News Bild Bischof Rudolf feiert Allerseelen in der Regensburger Pfarrei Ziegetsdorf

Bischof Rudolf feiert Allerseelen in der Regensburger Pfarrei Ziegetsdorf

Warum das Paradies kein Schlaraffenland ist

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Regensburg, 2. November 2022

Am Allerseelentag gedenken die Katholiken ihrer Verstorbenen. Traditionell feiert Bischof Rudolf Voderholzer an diesem Tag die Heilige Messe in der Pfarrei St. Josef in Ziegetsdorf am südlichen Stadtrand von Regensburg. Stellvertretend für den emeritierten Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, und seinen bereits im Sommer 2020 verstorbenen Bruder, Prälat Georg Ratzinger, betet Bischof Rudolf an deren Familiengrab. In Pentling ließ sich Joseph Kardinal Ratzinger, damals Dogmatikprofessor in Regensburg, 1970 ein Einfamilienhaus errichten. Vier Jahre später ließen die Geschwister ihre verstorbenen Eltern vom Friedhof in Traunstein nach Ziegetsdorf umbetten. Maria Ratzinger, die ihrem Bruder Joseph mehr als 30 Jahre den Haushalt geführt hatte, wurde ebenfalls im Familiengrab auf dem Ziegetsdorfer Friedhof beigesetzt.

Bischof Rudolf betete am Grab der Familie Ratzinger.

Bischof Rudolf betete am Grab der Familie Ratzinger.

„Münchener im Himmel“ ist nicht Auslegung unseres Glaubens

Der Schöpfergott, zu dem wir uns bekennen, so Bischof Rudolf in seiner Predigt, ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten. Deshalb vertrauen wir darauf, dass wir nicht für Grab und Tod geschaffen sind, sondern für die Ewigkeit. Daher müsse es einen besorgt machen, betonte der Bischof, wenn neue Umfragen zu dem Ergebnis kommen, dass auch unter den Gläubigen eine erhebliche Zahl von sich sagt, zwar an Gott, aber nicht an die Auferstehung zu glauben. Vielleicht hänge das damit zusammen, dass eine bestimmte Vorstellung von Ewigkeit gemeint ist, an die man nicht glauben kann: „Eine Vorstellung von Ewigkeit, die darin nur die endlose Verlängerung des Diesseits, und das Paradies sich als eine Art Schlaraffenland denkt. Dies wäre in der Tat nicht der Hoffnung, des Glaubens und der Rede wert. Das ist auch nicht unser Glaubensinhalt. Und der Engel Aloysius, der ‚Münchener im Himmel‘, ist noch nicht die verbindliche Auslegung unseres Glaubens, wenn er sich an das Münchener Hofbräuhaus zurücksehnt!“, betonte Bischof Voderholzer.  

Pfarrvikar Pater Udochukwu Jude Ugorji las das Evangelium.

Pfarrvikar Pater Udochukwu Jude Ugorji las das Evangelium.

Ewigkeit übersteigt Zeit und Raum

Die Schwierigkeit bestehe darin, dass wir hier über ein Mysterium sprechen, das alle unsere Vorstellungskraft übersteigt, und wofür wir keine Begriffe und Anschauungsformen haben. „Wir sind mit unserem Denken und Sprechen an die Anschauungsformen von Raum und Zeit gebunden. Ewigkeit aber übersteigt beides“, so der Diözesanbischof. Die Bibel sei in dieser Hinsicht sparsam mit Bildern und konzentriere sich meist auf die Aussage „beim Herrn sein“. Ewigkeit ist vollendete Beziehung, ist vollendete Gemeinschaft durch ihn, mit Gott dem Vater. Das wird einmal all unser Sehnen und Hoffen übersteigen. Ausdruck der vollendeten Beziehung ist, dass Gott deinen und meinen Namen kennt. Deswegen sei es ein wunderbares Zeichen, wenn an Allerseelen die Namen der Verstorbenen aufgerufen werden. Der Name ist gewissermaßen unser zweites Ich, so der Bischof abschließend. Für alle im Jahr Verstorbenen der Pfarrei Ziegetsdorf wurden während der Messe Kerzen entzündet. Am Altar feierten mit Bischof Rudolf Pfarrer Horst Wagner und Pfarrvikar Pater Udochukwu Jude Ugorji sowie Pfarrer Michael Alkofer (Pfarrei Schwabelweis).

Für die seit Allerseelen 2021 Verstorbenen aus der Pfarrei Ziegetsdorf wurden Kerzen entzündet und ihr Name verlesen.

Für die seit Allerseelen 2021 Verstorbenen aus der Pfarrei Ziegetsdorf wurden Kerzen entzündet und ihr Name verlesen.

Allerheiligen und Allerseelen: Tage des hoffnungsvollen Gedenkens

Der Allerseelentag am 2. November gilt dem Gedächtnis der Verstorbenen. Er geht auf den Abt Odilo von Cluny zurück, der 998 das Gedächtnis aller verstorbenen Gläubigen für alle Cluny unterstellten Klöster anordnete. Das Dekret von Odilos vom Jahr 998 ist noch erhalten. Später wurde der Allerseelentag auch außerhalb der Klöster gefeiert. Für Rom ist er seit Anfang des 14. Jahrhunderts bezeugt.

In der religiösen Umsetzung der Gläubigen ist das Gedächtnis der Toten, das erst am Allerseelentag begangen wird, trotzdem Inhalt des Allerheiligentages. Nach der Gottesdienstfeier besuchen die Menschen die Gräber ihrer verstorbenen Familienangehörigen und Freunde. Der Mensch geht aus diesem Leben durch den Tod zum Leben in Christus. Diese Hoffnung feiert die Kirche an den beiden ersten Tagen des Novembers. Die Gräber werden geschmückt, es werden brennende Lichter auf die Gräber gesetzt und für die Toten gebetet. Damit bezeugt der gläubige Mensch diese Hoffnung. Daher sind Allerheiligen und Allerseelen keine Trauertage, sondern Tage des stillen und hoffnungsvollen Gedenkens.

Text und Fotos: Jakob Schötz

 



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