News Bild Katholische Betriebsseelsorge im Bistum Regensburg mahnt Situation der LKW-Fahrer an

Katholische Betriebsseelsorge im Bistum Regensburg mahnt Situation der LKW-Fahrer an

Fern von der Familie auf dem Seitenstreifen

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Regensburg, 8. Dezember 2023

Lkw- und Fernfahrer leisten einen wichtigen Dienst für die Gesellschaft. Ohne sie stünde die Produktion in vielen Betrieben still, die Supermarktregale wären leer, Autos würden nicht ausgeliefert und es stünde kein Postbote mit einem Päckchen vor der Tür. Dabei ist die Arbeit der Brummifahrer nicht ungefährlich, verlangt Können und bedeutet für viele ein ganz und gar nicht romantisches Leben. Oft sind sie wochenlang von ihren Familien getrennt und verbringen die Zeit auf den wenigen Quadratmetern ihrer Fahrerkabine.

Realität: Auf Seitenstraßen im LKW schlafen ohne Zugang zu Sanitärräumen

Vielen Fahrern macht ihre Arbeit Freude, trotz schwerer Konditionen. Wer bei einer Spedition beschäftigt ist, die Tarifgehälter bezahlt und auf die Einhaltung von Arbeitsschutzregeln achtet, hält dem Betrieb oft über Jahrzehnte die Treue. Solche Arbeitsverhältnisse scheinen jedoch zur Ausnahme zu werden, erklärt Richard Wittmann von der Betriebsseelsorge im Bistum Regensburg: „Viele Fahrer werden nur zu den in den Herkunftsländern üblichen Niedrigstlöhnen beschäftigt und sind oft drei Monate, ein halbes Jahr oder länger in Westeuropa unterwegs. Wochenlang auch in Deutschland, kaum ein Wort Deutsch sprechend, müssen sie unter enormem Zeitdruck ihre Ladung rechtzeitig zum Zielort bringen. Dabei sind sie ständig auf der Suche nach einem der viel zu wenigen öffentlichen Parkplätze, um Pausen einzuhalten oder einen Standplatz für die Nacht zu bekommen. Von den spärlichen Sanitärräumen ganz zu Schweigen. Nicht selten kommt es vor, dass wegen eines Staus oder schlechter Verkehrsverhältnisse die Abladezeit verpasst wird und die Fahrer bis zum nächsten Morgen vor dem Firmengelände warten - in einer Seitenstraße und ohne Toilettenzugang.“

Betriebsseelsorge fordert deutschen gesetzlichen Mindestlohn

Insbesondere die prekäre Situation vieler Fahrer aus Osteuropa ist durch die Berichterstattung über die wochenlangen Streiks auf dem Rastplatz in Gräfenhausen einer großen Öffentlichkeit bekannt geworden. Fahrer eines polnischen Unternehmens legten dort wegen ausstehender Löhne und den unwürdigen Arbeitsbedingungen ihre Arbeit nieder, weiß Richard Wittmann zu berichten. Obwohl auf polnischen Maschinen fahrend kamen sie u.a. aus der Türkei, aus Tadschikistan, der Ukraine, Usbekistan oder Kasachstan. Angestellt sind sie nicht selten auf einer Art Scheinselbständigkeit. Zusammen mit den Gewerkschaften fordern die Betriebsseelsorger in Deutschland deshalb schnellstens Verbesserungen bei der öffentlichen Parkplatz- und Rastplatzsituation sowie bei der Bezahlung. Für Fahrer von ausländischen Subunternehmen fordern sie zumindest die Anwendung des deutschen gesetzlichen Mindestlohns, wenn die Fahrer in Deutschland unterwegs sind.

Nikolausaktion vor Ort

Seit einigen Jahren macht sich das Team der Regensburger Betriebsseelsorge regelmäßig auf zu Parkplätzten, Rastplätzen und Autohöfen, um mit den Fahrern und den Fahrerinnen ins Gespräch zu kommen und von ihren Sorgen und Nöten zu hören – so auch am diesjährigen Nikolaustag. Richard Wittmann, Leiter der Fachstelle Betriebsseelsorge im Bistum Regensburg, war - als Nikolaus verkleidet - mit seinem Team auf dem Autohof Regensburg-Ost unterwegs. Im Gepäck hatte er einen Schoko-Nikolaus und einen Kartengruß, der wegen der unterschiedlichen Herkunft der Fernfahrer in verschiedenen Sprachen abgefasst war. Das Ziel: Ganz bewusst am Nikolaustag auf den wichtigen Dienst der Fernfahrer und ihre oft prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam machen und ihnen „Danke“ sagen.

Text: Richard Wittmann, Fotos: Harald Beitler
(SSC / jas)



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