Kladrau, Nepomukstatue

Renovabis widmet sich dem ländlichen Raum Osteuropas

Zwischen Idylle und Leere


Freising / Regensburg, 17. November 2025

Interessante Einblicke in das Leben in Osteuropa bietet die Zeitschrift „OST-WEST. Europäische Perspektiven“, kurz OWEP, schon seit Jahren. Die aktuelle Ausgabe des widmet sich speziell den ländlichen Gebieten.

Für die einen ist es die reine Idylle, für die anderen eher ein Ausdruck von Tristesse: Das Leben auf dem Dorf. Die Zeitschrift OWEP beleuchtet unterschiedliche Facetten dörflichen Lebens in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur das historische Erbe aus den Zeiten des Kommunismus, das bis heute viele ländliche Strukturen prägt. Gerade für das zum östlichen Nachbarbistum Pilsen in Freundschaft und Verbundenheit hinüberblickende Bistum Regensburg ist aber interessant, was tschechische Historiker Matěj Spurný schreibt.

Spurnýs Beitrag macht deutlich, welchen Verlust die Vertreibung der Deutschen für die Grenzregion und die tschechische Kulturlandschaft bedeutete. Die Leere, die mancherorts mit Händen zu greifen scheint – sie sollte als Chance verstanden werden. Was im Bistum Regensburg durchaus auf mancherlei Ebene geschieht. Die beiden Wissenschaftler Alexander Vorbrugg und Lana Peternel wissen indessen um die Probleme. Sie schreiben in ihrem Einführungstext von Spuren der industrialisierten Landwirtschaft, der sozialistischen Kollektivierung und den postsozialistischen Krisen und Konflikten, die bis heute das Leben prägen – natürlich auch in Tschechien. 

Dennoch sind die Spuren des Kommunismus verbindende Erfahrungen in ganz Osteuropa, wie Vorbrugg und Peternel sehr richtig aufzeigen. Doch aktuelle Entwicklungen finden im neuen OWEP-Magazin ebenfalls Beachtung – gerade solche, die abseits urbaner Zentren entstehen und dennoch weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen haben. Olivenbäume auf den adriatischen Inseln, Tourismus in den Ostalpen, riesige Bauernhöfe in den eurasischen Steppen oder Moore in den nördlichen Regionen: Die Vielfalt dörflichen Lebens im Osten Europas ist enorm.

Um ein besonders dunkles Kapitel der deutschen Geschichte geht es in dem Beitrag „Verbrannte Dörfer in Belarus“ – für die exemplarisch der Name Chatyn steht. Die Slawistin Nina Frieß befasst sich mit der russischen Tradition der Dorfprosa, die in literarischer Form zeigte, welche Folgen die Auflösung der Dörfer und der dörflichen Gemeinschaften mit sich brachte. Vor diesem Hintergrund lasse sich, so die Autorin, nachvollziehen, „warum es vielen Menschen heute sogar attraktiver erscheint, in einen Krieg zu ziehen als in der Perspektivlosigkeit russischen Dörfer und Kleinstädte zu verharren.“ 

Thomas Roser, Balkan-Korrespondent in Belgrad, berichtet in seiner Reportage über den Verfall in Serbiens schrumpfenden Dörfern: Hält der Trend an, könnten nach Prognosen der Demografen bis 2050 zwei Drittel der 4.700 Dörfer des Landes verlassen sein. Eine andere Herausforderung beschreibt der Journalist Alexander Welscher. Er hat das litauische 500-Seelen-Dorf Rūdninkai besucht, wo die Bundeswehr zum Schutz der Nato-Ostflanke bis zu 5.000 Soldaten stationieren will und dafür eine ganze Militärstadt aus dem Boden gestampft wird. 

Zwei weitere Beiträge befassen sich mit dem Nachbarland Polen: OWEP-Redaktionsmitglied Matthias Kneip war im „bemalten Dorf“ Zalipie. Dort verzieren fast alle Bewohner ihre Häuser immer wieder auf‘s Neue mit floralen Motiven. Die Polen-Korrespondentin Gabriele Lesser erlebte erstaunlichen Unternehmergeist: Sie führte ein Interview mit einer Hotelbesitzerin, die sich auf Agrotourismus der Luxusklasse an den Masurischen Seen spezialisiert hat.

Text: Renovabis

(sig)

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Unser Bild: Ein hier eher einsam wirkender Nepomuk steht seit Sommer 2025 in Kladrau, Tschechien, wieder an seinem angestammten Platz neben der Brücke.



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