News Bild 70 Jahre Kirchweihe der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Thiersheim und der Filialkirche St. Michael in Thierstein
70 Jahre Kirchweihe der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Thiersheim und der Filialkirche St. Michael in Thierstein

Freude am Glauben ist das Wichtigste

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Thiersheim, 1. Mai 2024

„Wir dürfen das Tagesevangelium zum Anlass nehmen, uns an die Freude erinnern zu lassen, dass der Herr uns die Fülle seiner Herrlichkeit schenkt“, sagte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Maifeiertag beim 70. Jubiläum der Kirchweih. Die Weihe erhielten die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Thiersheim und die Filialkirche St. Michael in Thierstein vom damaligen Regensburger Weihbischof Josef Hiltl am 1. bzw. 2. Mai 1954. Beide Kirchen gehören zur Pfarreiengemeinschaft Arzberg-Schirnding-Thiersheim im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel. Pfarrer Stefan Prunhuber, Prodekan Thomas Fischer, der ehemalige Thiersheimer Pfarrer Franz Merl und Diakon Michael Plötz feierten den Pontifikalgottesdienst zusammen mit dem Bischof.

Das Evangelium zur Hochzeit von Kana für den 1. Mai, zum Hochfest der Patrona Bavariae, so der Bischof in seiner Predigt, ist vermutlich nicht nur deshalb gewählt worden, weil der Monat Mai die beste Zeit für Hochzeiten ist. Wahrscheinlich vor allem wegen des österlichen Charakters des Evangeliums. Eingeleitet wurde es, wie bei der Evangeliumgsverkündigung üblich mit den Worten „In jener Zeit …“. Theologen wissen aber, dass dabei etwas ausgelassen wurde, erklärte der Diözesanbischof. Laut dem Johannesevangelisten fand die Hochzeit zu Kana „am dritten Tag“ statt. „Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt“, sei dort zu lesen. Dies werde in unserem Lektionar leider weggelassen. Der Johannesevangelist aber wird sich bei der Nennung des „dritten Tages“ sicher etwas gedacht haben – und es gebe dazu verschiedene Deutungen, so Bischof Rudolf. Jüdische Theologen verweisen darauf, dass der dritte Tag, also der Dienstag, von Gott besonders gesegnet ist. Warum? Weil in Schöpfungsbericht auf der ersten Seite der Bibel zu den Schöpfungswerken des dritten Tages zweimal ausdrücklich gesagt wird, „es war gut“. Es gibt deshalb eine  jüdische Tradition, die Hochzeit am Dienstag zu beginnen. „Neutestamentlich dürfen wir bei „dritten Tag“ schon etwas anderes durchhören: den Auferstehungstag, Jesus, auferstanden am dritten Tag, der dritte Tag ist der des Osterjubels. „Schon zu Beginn des öffentlichen Wirkens unseres Herrn Jesus Christus blitzt also die Freude und das nicht mehr endende Fest auf“, so der Bischof.

 

Bei der Hochzeitsfeier in Kana war der Wein ausgegangen. Auf die Bitte seiner Mutter Maria hin wirkte Jesus damals sein erstes von insgesamt sieben Zeichen. Er wandelte Wasser in Wein, sechs Krüge zu je einhundert Liter. Diese große Menge an bestem Wein stehe für nahezu unbegrenzte Fülle. Dieses Fest ragt hinein in unsere Eucharistiefeier, in unser Fest. Ein bedeutender Theologe, so Bischof Voderholzer, habe einmal gesagt, dass die Situation von Kana die Kirche unserer Zeit kennzeichne: Uns ist der Wein der Freude ausgegangen. Wir klagen über das, was nicht mehr ist oder zurückgeht. Aber wo uns die Freude ausgegangen ist, die Freude am Glauben, da fehlt uns das Wichtigste. „Deswegen dürfen wir dieses Evangelium zum Anlass nehmen, uns an die Freude erinnern zu lassen, an die Freude darüber, dass wir Ostern feiern dürfen, dass der Herr uns die Fülle seiner Herrlichkeit schenkt“, legte Bischof Rudolf die Frohe Botschaft aus. „Ein solches Jubiläum, 70 Jahre Kirche hier in Thiersheim, ist doch wirklich ein großer Grund zur Freude. Schön, dass Sie alle gekommen sind.“

Bischof Rudolf sprach seinen Dank all denen aus, die mithelfen, dass dieses Gotteshaus ein Ort der Erinnerung an die Freude und ein Ort der Feier der Freude über unseren Glauben ist. Zum Jubiläum hatte Doris Härtl vom örtlichen „Bastelstübchen“ eine Kerze gestaltet. Sie wurde vom Bischof gesegnet: „Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt, das Licht für alle Menschen. Segne diese Jubiläumskerze, die wir zu Deinem Lobpreis entzünden. Wie ihr Licht das Dunkel erhellt, so mache du unser Leben hell mit Deiner Wahrheit.“ Pfarrer Stefan Prunhuber verwies in seiner Begrüßung des Bischofs darauf, wie sehr sich die Gläubigen darüber freuten, dass nach dem 50-jährigen Jubiläum wieder einmal der Bischof die Diasporapfarrei besucht. In den letzten Jahren seien die beiden Gotteshäuser umfassend renoviert worden, so dass der Besuch auch den gelungenen Abschluss dieser Baumaßnahmen markiere. Er bedankte sich für die wichtige Unterstützung durch das Bistum. Bischof Rudolf bestätigte gerne, dass alles glänze und gut in Schuss sei: „Das schafft einfach Atmosphäre, wenn für alles gesorgt ist.“

 

Gutes Miteinander der kirchlichen und politischen Gemeinde

Beim anschließenden Stehempfang im Pfarrheim, durch den die Sprecherin des Pfarrgemeinderats Waltraud Döltsch führte, begrüßten die Kinder des Evangelischen Kinderhauses „Unter‘m Regenbogen“ Bischof Rudolf mit einem Lied. In den Grußworten wurde vielfach die gute Zusammenarbeit in der kirchlichen und politischen Gemeinde angesprochen. Ein Beispiel dafür war auch der evangelische Posaunenchor, der den Bischof mit dem „Lobe den Herren“ und dem Oberfrankenlied in Thiersheim begrüßte. Martin Schöffel, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat, dankte der Pfarrgemeinde für ihr vielfältiges Wirken und dem Bistum für die gute finanzielle Unterstützung. Thiersheims Bürgermeister Werner Frohmader wohnt zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche und nahe am Rathaus. Für ihn bildet das ein magisches Dreieck, in dem man gemeinsam viel bewirken kann. Wichtig ist ihm, dass die Kirchengebäude weiterhin offenstehen: „In Kirchen kann man sich auch zurückziehen und die Ruhe und Stille genießen. Das haben wir in unserer Gesellschaft oft verlernt.“ Auf Frohmaders Bitte hin trug sich Bischof Rudolf ins Goldene Buch der Marktgemeinde ein.

Kirchenpfleger Thomas Geipel gab einen Abriss über die Geschichte der katholischen Pfarrei in Thiersheim. Ihn fasziniert, unter welch schweren Lebensbedingungen, wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, alteingesessene Thiersheimer Bürger, aber auch viele Vertriebene, den Bau der Kirche in Angriff nahmen. Pfarrerin Katja Schütz von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde bekannte, dass sie sich einiges von der katholischen Seite abgeschaut habe: „Wir nutzen viel stärker als früher Taufkerzen. Das tut uns gut.“ Pfarrer Dr. Jürgen Henkel, derzeit Vakanzvertreter in der evangelischen Pfarrgemeinde Thierstein, machte deutlich, dass nicht die Strukturen, sondern der gelebte Glaube das kirchliche Leben füllt. Auch die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde war mit Alexander Seifert vertreten. Bischof Rudolf nahm sich viel Zeit, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Immer wieder wurde dabei deutlich, wie gut es für die Gläubigen ist, dass ihr Bischof gekommen ist.

 

Abstecher zur Filialkirche St. Michael in Thierstein

Bischof Rudolf, Pfarrer Stefan Prunhuber und weitere Redner hoben hervor, dass Gemeindereferent Michael Plötz als Ständiger Diakon und seine Frau Martina, die ebenfalls als Gemeindereferentin ausgebildet ist, tragende Säulen der Kirchengemeinde in Thiersheim und Thierstein sind. „Sie sind immer da“ und „Auf sie kann man sich verlassen“ sind typische Aussagen für ihren fruchtbaren Dienst.

Nach dem Mittagessen stattete der Bischof der Filialkirche St. Michael in Thierstein einen Besuch ab. Mit Maria Zeidler und Günther Schröter traf er zwei Pfarrangehörige, die die Kirchweih vor 70 Jahren selbst mitgefeiert haben. Auch hier freute er sich über die gelungene Renovierung der Kirche: „1954 war Michael Buchberger Bischof von Regensburg. Ihm gefiel es, wenn eine neue Kirche auf seinen Namenspatron geweiht wurde.“ Thiersteins Bürgermeister Thomas Schobert sagte in seiner kurzen Ansprache, dass er aus der Predigt des Bischofs einige Anstöße für sich mitgenommen habe. Wie schon an der Kirche Mariä Himmelfahrt verabschiedete sich Bischof Rudolf auch an St. Michael mit einem herzlichen „Zsammhalten“ von den Gläubigen.

 

Text und Fotos: Peter Pirner
(jas, SG)



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