News Bild Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Christi Himmelfahrt in der Großen Kappl in Münchenreuth bei Waldsassen
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Christi Himmelfahrt in der Großen Kappl in Münchenreuth bei Waldsassen

Die göttliche Dreifaltigkeit ist das Zentrum unseres Glaubens

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Das Gotteshaus war vollbesetzt, als der Regensburger Oberhirte zusammen mit Pfarrer Dr. Thomas Vogl und Pater Friedhelm Czinczoll einzog. Dekan Vogl freute sich, dass so viele Gläubige in diesem Tag zum feierlichen Pontifikalamt gekommen waren und verriet, wie er Bischof Rudolf für diesen Besuch gewinnen konnte. „Ich erzählte ihm von dem Brauch in der Kappl, dass an Christi Himmelfahrt am Gottesdienstende die Christusfigur in den Himmel auffährt. Unser Bischof wollte sich persönlich davon überzeugen und heute ist er da.“ Der Oberhirte betonte seinerseits: „Nach vier Jahren, als ich eure neue Orgel einweihen durfte, bin ich wieder in diesem wunderbaren Kirchenraum der Kappl.“ Die Dreifaltigkeit ist das „Zentrum unseres Glaubens, auf den Namen des dreifaltigen Gottes sind wir alle getauft“, betonte er.

Für Bischof Rudolf ist die Wallfahrtskirche zur Hl. Dreifaltigkeit ein überaus passender Ort für die Feier von Christi Himmelfahrt. Die Bauweise der Kirche besticht durch ihren einzigartigen Rundbau über dem dreigliedrigen Grundriss und die immer wiederkehrende Symbolik der Dreifaltigkeit. Besonderer Ausdruck dafür sind außen die drei Kuppeln, die im Inneren von drei Deckengemälden geschmückt werden.

 

Himmel ist eine Beziehungskategorie

Wenn man an Himmel denkt, so der Bischof in seiner Predigt, assoziiert man damit nicht das räumliche Oben, sondern etwas, das bleiben soll. Während wir im Deutschen dafür nur ein Wort haben, gibt es im englischen und im lateinischen mehrere Worte für Himmel. Dort wird zwischen kosmischem (sky / firmamentum) und göttlichem Himmel (heaven / coelum) unterschieden. Die Himmelfahrt, so führte er weiter aus, steht nicht für eine vorweggenommene „Raumfahrt“, sondern sie ist Rückkehr, sie ist ein wieder ganz beim Vater sein. Jesus Christus nimmt unsere menschliche Natur mit in den Beziehungsraum der göttlichen Dreifaltigkeit hinein. So ist der Himmel nicht in erster Linie eine räumliche, sondern eine Beziehungskategorie. Auch für das negative Pendant zum Himmel, für die Hölle, gelte Entsprechendes, so Bischof Rudolf. „Hölle ist ja auch nicht irgendwo unten in den Tiefen der Erde. Hölle ist der Inbegriff von verunglückter Beziehung.“ Die Hölle steht, weil dort jegliche Liebe erstorben ist und alles nur um sich selber kreist, für die endgültig abgelehnte Liebe, der Himmel hingegen für die vollendete Liebe. „Und das wollen wir mitbedenken, wenn wir heute das wunderbare barocke Schauspiel erleben. Und ich freue mich narrisch darauf.“ So war der Bischof den Verantwortlichen in der Kappl dankbar, dass sie dieses Schauspiel mit seiner barocken Sinnesfreude bewahrt haben. Doch, fügte er an: Die sinnliche Anschauung muss vertieft werden. Der Auferstandene entschwindet nicht in das Firmamentum, in den sky, sondern er kehrt an das Herz des himmlischen Vaters zurück. „Himmel ist überall dort, wo Gott zugelassen wird, wo Gott eingeladen ist und sich die göttliche Wirklichkeit entfalten kann.“ Deswegen dürfen wir in der Kraft des Heiligen Geist den Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit erleben, wenn Christus sakramental in der Kraft des Heiligen Geistes gegenwärtig am Altar wird. Wo könnte dies besser erfahren werden, als in dieser wunderbaren, bis ins letzte durchkomponierten Dreifaltigkeitskirche. Auf sakramentale Weise kann Christus jetzt überall gegenwärtig sein, in allen Kirchen und Gottesdiensträumen, wo die Christen bis an die Grenzen der Erde sich versammeln, um „am Altar seine Lebenshingabe zu feiern“.

 

Großer Dank an alle, die mithelfen

Der Bischof bedankte sich bei allen, die mithelfen, dass in dieser Kirche ein Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit erfahrbar wird, den Musikern, Frau Christine Sommer an der Orgel und allen Sängern sowie den Ministranten. Er dankte zudem dem Verein der Freunde der Kappl für ihr Engagement, Herrn Robert Sommer in der Sakristei und Herrn Bernhard Luxals Vorsitzenden des Vereins. Ein großes Dankeschön ging an Dekan Dr. Vogl und P. Friedhelm Czinczoll OSFS. Zum Ende der Predigt veränderte sich das Licht in der Kirche. „Liebe Schwestern und Brüder, wenn jetzt auch noch die Sonne hereinscheint, und uns ein Lichtschauspiel vom Firmamentum schenkt, dann muss uns doch das Herz aufgehen,“ so Bischof Rudolf.

Großer Augenblick des barocken Himmelfahrspiel

Am Ende des Gottesdienstes war dann der große Augenblick gekommen – das barocke Himmelfahrspiel. Die auf einem festlich geschmückten Tisch vor dem Hauptaltar stehende Figur des auferstandenen Heilands fuhr zu den Klängen des Liedes „Lobe den Herrn“ sichtbar für alle in den Himmel auf und verschwand dort in einer Dachluke. Beim Himmelfahrtspiel handelt sich um eine uralte Tradition. In der Großen Kappl wird der Brauch, die Himmelfahrt bildlich darzustellen, intensiv gepflegt und gelebt. Die Ursprünge dieser Tradition können bis ins Jahr 1798 zurückverfolgt werden, wahrscheinlich sind sie noch viel älter.

 

Viele Begegnungen auf dem „Kleinen Kapplfest“

Der kirchlichen Feier folgte bei herrlichem Sonnenschein der weltliche Teil des „Kleinen Kapplfestes“ auf dem Platz vor der Kappl. Viele Händler hatten ihre Verkaufsstände aufgebaut und boten Bratwürste, Süßigkeiten oder Tomatenpflanzen an. Natürlich lud auch der Kapplwirt die vielen hundert Besucher zum Verweilen ein. Die Gäste genossen die deftigen Mahlzeiten und die Blasmusik. Bischof Rudolf ließ es sich nicht nehmen, selbst die Münchenreuther Bauernkapelle zu dirigieren. Mit viel Rhythmus leitete er die Blasmusiker beim Marsch „Wir sind die Kaiserjäger“ an. Das erfreute die Besucher, die Bischof Rudolf mit seiner Art, auf die Menschen zuzugehen, begeisterte. Er begrüßte viele per Handschlag und ließ sich mit ihnen für ein Erinnerungsbild fotografieren.Das „Große Kapplfest“ folgt am Sonntag nach Pfingsten, dem Dreifaltigkeitssonntag, wenn das Patrozinium der Kapplkirche gefeiert wird.

Text und Fotos: Peter Pirner (SG)

 



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