Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus - Einsatz für Flüchtlinge: Engagement von Regensburger Studenten ausgezeichnet
Der Einsatz von Regensburger Studierenden für Flüchtlinge hat bundesweit Vorbildcharakter: Die deutschen Bischöfe haben die Initiative „CAMPUSAsyl“ der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg mit dem Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ausgezeichnet. „Ich gestehe, ich bin ein bisschen stolz auf die Regensburger“, sagte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der die Preisträger am Donnerstag zur Verleihung nach Berlin begleitete und sich mit ihnen über die Auszeichnung freute. Diese sei „eine große Ermutigung für alle“.
Projekt soll Signalwirkung haben
Bischof Voderholzer setzt auf die „Signalwirkung“ und hofft, dass CAMPUSAsyl nun bundesweit als Modellprojekt Schule macht: „Das Zusammenwirken von Flüchtlingshilfe, Studierenden und Lehrkräften bis in den Professoren-Bereich ist vorbildlich für jede Universität, Hochschule oder vergleichbare Einrichtung in Deutschland.“
Die Flüchtlingshilfe der Regensburger Studierenden sei „ein herausragendes Beispiel für den Enthusiasmus und die Kreativität junger Christinnen und Christen“, erklärte der Jury-Leiter und Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle aus Hildesheim. CAMPUSAsyl biete Flüchtlingen und Asylbewerbern nicht nur eine lebendige Willkommenskultur an, sondern lade sie gezielt dazu ein, sich selbst einzubringen und den Prozess der Integration aktiv mitzugestalten, betonte er im Rahmen des offiziellen Festakts der Preisverleihung in der Berliner Kirche Maria Regina Martyrum, der zentralen Gedenkstätte der katholischen Christen in Deutschland. Damit werde „zugleich ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung fremdenfeindlicher Ressentiments“ geleistet.
Studentenpfarrer Hermann Eckl: „Auszeichnung gibt uns Rückenwind!“
CAMPUSAsyl nutzt für die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen gezielt die Ressourcen und Kompetenzen der Regensburger Hochschullandschaft. Die Initiative wurde von der Katholischen Hochschulgemeinde um Studentenpfarrer Hermann J. Eckl und dem Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache an der Universität um Prof. Dr. Rupert Hochholzer ins Leben gerufen.
Inzwischen haben sich ein Vielzahl von Dozenten, Instituten und vor allem Studierende aus den unterschiedlichsten Fachbereichen angeschlossen ebenso wie Flüchtlingshelfer der Regensburger Zivilgesellschaft. Wie viele genau mittlerweile mitmachen, lässt sich nur schwer sagen: „Mehrere Hundert Ehrenamtliche und wahrscheinlich an die 1000 Unterstützer im Umfeld sind es bestimmt“, schätzt der Studentenpfarrer Eckl. Die Auszeichnung der Bischöfe ist nun „ein besonderer Ansporn“, fügt er hinzu: „Sie wird uns Rückenwind geben.“
Die 20jährige Studentin Lisa Thaller fühlt sich durch den Preis in ihrem Engagement „auf jeden Fall bestärkt“. Sie hilft mit im „Orga-Team“, erzählt sie: „Organisieren, das habe ich schon in meiner Heimat-Pfarrgemeinde in Oberbayern immer gern gemacht.“ Der Kontakt zu CAMPUSAsyl hat sich für sie direkt über die Katholische Hochschulgemeinde ergeben: „Ich wollte mich einfach für Flüchtlinge einsetzen und dann kam eins zum anderen.“
Umso größer war die Freude, dass sie mit zur Preisvergabe nach Berlin fahren konnte. Wie Bischof Rudolf blickt die junge Studentin mit Stolz auf die Auszeichnung: „Wir sind von Hause aus sehr motiviert. Aber der Preis bringt bestimmt noch mal zusätzlichen Schwung“, sagte sie bei der Verleihung in Berlin. „Das ist eine große Anerkennung, die zeigt, dass unsere Arbeit gewürdigt wird. Man weiß einfach: Es ist das Richtige, was man tut, und so muss man weitermachen.“
Apostolischer Nuntius: „Sozialer Friede ist kostbares Gut“
In Anbetracht der wachsenden Zahl von Flüchtlingen müsse das christliche Engagement für eine „Kultur der Begegnung“ verstärkt werden, darauf verwies der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović. In einer Zeit, in der eine „neue Feindlichkeit gegen Menschen wächst, die zu uns flüchten oder schon lange unter uns leben, aber als fremd empfunden werden“, komme der Auszeichnung eine besondere Bedeutung zu. „Der soziale Friede ist ein kostbares Gut, das nicht durch Hass und Gewalt zerstört werden darf“, so der Apostolische Nuntius in seiner Ansprache.
Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus könne und müsse noch viel mehr unternommen werden als bisher, appellierte die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer, Barbara John. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Ulla Schmid, stellte in der Laudatio heraus, dass Projekte wie die von CAMPUSAsyl eine passende Antwort auf die aktuelle gesellschaftliche Herausforderung geben könnten.
Die wichtigste Säule im Konzept des Regensburger Studierenden-Engagements sind Maßnahmen zur Sprachförderung, ob in der Erstaufnahmeeinrichtung, in den Gemeinschaftsunterkünften oder in Schulklassen. Darüber hinaus werden interkulturelle Schulungen für ehrenamtlich Engagierte durchgeführt und eine Reihe von Sport-, Musik- und Tanzangeboten organisiert. „In der Regensburger Initiative packen zahlreiche Studentinnen und Studenten gemeinsam an: Mit großem persönlichen Engagement kümmern sie sich darum, dass Flüchtlinge sich willkommen fühlen und frühzeitig die Weichen für eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration gestellt werden“, sagte Schmid.
Der Katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wurde zum ersten Mal verliehen. Die Deutsche Bischofskonferenz lobte ihn Anfang des Jahres auf Anregung der Migrationskommission aus. Geehrt werden engagierte Personen und Gruppen, die sich in Deutschland aus dem katholischen Glauben heraus für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft einsetzen. 86 Bewerbungen und Vorschläge gab es insgesamt.
Das Projekt der katholischen Studierenden aus Regensburg ist einer der drei Preisträger der Auszeichnung, die mit insgesamt 10.000 Euro dotiert ist. Der erste Preis in Höhe von 5000 Euro wurde an Pater Oliver Potschien O.Praem. und sein Team vom Sozialpastoralen Zentrum Petershof verliehen, die sich im sozialen Brennpunkt von Duisburg-Marxloh für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen stark machen, ihnen in ihren materiellen und seelischen Nöten zur Seite stehen und beispielsweise eine medizinische Behandlung ermöglichen – auch ohne Krankenversicherung. Den zweiten Preis teilen sich CAMPUSAsyl und die Ökumenische Initiative „hingucken… denken… einmischen… Magdeburg aktiv gegen rechts“ (je 2500 Euro).