Den roten Faden zu Gott finden – Kunstprojekt in der Regensburger Dreifaltigkeitskirche
Dass auch jetzt noch die meisten Kirchen tagsüber geöffnet sind, ist vielen nicht bewusst. Eine Kerze anzünden, die Ruhe und Stille genießen, ein Gebet sprechen oder sich auf den im Tabernakel anwesenden Herrn zu besinnen – all das ist, sofern genügend Abstand zu anderen Personen gehalten wird, nach wie vor möglich!
Auf diese Tatsache weist auch Karin Nottrodt mit dem an der Kirchentür der Regensburger Dreifaltigkeitskirche aufgehängten Schild „Kirche ist offen“ hin. Der Bühnenbildnerin kam die Idee, ihre gestalterischen Fähigkeiten in der Kirche auf dem Dreifaltigkeitsberg einzusetzen. Das Ziel: Die Menschen, die vereinzelt und mit viel Abstand in die Kirche kommen, untereinander durch ein Kunstprojekt zu verbinden.
Pfarrer Nikolaus Grüner zeigte sich sofort begeistert. Und dann wurde die Idee schnell zum Familienprojekt: Karin Nottrodt kündigte an: „Jetzt wird Kunst gemacht in der Kirche“ – und schon begann ihr Ehemann zu werkeln, die beiden Töchter griffen zur Schere und binnen Kurzem war die Installation einsatzbereit.
Am Gesprächsfaden anknüpfen
Das zentrale Element der Installation ist ein roter Faden, der sich vom Altar zum ebenfalls mittig gestellten Taufbecken zieht. Er symbolisiert einen Gesprächsfaden, an dem man anknüpfen kann. Entsprechend liegen in den Bänken viele einzelne, gelochte Zettel aus, auf die Besucher der Kirche ihre Gedanken schreiben können und die sie an dem zentralen Faden anbringen können. Die Kirchenbesucher hätten das Angebot gut aufgenommen, meint Karin Nottrodt. Nach drei Tagen waren bereits 40 Zettel beschriftet mit unterschiedlichstem Inhalt.
Damals und heute
Dass gerade die Dreifaltigkeitskirche für ein Projekt genutzt wird, das sich aus der Corona-Krise heraus ergeben hat, ist sehr passend: Die Kirche wurde nämlich angesichts einer schwer wütenden Pestepidemie Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet. So erscheint sie auch jetzt als ein geeigneter Ort für das Gebet in Zeiten von Corona.