News Bild Papst betet  für friedlichen Wandel in Myanmar - Stipendienprogramm des Bistums Regensburg unterstützt Kirche in Myanmar und schafft Voraussetzungen für Mitarbeit am aktuellen gesellschaftlichen Wandel

Papst betet für friedlichen Wandel in Myanmar - Stipendienprogramm des Bistums Regensburg unterstützt Kirche in Myanmar und schafft Voraussetzungen für Mitarbeit am aktuellen gesellschaftlichen Wandel

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„Die Geburt des Retters unterstütze die Aussichten auf Dialog und Zusammenarbeit in Myanmar, auf der Suche nach gemeinsam angenommenen Lösungen“. So hat der Heilige Vater in seiner Botschaft beim Segen „Urbi et orbi“ zum Weihnachtsfest 2011 seine Hoffnung auf eine positive Entwicklung in dem früher Birma genannten ostasiatischen Land ausdrücklich formuliert.

Dass er sich entschieden hat, gerade die Anliegen des die letzten Jahrzehnte von einem Militärregime regierten Landes in seine Weihnachtsbotschaft namentlich aufzunehmen, ist angesichts der vielfältigen Not bemerkenswert. Nur etwa ein Prozent der knapp 60 Millionen Bewohner von Myanmar ist katholisch, etwa vier Prozent sind Christen, etwa 80 Prozent Buddhisten. Seit 2001 unterstützt das Bistum Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Akademischen Ausländerdienst (KAAD) und der Assumption-University in Bangkok mit einem Stipendienprogramm die Kirche und die gesellschaftliche Entwicklung in Myanmar.

Das Jahr 2011 hat Myanmar neue Perspektiven eröffnet. Die neu gewählte Regierung hat Zeichen für eine Abkehr von der Militärregierung gesetzt, von denen viele Hoffen, dass sie halten, was sie versprechen. Dazu gehört die Entlassung der Friedensnobelpreisträgerin und faktischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest, ebenso wie die Entlassung eines Teils der politischen Gefangenen. Private, auch kirchliche Schulen sind nach deren Verstaatlichung im Jahr 1962 wieder gesetzlich erlaubt. Neue Gesetze zum Demonstrationsrecht werden im Parlament diskutiert. Insgesamt scheint nach der Zeit der Militärdiktatur auf vielen Ebenen eine zivilgesellschaftliche Entwicklung in Gang zu kommen, bei der die Katholische Kirche und ihre Gläubigen trotz ihrer geringen Zahl eine wichtige Rolle spielen können.
Beim hundertjährigen Jubiläum der Grundsteinlegung der Kathedrale von Yangon am 8. Dezember 2011 war unter den Ehrengästen in der Marien-Kathedrale Aung San Suu Kyi. Sie hat den Päpstlichen Delegaten Kardinal Renato Raffaele Martino und die Bischöfe mit der symbolischen Ehrerbietung, die sonst buddhistischen Mönchen gebührt begrüßt und geehrt. Ein Geste, die in dem tiefreligiösen und mehrheitlich buddhistischen Land schwer wiegt. Am Rand des Gottesdienstes hat sie sich mit dem Gesandten des Vatikans ausgetauscht. Auch in der Bischofskonferenz hat kürzlich ein Gespräch mit Aung San Suu Kyi stattgefunden.

Unter den Gästen in der Kathedrale war ebenso ein hoher Vertreter der Regierung für Religionsangelegenheiten. Erzbischof Charles Bo von Yangon hat bei seiner Begrüßung die Bereitschaft der Kirche zur Mitarbeit an einer friedlichen, gerechten, gegen die Armut kämpfenden und auf Einheit ausgerichteten Gesellschaft betont. Die neue Regierung weiß um das Engagement der Kirche für die Ärmsten auf dem Gesundheitssektor und bei der Erziehung, gerade in entlegenen Gebieten.
Bisherige Erfolge und neue Herausforderungen
Am Beginn des Regensburger Engagements im Jahr 2001stand die Unterstützung von katholischen Studentinnen und Studenten in einer extremen Minderheitssituation in ihrer Heimat, die von einer harten Militärdiktatur beherrscht wurde. Inländische Abschlüsse wurden für ein Weiterstudium im Ausland oft nicht anerkannt. Die Regierung hat nach Protesten von Studenten die Universitäten immer wieder - manchmal für Jahre – geschlossen. Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte im Jahr 2003 diese Politik des “Entzugs von Bildung als Waffe gegen die eigene Bevölkerung“ scharf kritisiert und Unterstützung zugesichert. Die bisherigen Absolventinnen und Absolventen haben alle nach ihren Abschlüssen mindestens zwei Jahre für ihre Diözesen gearbeitet, manche viele Jahre ununterbrochen seit der Rückkehr. Arbeitsfelder sind die Caritas, die Verwaltung der Bistümer, der Aufbau neuer kirchlicher Medien, das Erziehungs- und Gesundheitswesen und die Bildungseinrichtungen der Bistümer. Manche Stipendiaten arbeiten jetzt bei internationalen Hilfsorganisationen oder bei internationalen Firmen. Unter den gegebenen Umständen waren die Arbeitsmöglichkeiten für die Kirche und die Christen eng begrenzt und oft innerkirchlich orientiert.
Wenn die positive Entwicklung weitergeht, tun sich für die Bistümer und für die einzelnen Christen in den nächsten Jahren neue Möglichkeiten für ein noch intensiveres Wirken in die Gesellschaft hinein auf. Dazu bedarf es verstärkt gut ausgebildeter und in der Kirche verwurzelter Gläubiger, die sich beim Wandel engagieren. Gerade die Katholische Kirche ist mit ihren 16 Diözesen und der national und diözesan organisierten Caritas eine der best vernetzen und organisierten regierungsunabhängigen Organisationen in Myanmar. Überall im Land stößt man auf Projekte kirchlicher, vor allem auch deutscher katholischer Hilfswerke. Das Land Myanmar ist reich an Bodenschätzen, hat großes Potential zum Beispiel in der Landwirtschaft oder im Tourismus. Die Stipendiaten und Stipendiatinnen des KAAD und der Diözese Regensburg gehören sicher zu denen, die die Voraussetzungen haben, den Wandel positiv mitzugestalten. Die Katholiken im Land beten und hoffen mit dem Papst, dass sein Gebet für einen friedlichen Wandel im Dialog erhört wird. Die Kraft, die sie daraus schöpfen, dass ihre Anliegen an Weihnachten auf dem Petersplatz von dem von ihnen so hoch verehrten Papst vor Gott getragen wurden, kann kaum überschätzt werden.


Portrait Claudia Api
„Wenn ich 2001 das Stipendium des Katholischen Akademischen Ausländerdienstes (KAAD) und der Diözese Regensburg nicht bekommen hätte, dann wäre es mir vermutlich genauso so ergangen, wie vielen meiner Klassenkameradinnen und -kameraden, die auch sehr gute Abschlusszeugnisse hatten. Ich hätte nicht studieren können und würde in meinem Dorf auf dem Feld einfachste Arbeiten verrichten.“ Statt dessen hat Claudia Api in Thailand Business-Englisch studiert und anschließend zwei Jahre für ihre Heimatdiözese für die Caritas gearbeitet. In den letzten drei Jahren war sie für die Nationale Caritas in Myanmar vor allem in der Überwachung und Evaluation landesweiter, oft international geförderter, Projekte zuständig. Die größte Natur-Katastrophe am 2. Mai 2008 hat Claudia Api hautnah miterlebt. Der Zyklon Nargis hatte in Myanmar über 140.000 Tote und bis weit ins Landesinnere hinein ein total verwüstetes Land zurückgelassen. Bereits in den ersten Tagen danach hat sie dort im Krisengebiet gearbeitet. Ausländische Helfer wurden von der Regierung nicht zugelassen.
Ab Herbst 2012 studiert Claudia Api in Deutschland mit einem KAAD-Stipendium in einem Masterstudiengang, um zukünftig noch besser bei Katastrophen helfen zu können. Danach wird sie mit ihrer neuen Qualifikation der Kirche und ihrem Heimatland wieder zu Verfügung stehen, denn Katastrophen ereignen sich in ihrer Heimat immer wieder und werden durch den Klimawandel voraussichtlich immer häufiger auftreten.

Portrait Ko Ko Lwin
„Mit den Erfahrungen aus dem Zyklon Nargis hat für uns ein Lernprozess eingesetzt“, berichtet Father Henry Eikhlein, der Caritasdirektor der am stärksten betroffen Diözese Pathein. Um nach der Katastrophe effektiv helfen zu können, vorhandene Hilfsprogramme abzurufen und auch in der Krisenprävention aktiv werde zu können, musste die Caritas, neu organisiert werden. „Im dreiköpfigen Leitungsteam war dabei Projektkoordinator Ko Ko Lwin von größter Bedeutung für den Erfolg des Projektes“, ist sich der Caritasdirektor sicher. Ko Ko Lwin, auch er ein Stipendiat des KAAD und der Diözese Regensburg, war im Rahmen seiner Abschlussarbeit für den Master in Business Administration nach der Katastrophe in der Krisenregion. „Seine unmittelbare Erfahrung kombiniert mit dem theoretischen Wissen von der Universität haben uns danach sehr geholfen, in kurzer Zeit ein theoretische und praktisch erfolgreiches Konzept zu entwickeln und umzusetzen“, ist Caritasdirektor Henry Eikhlein überzeugt. Durch sein Studium habe Ko Ko Lwin auch sehr erfolgreich mit den koordinierenden internationalen Stellen zusammengearbeitet. Er hat die Voraussetzungen gekannt, unter denen internationale Hilfe fließen kann. Im Jahr 2012 beginnt Ko Ko Lwin ein Promotionsstudium, das erneut vom KAAD gefördert wird und bei dem er sich mit dem „Katastrophenmanagement“ auseinandersetzen wird. Danach möchte er nach Myanmar zurückkehren und wieder für die Kirche arbeiten.

Zahlen und Fakten
Claudia Api und Ko Ko Lwin sind zwei Beispiele aus einem Stipendienprogramm, das seit dem Jahr 2001 vom Bistum Regensburg, dem KAAD und den Montfort Brothers und ihrer Assumption-University in Bangkok zusammen mit den Bischöfen Myanmars durchgeführt wird. Bisher konnten mit Unterstützung des Bistums Regenburg 29 Studentinnen und Studenten aus Myamnar gefördert werde, 12 davon studieren derzeit noch. Seit 1993 wurden insgesamt 70 Personen aus Myanmar vom KAAD gefördert.
Das Spektrum der geförderten Fächer reicht von Business-Englisch über Internet, Informatik, Neue Medien, Management, Englischunterricht, Architektur, Pflegewissenschaft,, Erwachsenenbildung, Ingenieurwissenschaften, Forstwirtschaft, Psychologische Beratung und Erziehungswissenschaften. So hat zum Beispiel eine Stipendiatin, die Erziehungswissenschaft studiert, bei ihrer Abschlussarbeit in Deutschland ein Projekt der UNESCO zur Förderung der frühkindlichen Erziehung in ihrer Heimatdiözese Kengtung ausgewertet. Dazu gehören auch Wettbewerbe der Kindergärten, von denen das Foto mit dem Kind in der Stammestracht stammt.



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