News Bild „Verdanke den Regensburger klugen Kommentaren sehr viel“ – Prof. Dr. Christoph Markschies freut sich über das Signal ökumenischer Offenheit

„Verdanke den Regensburger klugen Kommentaren sehr viel“ – Prof. Dr. Christoph Markschies freut sich über das Signal ökumenischer Offenheit

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Im Sommersemester 2017 geht Prof. Christoph Markschies der Gastprofessur der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg nach. Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Johannes Markschies, geboren 1962 in Berlin, ist Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt Universität zu Berlin. Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer war wiederholt während der Vorträge des renommierten evangelischen Theologen an der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Regensburg zugegen. Dr. Veit Neumann sprach mit Prof. Markschies über sein Fach sowie über Regensburg und die Impulse, die der Berliner Theologe hier erhalten hat.

 

Herr Prof. Markschies, ist Kirchengeschichte politisch?

Alle Geschichtswissenschaft ist politisch, ist schon deswegen politisch, weil ihre Ergebnisse für politische Zwecke benutzt werden können: Sie können die Völkerwanderung als Katastrophengeschichte des Zusammenbruchs des römischen Reiches erzählen. Sie können die Völkerwanderung aber auch als Geschichte belebender Anregungen durch fremde Völkerschaften und der Transformation des römischen Reiches in etwas Neues im Mittelalter beschreiben. Kirchengeschichte ist dann auch politisch, weil alle Wissenschaft politisch ist. Das Bild vom deutschen Intellektuellen, der im stillen Kämmerlein sitzt und die Welt nicht wahrnimmt und die Welt ihn nicht – das war in der Realität nie so und ist heute natürlich auch nicht so.

 

Sie gehen der Papst Benedikt XVI.-Gastprofessur in Regensburg nach. Das ist auch politisch.

Natürlich ist es zumindest ein kirchenpolitisches Signal, wenn die, die die Einladung aussprechen, im Reformationsjahr 2017 auf diese Professur im Rahmen der katholisch-theologischen Fakultät einen evangelischen Christenmenschen einladen, ein sehr schönes kirchenpolitisches Signal ökumenischer Offenheit, um genau zu sein.

 

Regensburg war und ist nicht ganz unevangelisch …

Nein, es ist von der Tradition her eine der wenigen gemischt-konfessionellen Reichsstädte, in denen in der Zeit des Alten Reiches die Konfessionen in Konflikt, aber auch in Harmonie zusammenlebten.

Können Sie Bezüge von Regensburg nach Berlin herstellen?

Professuren der Regensburger Fakultät gehören zu den führenden innerhalb Deutschlands. Der Bezug besteht schon allein dadurch, dass man als Berliner aufmerksam deren Veröffentlichungen liest. Regensburg ist auch der Ort einer formativen Periode Joseph Ratzingers und somit Benedikt XVI. Eine evangelische Theologie wird aufmerksam Schriften maßgeblicher Theologen der römisch-katholischen Kirche verfolgen, allzumal wenn es der Papst oder in diesem Fall der Papst emeritus ist.

 

Ihre Gastprofessur ist keine Einbahnstraße. Was entsteht für Sie hier?

Ich bin beispielsweise außerordentlich dankbar für die Fragerunden nach meinen Vorlesungen. Ich habe vielleicht im Unterschied zu anderen, die diese Professur bereits bekleidet haben, nicht ein bereits veröffentlichtes Werk mitgebracht, das ich noch einmal für Regensburg ausgelegt und fortgeführt habe, sondern ich habe Thesen zur Theorie meines eigenen Faches zur Diskussion gestellt, die ich noch gar nicht publiziert habe. Insofern sind mir die Ergänzungen und die Anregungen der Kollegen und der Studierenden außerordentlich wichtig und werden sicher auf dem Weg zur Veröffentlichung dieser meiner Vorlesungen dazu führen, dass sie anders veröffentlicht werden als sie gehalten wurden. Kurz: Ich verdanke den Regensburger klugen Kommentaren und Begegnungen sehr viel.

 

Wie nehmen Sie Regensburg nicht nur als intellektuellen, sondern in diesem Falle als einen geistlichen Raum wahr?

Ich bin beeindruckt, dass es in einer derartigen räumlichen Dichte solch unterschiedliche Kirchen und Kirchgemeinden gibt, unterschiedlich in ihrem Frömmigkeitsstil: Sehen Sie nur die Karmeliterkirche St. Josef, die Basilika der Alten Kapelle und den Dom und noch zahlreiche weitere. Das ist ein Kosmos wie ich ihn häufig in meinen Berliner Vorlesungen schildere. Aber ich wusste gar nicht, dass ich besser, statt dies in meinen Vorlesungen zu erklären, meine Studenten unter den Arm nehmen und hierherkommen sollte. Ich bin schon deswegen sicher, dass ich wiederkommen werde.

 

Interview: Prof. Dr. Veit Neumann, Bischöfl. Pressestelle

Fotos: Michael Pilarski



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