Ein Bund von Herz zu Herz – Jörg Splett bereichert das Akademische Forum mit seinen Ausführungen zum Thema der Ehe
Am Donnerstagabend hat der bundesweit bekannte Philosoph Jörg Splett im Dollingersaal in Regensburg über die Ehe gesprochen. „Zur Theologie des Ehesakraments“ lautete der Titel des Vortrags, zu dem das Akademische Forum Albertus Magnus eingeladen hatte und zu dem auch Bischof Rudolf Voderholzer gekommen war. Prof. Splett ist einer der profiliertesten christlichen Philosophen der Gegenwart. Er hob den Wert der Ehe hervor, wie sie insbesondere als Bund zwischen Mann und Frau existiert. Er verwies dabei auf problematische Entwicklungen, die es in der Vergangenheit gegeben habe, etwa als die Ehe vorrangig als rechtliche Einrichtung des Vertrags gesehen worden war. Prof. Dr. Bonk, Direktor des Akademischen Forums, hatte zunächst in einführenden Worten diverse Stimuli gesetzt, als er zum Beispiel fragte, ob „die Vorbilder ausgehen, um von der Schönheit der Ehe zu überzeugen“.
Die Hochzeit bedeutete stets die Hochzeit von Himmel und Erde
Dr. Splett führte aus, im christlichen Eheverständnis begegne der Partner als Gottesgeschenk, als Aufgabe und unbedingt zu achtende Person. „Ehe gelingt dauerhaft nur im Dreispiel“ – damit angesprochen ist die Tatsache, dass Gott mit den Eheleuten ist: „Genau darum ist die Ehe auch ein Sakrament. Den Bund schließen nicht die Ehepartner. Diesen schließt Gott.“ Zur Stützung dieser Aussage verwies der Philosoph darauf, dass die Hochzeit zwischen zwei Menschen in allen Völkern auch der Vergangenheit stets die Hochzeit von Himmel und Erde zu bedeuten hatte. Und wenn sie „schon kein Sakrament war, so hatte sie doch wenigstens eine erhebliche religiöse Dimension“. Im tiefsten Grunde aber spiegele sie das Aufgenommensein des Menschlichen ins Göttliche, wie sich dies gerade in der christlichen Konzeption der Heilsgeschichte zeige. Splett: „Das ist der eigentliche Kern der Hochzeit.“
Hinter dem Recht stehe allerdings eine Zwangsordnung
Der Ehe gehe es, geschichtlich gesehen, auch nicht so sehr um sexuelle Regelungen, sondern um die Regelung des Verschmelzens der Familien miteinander. Dazu sei der starke Aspekt des Vertrags gekommen. Hinter dem Recht stehe allerdings jeweils eine Zwangsordnung. Lobend hob Splett deshalb hervor, dass das Konzil von der Ehe als einem Bund spricht. „Das eigentliche Geschehen ist ein Bund von Herz zu Herz.“
Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste
Jörg Splett wurde 1936 geboren und war nach seiner Promotion Assistent bei P. Karl Rahner. Seit 1971 lehrt er Philosophische Anthropologie, Religionsphilosophie sowie Geschichte der Philosophie. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste und Autor von bislang 27 Büchern.