Bischof Rudolf Voderholzer betet mit den Regensburgern bei der traditionellen Bittprozession in den Anliegen unserer Zeit
Am Vorabend von Christi Himmelfahrt fand wieder die traditionelle Regensburger Bittprozession statt, zu der Bischof Rudolf Voderholzer die Gläubigen eingeladen hatte. Der Abend begann mit einem Pontifikalamt im hohen Dom St. Peter, das er in Konzelebration mit Domdekan Prälat Anton Wilhelm, Regionaldekan Prälat Alois Möstl sowie Stadtdekan Roman Gerl und Prodekan Franz Ferstl feierte. Farbenfroh gestaltete sich der Einzug in den Dom, waren doch die verschiedenen kirchlichen Verbände und Vereine durch Fahnenabordnungen vertreten. Der Abend stand unter dem Motto, das Papst Franziskus für das "Jahr des geweihten Lebens" ausgegeben hatte, „Für Gott. Für die Menschen“.
"Mit Christus Brücken bauen"
In seiner Predigt warf Bischof Rudolf Voderholzer einen Blick zurück auf den Vorabend von Christi Himmelfahrt 2014. Damals war unter großer Beteiligung zahlreicher, oft weit angereister Gläubiger der 99. Katholikentag in Regensburg eröffnet worden. Immer wieder stoße er, so bekannte Bischof Rudolf freudig, auf die Nachhaltigkeit dieses großen Glaubensfestes. Oft werde er bundesweit auf den Katholikentag angesprochen, welch gute Impulse sich die Menschen mit nach Hause genommen hätten. Doch es gebe noch viel mehr zu berichten. Mit den beiden großen Kollekten werde jetzt ein Projekt umgesetzt, in dem Frauen, die Opfer von Menschenhandel und Prostitution geworden sind, fachkundig beraten würden.
Auch die Brücken zum Partnerbistum Pilsen seien mit und nach dem Katholikentag oft beschritten und damit bestärkt worden. In der Diözese sei der Kontakt zwischen Bischofsstadt und den Pfarreien intensiviert worden, was ihn auch besonders freue. "Legen Sie auch heute öffentlich ein Bekenntnis für Ihren Glauben ab", so forderte der Bischof die Gläubigen auf, "so wie es bei einem jeden Katholikentag der Fall sein soll".
"Für Gott. Für die Menschen"
"Christen sind nicht für sich da, sondern für die anderen Menschen", legte Bischof Rudolf dar, "und jeder getaufte und gefirmte Christ ist dazu aufgerufen". In besonderer Weise seien dies auch die Männer und Frauen des geweihten Lebens. Deshalb sei die Prozession auch unter das Leitwort des "Jahr des geweihten Lebens" gestellt worden. "Schenken Sie das Feuer des Glaubens und der Liebe weiter an die kommenden Genrationen", so lautete sein Aufruf, "damit unsere Stadt und unser Land ihr Antlitz und ihre Seele behalten". Bischof Rudolf erinnerte auch an das Papstattentat vom 13. Mai 1981, bei dem der hl. Johannes Paul II. seine Rettung der Gottesmutter von Fatima zugesprochen hatte. Maria sei das Urbild und Vorbild eines jeden geweihten Lebens, unter ihren Schutz stellte der Bischof alle Menschen in der Stadt Regensburg.
"Das Gesicht unsere Stadt zutiefst geprägt"
Nach dem Pontifikalamt setzte sich die Lichterprozession durch die abendliche Innenstadt in Gang, vorbei an den vielen Orten, an denen Menschen des geweihten Lebens ihr Glaubenszeugnis ablegen: bei den Stiftsherren von St. Johann mit ihrem Gebet für die Stadt, bei den Armen Schulschwestern, die in Erziehung und Bildung tätig sind, bei den Karmeliten am Alten Kornmarkt, der Beichtkirche in der Stadt, einem Ort der Versöhnung mit Gott, sowie dem zweiten Stift, der Alten Kapelle, mit der Wallfahrt zum tausend Jahre alten Gnadenbild. Auf der Obermünsterstraße wurde dann am Jesuitenplatz singend und betend vorbeigegangen, jener Orden, aus dem Papst Franziskus stammt. Der Turm der Obermünsterkirche erinnerte an das Adlige Damenstift, in dem über Jahrhunderte hin geistliches Leben gepflegt wurde.
Vor der Basilika St. Emmeram, einst Benediktinerabtei und Wirkungsort des Hl. Bischof Wolfgang, wurde die Prozession dann feierlich mit den Fürbitten, dem bischöflichen Segen und dem Te Deum beendet. Auch in diesem Jahr war die Bittprozession wieder ein frohes und beherztes Bekenntnis des Glaubens, ein Hineintragen Gottes in die Welt. Viele der Passanten, die gerade in Tracht auf dem Weg zur Dult waren blieben stehen, sangen und beteten mit. Für viele war der Anblick auch ungewohnt, der fragend kommentiert wurde. "Für wen macht ihr das eigentlich?", wollte ein junger Bursche wissen, "Für Gott und für die Menschen", gab ihm eine Ordensfrau zur Antwort.