlich auch stellvertretend für all das Leid der frühchristlichen Märtyrer – der bekannten wie der unbekannten.
Titelbild: Caravaggio: Lucias Beerdigung, 1608, in der Kirche Santa Lucia alla Badia in Siracusa (Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon)